Ich bin müde.
Einfach nur schrecklich müde.
So müde, dass es nicht mehr normal ist.
Ich gehe früh schlafen, stehe erst Mittag auf und spätestens nachmittags um drei bin ich reif für das nächste Nickerchen, weil ich die Augen nicht mehr offen halten kann.
Die letzten Tage ist schlafen rund um die Uhr kein Problem.
Wach sein schon eher.
Diese Zustände von beständiger, bleiern niederdrückender Müdigkeit kenne ich bereits. Es gibt immer wieder Phasen, in denen sich mein Schlafbedürfnis derart ausweitet. Natürlich tragen Stress und Arbeitsbelastung ihren Teil dazu bei. Immer mehr stelle ich aber auch fest, dass diese Schwere genau dann auftaucht, wenn traumatische Erinnerungen ins Bewusstsein drängen. Oft bin ich dann so geschlaucht, dass ich mir das vergangene Material gar nicht mehr ansehen kann, weil mir die Augen zufallen. Auch in der Therapie ist es mir früher regelmäßig passiert, dass ich vom einen auf den anderen Moment eingeschlafen bin, wenn sich die Fragen der Therapeutin einem kritischen Niveau an innerem Tiefgang näherten.
Im Grunde ein genialer Schutzmechanismus.
Nun hangle ich mich durch den Tag und versuche also wach zu bleiben, weil mein Schlafbedürfnis im Grunde ja auch nichts anderes als ein sehr heftiger Flashback ist.
Die Sonne scheint, Vögel singen und ein laues Lüftchen macht die Natur angenehm bewegt.
Je länger ich wach bin, umso heftiger und deutlicher drängen auch die Erinnerungen nach vorne, die ich hätte einfach wegschlafen können.
„Die Luft war ziemlich knapp damals.“, denke ich, ehe ich versuche meinen still verharrenden Körper in Bewegung zu bringen und ihn nach draußen motiviere.
Im Gehen bleibe ich kurz stehen. Ein Stück bin ich immer wieder entsetzt über die Erkenntnis, wie sehr Erinnerungen in der Lage sind, das Jetzt und den Körper zu beeinflussen.
Was vergangen ist, bestimmt nicht die Zeit, sondern die Verarbeitung des Schmerzes, der noch immer in uns wohnt.
Liebe Sofie,
passt diese Anrede?
oder besser liebe bunte Schmetterlinge?
…. Es ist dieser letzte Satz, der nachhallt in uns und Traumafolgen einfach und prägnant beschreibt. Danke dafür.
Alles Liebe dir / euch
„Benita“
Das ist beides völlig in Ordnung! Darüber brauchst du dir gar keinen Kopf machen… 🙂
Ich hoffe der Satz hallt in positiver Art und Weise nach und hilft vllt. sogar ein Stück etwas zu verstehen. 🙂
Vielen Dank für eure Rückmeldung und euch auch alles Liebe!
Absolut positiv. Er hilft einordnen und gibt mir Worte, falls jemand wieder einmal zu mir sagt: „Aber das ist doch so lange her!“ , als Ignoranz des Schmerzes der dennoch heute noch für uns spürbar ist.
Herzlich
„Benita“
Das freut mich! 🙂
so ähnlich gibt es bei mir auch eine müdigkeitsstrategie.
Müde sein ist dann manchmal so anstrengend, wenn man gegen den natürlichen Drang kämpfen muss… Manchmal frag ich mich, was passieren würde, wenn mans einfach mal eine Zeit lang zulässt. Vielleicht würde es ja dann irgendwann auch von selber wieder aufhören…