Manchmal da liegen Worte an, wie schöne Geschmeide aus Gold oder Silber. Sie schmücken den, der sie spricht ebenso, wie das Gegenüber. Ihr Klang streichelt die Ohrmuscheltrommelfellgehörgangsschneckenhärchen mit seinen Wellen.
Sie schwingen.
Ihr Glanz ist eigen und oft vom richtigen Moment bestimmt. Dann scheinen sie, wie der Lichteinfall der Sonne an manchen Tagen zaubert. Es gibt Worte die klingen mit ihrem Wortkörper genau so, wie das, was sie bedeuten. Und Worte die aus Buchstabenkombinationen bestehen, die mehr sind, als das.
Magie liegt in jedem von ihnen.
Sie zaubern Lachen in Gesichter, malen Tränen in die Augen, sprechen Wünsche, drücken aus, heilen sanft, verletzen schnell.
Du bist der Magier.
Gebrauche sie klug!
Monat: Juni 2017
Think Pink
Pinke Steinnelken lächeln uns am Wegrand entgegen. Die knallige Farbe finden wir einfach schön.
Irgendwie besonders.
„Looks like she is in the pink“ – „Sie sieht aus wie das blühende Leben“.
„To be in the pink“ – „Gesund und munter sein“.
Die Sonne glitzert.
Einfach machen.
Das Leben genießen.
Pinkes Wohlfühlsommerfeeling.
Muschelzartheit
„In der Nacht hatte ein Sturm an der Küste gewütet.
Am Morgen fand ich am Strand einen mächtigen schwarzen Stein, von der Wucht der Sturmflut in zwei Teile zerborsten.
Dicht daneben lag eine kleine Muschel, halb geöffnet, doch noch in beiden Hälften zusammenhängend.
Vorsichtig hob ich sie auf, spähte hinein – und fand eine noch kleinere Muschel darin,
zartrosa schimmernd und völlig unversehrt.“
Quelle:
Huber Michaela, Multiple Persönlichkeiten – Seelische Zersplitterung nach Gewalt, Junfermann, Paderborn 2010, Vorbemerkung
Entspannte Krokodile
Der Tag heute war extrem anstrengend für uns, obwohl wir zumindest im Außen gar nicht so viel gemacht haben.
Drum wünschen wir allen Lesern und Leserinnen für heute einfach eine gute Nacht, entspannte Nachtstunden und dass auch die Anspannungs- und Gedankenkrokodile ruhig und friedlich einfach mal eine Auszeit nehmen. 🙂
Svali und die Nebeneffekte technischer Folter
Beim Stöbern durch andere Blogs, bin ich auf die englische Seite von „Svali“ gelangt, wo die Aussteigerin über ihre Erfahrungen innerhalb einer bestimmten Gruppierung berichtet.
Die Seite ist sicher nichts für schwache Nerven, hat enormes Triggerpotenzial und sollte von Betroffenen besser nur mit großer Vorsicht gelesen werden. Wir selbst haben den Versuch dort quer zu lesen ziemlich schnell abgebrochen, weil uns die Schilderungen schlicht zu viel waren und können deshalb auch nicht beurteilen, wie gut oder schlecht wir die Seite insgesamt finden. An einer Stelle ihres relativ neuen Artikels „Tech Tourture“ (Technische Folter) sind wir aber hängen geblieben…
Als Nebeneffekte bestimmter Möglichkeiten der Folter mittels verschiedener Techniken und Technologien beschreibt sie unter anderem:
•Feeling as if the individual is “vibrating” internally at a rapid rate. This lasts for roughly 6 weeks after a programming session, then becomes less intense over time.
Ein Gefühl, als würde das Individuum in einer sehr schnellen Frequenz innerlich vibrieren. Dies dauert für ungefähr sechs Wochen nach einer Programmierungseinheit an und wird dann über die Zeit weniger intensiv.
•Severe, deep headaches at the back of the head, and in the center of the brain (including feeling as if the center of the brain is a “hot coal” inside). Because the deep neural centers have been directly stimulated, the headaches are atypical.
Schwerwiegende, tiefe Kopfschmerzen am Hinterkopf und im Zentrum des Gehirns (mit dem Gefühl, als wäre die Mitte des Gehirns eine „heiße Kohle“). Da die tiefen neuronalen Zentren direkt stimuliert wurden, sind diese Kopfschmerzen atypisch.
•Hyperthermia and hypothermia: during the tech torture and entrainment, the individual’s core temperature often rises, and cooling blankets are put on them. As the programming is broken, they may re-experience these body memories. They become less frequent and less intense with time.
