Sterben vor dem Tod

„Nicht der Tod ist der größte Verlust im Leben.
Der größte Verlust ist das, was in uns stirbt,
solange wir am Leben sind.“

Norman Cousins

Solange wir Hoffen sind wir lebendig und die todgeglaubten Teile haben die Chance zu heilen und doch zu leben.

Wenn Täter auf Unglauben setzen…

„Der Feind rechnet mit dem Unglauben der Welt.“

Elie Wiesel
Überlebender des Holocaust

Sagen, wer ich wirklich bin

Ich sitze hier und fange an zu tippen.
Seit Tagen gefangen in dichtem Nebel.
Meine Fingerspitzen berühren die Tastatur bevor mein Kopf weiß, worüber ich eigentlich schreiben will.
Erkenntnisse nehmen sich Raum in meinem Inneren. Ich stehe vor Ihnen wie vor uralten, teueren und wichtigen Fundstücken in den Vitrinen eines Museums. Man hat schon oft von Ihnen gehört und man weiß, dass es sie gibt. Manchmal ist man sogar schon an Ihnen vorbeigeschländert und hat sie kurz betrachtet. Sie sind nicht neu entdeckt, aber sie bekommen eine andere Qualität, weil sie nun noch einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet werden.
„Man kann wirklich komplett vergessen!“
„Ich habe mich erinnert.“
„Es ist wahr.“
„Sie hat dich nie wirklich geliebt!“
„Er hat es wirklich getan.“

Es sind viele Erkenntnisse, die in den letzten Tagen plötzlich wie Ohrfeigen in mein Bewusstsein steigen.
Das Kind in mir schreit vor Schmerz und ist so froh, dass ich es sehe. Endlich.
Puzzelstücke fügen sich neu zusammen.
Erinnerungen werden in Ihren Zusammenhängen und Auswirkungen klarer.
Schmerz, Traurigkeit und taube Leere erfüllen Körper und Seele.
„Ich kann nicht mehr!“, möchte mein Mund schreien, doch ich kann es nicht mal flüstern.
„Ich kann!“, versuche ich mir klar zu machen.
Und je klarer mir wird, was passiert ist und dass es nicht meine Schuld war und nicht ich mich darfür schämen muss, desto klarer formt sich ein drängendes Bedürfnis:
Ich will darüber reden. Das Schweigen brechen. Nicht nur in der Therapie!
Ich will ich sein. Ganz sein. Indem ich mir den Raum nehme, so zu sein wie ich bin und dazu gehört meine Geschichte.
Wer sie nicht hören will, lehnt mich ab. Sie ist zu groß, macht mich zu sehr aus und beeinflusst mich zu stark, um nur für eine Stunde in der Woche raum zu haben darüber reden zu dürfen. Es muss aufhören, dass wir uns niemals irgendwo wirklich zugehörig fühlen, weil in uns die Angst bleibt: „Wenn Sie wüssten, wer ich, wer wir, wirklich sind, dann wären Sie bestimmt alle weg!“ Es muss aufhören, weil sonst die Spaltung in der realen Welt weiter geht. Wir haben etwas zu sagen und bestimmt hilft das neben uns selbst auch anderen!
Ich weiß noch nicht wie, aber ich werde reden
und die Welt wird mir zuhören!
Ich schaffe das!
Wir schaffen das!

Zurück aus dem Krankenhaus

Wir sind aus dem Krankenhaus zurück.
So oft haben wir an den Blog hier gedacht und waren einfach nicht fähig zu schreiben.
Es war ein langes hin und her und her und hin die letzten Wochen und Monate.
Operationen sind gar nicht unser Ding und ein bisschen fühlen wir uns immer wie beim „Russisch Roulette“.
Wir bemühen uns darum alles jedes Mal so gut wie möglich vorzubereiten, die Kleinen nach innen zu bringen und abzumachen, wer vorne sein sollte.
Kann gut gehen, kann aber auch richtig mies laufen. Wir haben im Zusammenhang mit Narkosemitteln bei notwendigen Behandlungen schon alles erlebt. Mal wirkt es zunächst, dann aber sind wir plötzlich hell wach, ein anderes Mal kommt selbst nach der zigsten Infusion Null davon bei uns an und die Ärzte sagen schon, mehr geht nicht, weil die Dosis normalerweise schon mehrere Menschen umhauen könnte. Wenn es klappt, wissen wir nie, wie wir aufwachen. Traurig oder voll Panik oder aggressiv oder verwirrt…
Diesmal ging es Gott sei Dank gut!
Die Narkose hat gewirkt und das Aufwachen danach war auch in Ordnung.
Flashbacks macht das alles leider trotzdem ohne Ende.
Wir versuchen uns nun zu erholen und hoffen, dass weitere Operationen, sofern Sie noch nötig sind auch wieder gut ablaufen.
Und wir freuen uns, dass wir es geschafft haben wieder hier auf dem Blog zu sein! 🙂