Lernblockaden und Adventsgedanken

Ich bin müde.
Meine Augenlieder wollen sich im gleichen Moment schließen, in dem ich den Deckel des Ordners zuklappe und widerwillig beschließe das Lernen für heute zu beenden, obwohl ich den Stoff nur halbwegs verinnerlicht habe. Für die Prüfung morgen muss es ausreichen.
Der Kopf ist voll…
… nur leider nicht mit schulischen Zahlen, Daten und Fakten.
Dass es nicht nur mir so geht, sondern auch die „ganz normalen“ Mitabsolventen unter dem Lernpensum stöhnen, erleichtert mich etwas. Es wäre also auch ohne meine Geschichte schon schwer, sich durchzubeißen. Ich, meine Reaktionen und die verzweifelte Überforderung sind nicht unnormal, wenn auch teilweise in einem anderen Ausmaß.
„Advent“, denke ich.
„Es ist Advent.“
Auf der einen Seite scheint es nur ein Gedanke zu sein, auf der anderen hallt er in meinem Kopf wieder und wieder, als müsste ich ihn begreifen. Weshalb genau in diesem Moment kann ich nicht fassen. Vielleicht hat er einfach darauf gewartet, dass ich etwas Zeit für Ihn habe.
Ich schaue ihm nach und den Bildern in meinem Kopf von der glücklichen Familie, wie sie im Bilderbuche steht und die Besinnlichkeit des Adventskranzes genießt, weil man das nunmal als guter Christ so macht.
Ich sehe das Flackern der Flammen der Kerzen bis mitten in der Besinnlichkeit die Hölle über uns hereinbricht, weil…
…ja weil man das nunmal als Mitglied einer diversen anderen Gruppierung so macht.
Was bleibt ist die Verwirrung.
Jesus meets Satan.
Und das nicht etwa im Widerspruch.
Zwei Welten, die nicht zusammen passen, ergänzen sich perfekt, bieten doch beide Rechtfertigungen und Erklärungen, warum man sich in einer bestimmten Art und Weise verhalten muss.
Wenn eine nicht ausreicht, um die eigenen Verhaltensweisen, Vorlieben und Perversitäten zu erklären – just mix it!
Dann bekommt selbst das sinnfreiste Sinn und jedes Verhalten findet seine Absolution.
Und die Verwirrung, die dabei bei dem Kind entsteht leistet ihre Dienste.
Zwei getrennte Welten.
Kinderseelen sehen mit ihrem Gefühl und der bloße Verstand sagt ihnen nichts, bis ihnen das Gefühl aberzogen wurde und nur noch die Gedanken der anderen gelten.
Im Denken fallen uns die Augen zu.
Es ist Nacht
und morgen ist Tag.
Es ist schwarz
und weiß.
Innen
und Außen.
Wir sinken in eine andere Welt, die im Traum nur uns gehört.
Stille Zeit.
Im Traum, da sind wir frei.