Über- und Untertemperatur: Während der technischen Folter und der Abrichtung, steigt oft die Körpertemperatur der Einzelpersonen und Kühldecken werden auf sie gelegt. Wenn die Programmierung aufgebrochen wird, erleben sie diese Körpererinnerung unter Umständen wieder. Diese werden weniger häufig und weniger intensiv mit der Zeit.
•Extreme restlessness and feeling as if the individual is “crawling out of their skin”: this is associated with the tesla waves vibrating internally
Extreme Ruhelosigkeit und ein Gefühl, als ob man aus der Haut fahren könnte: Dies liegt an den innerlich vibrierenden Tesla-Wellen.
•Tingling and even shocking (electrically) if the head is touched: because the entrainment literally trains the brain to shock itself, this is one side effect that can occur. Supporters may feel a mild to moderate shock if they place their hand on the survivor’s head, as the electrical activity works its way out of the body.
Kribbeln und sogar elektrische Schläge, wenn der Kopf berührt wird: Da das Training das Gehirn im wahrsten Sinne des Wortes trainiert sich selbst zu schocken, ist dies ein Nebeneffekt, der auftreten kann. Unterstützer fühlen vielleicht einen milden bis moderaten Schlag, wenn sie ihre Hand auf dem Kopf der Überlebenden platzieren, als ob die elektrische Aktivität sich ihren Weg aus dem Körper sucht.
•Extreme soreness on the top of the head, or the back (bottom) of the head
Extreme Schmerzhaftigkeit oben auf dem Kopf oder dem hinteren, unteren Teil des Kopfes
All of the above symptoms will pass with time and healing; and it is important to reassure the survivor that these are normal side effects when breaking the programming.“
Alle der oben genannten Symptome vergehen mit der Zeit und im Laufe der Heilung und es ist wichtig der Überlebenden zu versichern, dass dies normale Nebeneffekte sind, wenn Programme aufgelöst werden.
Die deutsche Übersetzung, wurde von mir für diesen Beitrag zur besseren Verständlichkeit für deutschsprachige Leser hinzugefügt und hat keinen Anspruch auf vollständige Richtigkeit und Wortwörtllichkeit der Übersetzung. Vielmehr wurden manche Passagen sinngemäß wiedergegeben.
Manche der oben genannten Symptome, haben wir auch selbst in bestimmten Phasen immer wieder erlebt, oft ohne sie zunächst einordnen zu können. Beim Lesen von Svalis Beitrag, war der ein oder andere Aha-Moment dabei und der Zusammenhang zu den eigenen Programmierungserfahrungen wurde nochmal deutlicher. Wir sind der Meinung, dass auch andere Formen der Folter, wie in diesem Artikel beschrieben, ähnliche Symptome auslösen können.
Als wir vor einigen Jahren von Körpersymptomen überschwemmt wurden, die kein Arzt wirklich einordnen konnte und die uns das Leben zur Hölle machten, waren einige der oben genannten dabei und wir hätten uns manchmal schlicht gewünscht, dass uns jemand bei der Einordnung hätte helfen können und wir nicht alles alleine rausfinden müssen, zumal uns das schreckliche Angst machte. In der Therapie wurde durch viel Arbeit deutlich, woran sich unser Körper da erinnerte.
Es hat wohl vor und Nachteile, dass wir das letzlich selbst entdecken mussten ohne Beeinflussung von außen…
Dennoch finden wir es grade einfach schön, nachträglich in unserem Wissen Bestätigung zu finden und vielleicht geht es der/dem ein oder anderen Leserin/Leser ja ähnlich. 🙂
Quelle:
https://svalispeaksagain.wordpress.com/2017/06/08/tech-torture/
Kohlensäure und Trauma
Wir beobachten.
Kohlensäure prickelt in der Mineralwasserflasche nach oben.
Die Gasperlen spielen sich vom Grunde an die Oberfläche, wo sie aufplatzen und mit Wasserfeinstaub explodieren.
Wenn man nahe genug rangeht, spürt man ihn auf der Nase.
Wenn man die kohlensäurehaltigen Wunderwasserflaschen schüttelt und dann öffnet, bleibt es nicht beim Feinstaub…
Alles entlädt sich schlagartig.
Das CO3, das vorher in das kühle Nass hinein gezwängt wurde, mag nicht mehr drin bleiben, sobald es frei werden und andere Wege gehen kann, in denen es langfristig stabiler ist, als in der Zwangsverbindung. Die im geschlossenen Ruhezustand fast unsichtbaren, winzigen Gasmoleküle nutzen ihre Chance und treten nun beim Aufschrauben die Flucht an. Dabei reißen sie nicht nur sich selbst, sondern auch den Grundstoff Wasser mit in eine Springbrunnenexplosionsfontäne.
