Müdigkeit als Traumaschutz

Ich bin müde.
Einfach nur schrecklich müde.
So müde, dass es nicht mehr normal ist.
Ich gehe früh schlafen, stehe erst Mittag auf und spätestens nachmittags um drei bin ich reif für das nächste Nickerchen, weil ich die Augen nicht mehr offen halten kann.
Die letzten Tage ist schlafen rund um die Uhr kein Problem.
Wach sein schon eher.
Diese Zustände von beständiger, bleiern niederdrückender Müdigkeit kenne ich bereits. Es gibt immer wieder Phasen, in denen sich mein Schlafbedürfnis derart ausweitet. Natürlich tragen Stress und Arbeitsbelastung ihren Teil dazu bei. Immer mehr stelle ich aber auch fest, dass diese Schwere genau dann auftaucht, wenn traumatische Erinnerungen ins Bewusstsein drängen. Oft bin ich dann so geschlaucht, dass ich mir das vergangene Material gar nicht mehr ansehen kann, weil mir die Augen zufallen. Auch in der Therapie ist es mir früher regelmäßig passiert, dass ich vom einen auf den anderen Moment eingeschlafen bin, wenn sich die Fragen der Therapeutin einem kritischen Niveau an innerem Tiefgang näherten.
Im Grunde ein genialer Schutzmechanismus.
Nun hangle ich mich durch den Tag und versuche also wach zu bleiben, weil mein Schlafbedürfnis im Grunde ja auch nichts anderes als ein sehr heftiger Flashback ist.
Die Sonne scheint, Vögel singen und ein laues Lüftchen macht die Natur angenehm bewegt.
Je länger ich wach bin, umso heftiger und deutlicher drängen auch die Erinnerungen nach vorne, die ich hätte einfach wegschlafen können.
„Die Luft war ziemlich knapp damals.“, denke ich, ehe ich versuche meinen still verharrenden Körper in Bewegung zu bringen und ihn nach draußen motiviere.
Im Gehen bleibe ich kurz stehen. Ein Stück bin ich immer wieder entsetzt über die Erkenntnis, wie sehr Erinnerungen in der Lage sind, das Jetzt und den Körper zu beeinflussen.
Was vergangen ist, bestimmt nicht die Zeit, sondern die Verarbeitung des Schmerzes, der noch immer in uns wohnt.

Vatertag

Die Gedanken im Kopf sind diffus.
Das Grauen schlägt immer wieder durch graue Löcher in der Nebelwand des Lachens.
Das scheinbar normale Leben bröselt an Tagen wie diesen.
Bis zum Mittag halten uns Gedanken und Bilder regungslos im Bett gefangen, ehe wir den Tag beginnen und versuchen unsere Synapsen doch noch zum lernen zu bewegen. Doch wo sollen die Zahlen, Daten und Definitionen hin, wenn ihr Speicherplatz gerade von anderen Fakten eingenommen wird. Es sind vergangene Fakten, eigentlich. Für uns werden sie in diesen Momenten gegenwärtige Realität.
Vatertag.
Wir leben in einer Welt, in der es für uns nie einen Vater gab, weil sein Vater-sein darin bestand, uns zu missbrauchen, zu foltern, abzurichten und möglichst gewinnbringend an andere weiterzuverkaufen. Ein Kinderleben als nüchternes Wirtschaftsgut und Objekt der unterschiedlichsten Bedürfnisbefriedigungen.
Wie gut für die Täter, dass man zudem unter dem Deckmantel von menschengemachter Religion so ziemlich alles rechtfertigen kann.

Was soll nun dieser Vatertag für uns bedeuten?!

Wir stellen fest, dass wir es unglaublich schön finden, dass es tatsächlich Väter gibt, die den Mut haben Ihre Kinder mit aller Liebe, Respekt, emotionaler Zuwendung und Wertschätzung großzuziehen. Dass es Väter gibt, die den Mut haben gefühlvoll und sanft zu sein und ihren Kindern damit alle großen Stärken, die sie zum Leben brauchen vermitteln.
Und wir finden, dass es noch mehr davon geben müsste und man denen die es schaffen einen Orden verleihen sollte, weil sie damit so viel wertvolles für ihre Kinder, aber auch für eine gesunde Gesellschaft leisten.
Danke euch liebevollen Vätern da draußen für die großartige Arbeit, die Ihr leistet! 🙂
Danke, dass wir beim beobachten auch ein Stückchen Heilung bekommen, weil wir sehen, dass es auch anders geht und Männer doch auch anders sein können…

Wir stellen fest, dass wir traurig sind.
Darüber, dass wir selbst nie einen Vater hatten.
Darüber, dass wir sein Wunschkind waren, um eine Leibeigene für die Auslebung sämtlicher Gewalt- und sexueller Phantasien zu produzieren.
Und dass es immer noch viel zu viele Väter gibt, die mit dem, was sie ihren Kindern antun, ungeschoren davon kommen.
Und dass es immer noch viel zu leicht ist ein Kind auszubeuten und zu verkaufen und viel zu wenig hinterfragt wird.
Und wir sind wütend, dass sich manche Väter diese Rechte über unschuldige, schutzbefohlene Kinder herausnehmen.
Und wir hoffen, dass immer mehr Opfer den Mut finden zu reden und anderen Opfern damit Mut machen es Ihnen gleich zu tun und die Gesellschaft irgendwann nicht mehr in der Lage ist derartige Gewalt und Missbrauch in Familien zu leugnen, dass denen die sich an ihren Kinder vergangen haben irgendwann das Handwerk gelegt werden kann.

Ihr gewalttätigen Väter da draußen zieht euch warm an!
Euere Kinder sind mutiger, als ihr es je vermutet hättet.

Fruit Infused

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Die Zitrone im Wasserglas kennt wohl jeder.
Auch andere frische Früchte oder Kräuter lassen sich dem kühlen Nass beimengen und verleihen ihm so einen angenehm fruchtigen Geschmack.
Früher war das einfach Wasser mit Früchten.
Heute ist es „Fruit Infused“.
Jeden Morgen beobachte ich eine Kollegin dabei, wie Sie eine Spezialtrinkfalsche mit Filtereinsatz für Früchte aus der Tasche zieht und bin immer wieder fasziniert welche Fruchtgeschmäcker diesmal den Weg ins Wasser gefunden haben.
Dass man Wasser prinzipiell auch andere Früchte als Zitrone beimengen kann, ist mir nicht neu.
Die Bandbreite an Variationen, bzw. Kombinationen und die Filterflasche schon.
Jetzt hat es mich gepackt und ich möchte das auch einfach mal ausprobieren.
Gestern Nachmittag wanderten frische Erdbeeren ins Glas und heute werde ich beim Einkaufen Jagd auf infusionsgeeignete Früchtchen machen. Ich bin gespannt, was dabei raus kommt und wie’s schmeckt. 🙂

Kurz vor Abschluss :-)

In den letzten Wochen ist es mal wieder etwas stiller geworden hier auf dem Blog.
Prüfungszeit…
… für den Abschluss und den Beruf.
… für meine Nerven.
In ein paar Wochen ist alles geschafft. Dann haben wir zusammen das erreicht, wovon uns prophezeit war, dass wir es nie erreichen werden.
Die Kollegen und Kolleginnen habe ich durchaus lieb gewonnen. Ein komisches Gefühl ist das, wenn ich daran denke, sie schon bald nicht mehr jeden Morgen zu sehen und mit Ihnen in arbeitsintensive Stunden zu starten.
Andererseits kommt damit die Pause, nach der ich mich schon so lange sehne, um endlich mal wieder Nerven für tiefere therapeutische Arbeit zu haben.
Es ist gut, so wie es ist. 🙂
Und vielleicht ist dann auch endlich wieder Zeit zum Schreiben und Seele baumeln lassen und tiefe Gespräche und Freundschaft und Fühlen und Naturentdeckungsturen und ausgiebiges Katzenschmusen und…
… all die anderen Dinge die uns Spaß machen und uns ausmachen.

Der Otter und seine Medizin


Tiere – wen berühren sie nicht!?
Oft haben uns die wunderbaren Tierwesen sehr bewegt.
Ihre Weisheit haben sie uns oft zu teil werden lassen, wenn wir nicht weiter wussten oder es uns an einer Fähigkeit mangelte, die sie besaßen, wir aber gerade einfach nicht hatten.
Dann haben wir uns still hingesetzt, über sie gelesen und versucht zu spüren, wie sie ihr leben lösen.
Die Katze, der Uhu, die Eule, die Maus, der Adler, der Hund…
Als Tier hat jedes von ihnen eine Botschaft und seine eigene Medizin.

Gerade läuft uns sehr oft der Otter über den Weg.
Schon vor einigen Jahren während unserer Ausbildung ist er aufgetaucht und dann für einige Zeit wieder in den Hintergrund getreten.
Er ist ein quirliger Geselle. Zu den Wieseln und Mardern gehörend, ist er ein Landtier, das jedoch auch prima im Wasser zurechtkommt. Wo er im trüben Gewässer nichts mehr sieht, da helfen ihm seine hervorragenden, feinen Tasthärchen weiter. Neben Fischen ernährt er sich durchaus auch von kleinen Nagetieren und Vögeln, Eiern und Pflanzen. Das eher scheue Tier ist dämmerungs- und nachtaktiv und lebt in kleinen Familienzusammenschlüssen, wo er sich um seine Jungen kümmert. Er hat seinen festen Platz und sein Territorium, in dem er jagt und frisst. Der Spaß darf bei all dem nicht zu kurz kommen! So sonnt er sich gerne und hat Freude daran ausgelassen zu spielen.

Otter bringen die Lebensfreude mit sich. Bei all der harten Arbeit und dem Kampf um Futter und Überleben, darf eines bei Ihnen dennoch nicht fehlen – das Spiel. Einfach mal loslassen, ausprobieren, ohne Ziel, ohne Angst davor zu versagen, weil man auch im Spiel Wege finden kann. Die eigene Kreativität entdecken. Leichtigkeit ist angesagt. Don’t worry, be happy. 🙂
Von festen Regeln, wie sie zu leben haben, halten sie nicht viel. Sie passen sich der Umgebung an und machen das beste für sich selbst daraus.
Der Otter verbindet die Erde mit dem Wasser, das Gefühl mit guter Bodenhaftung und lehrt, wie wir in unseren Emotionen schwimmen und dennoch den guten Landkontakt zum Ufer bewahren. Er bewegt sich selbstsicher fort, auch wenn ihm die Sicht der Augen im dunklen Wasser mal fehlt, weil er sich auf sein Gefühl und die Tastsinne verlassen kann.
Sicher haben die Tiere noch weit mehr Eigenschaften, von denen wir lernen können, als wir hier erwähnt haben. Manches entdecken wir, wenn wir uns darauf einlassen und den Otter in seinen Fähigkeiten mit unserem Gefühl erkunden und was es uns zu sagen hat.

Die Meditation mit oder über Tiere empfinden wir als wohltuend und man lernt sich gegenseitig als Lebewesen schätzen.
Wir freuen uns darauf, uns am Wochenende immer wieder ein paar Minuten darauf einlassen zu können und daraus Kraft und Ideen für den Alltag zu schöpfen.

Quellen: Ruland Jeanne, Krafttiere begleiten dein Leben, Darmstadt 2004, Neuauflage 2017