Das Mineralwasser, dass ich bis eben einfach nur getrunken habe, weil ein bisschen Blub es geschmacklich für mich ansprechender macht, als komplett stilles aus der Leitung, ist mir auf einmal erstaunlich nahe.
Wir verstehen uns.
Es wird zum Sinnbild für meinen momentanen Zustand.
Aufgrund unserer Geschichte sind Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebensweisen in uns hineingezwängt worden, die nun irgendwie eine Verbindung zu uns haben. Sehr stabil ist diese Verbindung allerdings nicht. Wir haben uns arrangiert – notgedrungen -, so gut es geht. Versucht aus den eigentlich inkompatiblen Komponenten „Leben“ und „extrem Trauma“ eine nach außen schlüssige Einheit zu bilden. Den Deckel drauf gemacht.
Problem: Wir können das nicht halten, die Erfahrungen nicht dauerhaft in unser Leben integrieren und manchmal wissen wir nicht einmal, dass sie existieren, bis uns jemand „schüttelt“, weil sie in ihrer verborgenen Blase auf den Moment der Freisetzung warten. Das „schütteln“ wird von Triggern übernommen. Was dann kommt ist oft unerwartet.
Es gibt zwei verschiedene Folgen:
1. Wir implodieren:
Wir brechen innerlich zusammen, weil der Deckel zu fest sitzt, als dass der Druck sich entladen könnte und wir versuchen mühsam alles zu halten und uns der Zwangssymbiose wieder anzupassen.
2. Wir explodieren:
Gefühlsfontäne.
Wer sie abbekommt ist meistens mehr, als einfach nur „nass“…
Das Trauma kotzt sich schwallartig in Teilen aus.
Das einzige Folgeproblem:
Es ist nicht vollständig!
Es ist kein CO3.
Es ist nur das „C“ oder nur das „O“ oder nur das „3“ oder nur die Hälfte eines Bestandteiles oder ein Viertel davon…
Es ist keine stabile Verbindung, die einfach gehen kann oder sich klar abgegrenzt in die Gegenwart integrieren lässt.
Es behält sein „Bombenpotenzial“ und muss notgedrungen unvollständig im Menschen bleiben… vorerst… bis es ganz ist und sich in der Seele lösen kann, denn „Trauma-CO3“ löst sich leider nicht im Außen.
Ich schraube meine Wasserflasche fast andächtig zu.
Die Bilder die ich gerade dazu entwickelt habe schwirren durch meinen Kopf…
Wenn man die Flasche nicht schüttelt, sondern vorsichtig aufschraubt, kann die Kohlensäure mit dem Wasser sanfte Wege in die Freiheit gehen…
Phasen – Ich
In der Regel komme ich in meinem Alltag gut zurecht, sobald ich morgens das Haus für Arbeit und Beruf verlassen habe. Der innere Schalter steht auf „Open for Business“ – Funktionalität, Professionalität und Hochleistung, wenn nötig.
Die Arbeitszeit über höre ich kaum etwas von meiner Innenwelt, Bilder oder Erinnerungen werden weggestellt, ohne dass ich sie bewusst wegstelle. Der Tag passiert einfach. An manchen Stellen fühle ich mich mal mehr, mal weniger, gestresst, was ich gekonnt überlächle und ansonsten bin ich erstaunlich gut drauf. Alles easy.
So lief das auch die letzten Wochen.
Man erwartete Leistung bei extremen Arbeitspensum, ich brachte sie.
Ich benehme mich, als wäre nie irgendetwas schlimmes oder belastendes passiert.
Soweit das Leben in der Arbeitswelt.
Und nun gibt es da noch diese anderen Momente…
Dann wenn die Arbeit vorbei ist.
Privat.
Wenn Urlaub oder Wochenenden Ruhe versprechen.
Bei großem Stress in Job oder Ausbildung, was in der letzten Zeit fast immer der Fall war, rette ich mich ganz gut über einzelne Abende, weil ich dann entweder so k.o. bin, dass ich vom Lernen ins Bett falle oder die Zeitspanne bis zum nächsten Morgen schlicht zu kurz ist, dass der Stress- und Adrenalinpegel ausreichend abfällt, dass ich anfangen würde mich wieder zu fühlen…
So nach eineinhalb bis zwei Tagen sieht’s dann schon ganz anders aus…
Dann fängt das Grauen an über mich hereinzubrechen.
Die Innens und die Erinnerungen nehmen sich Raum.
Die strahlende „Businessfrau“ verschwindet und weicht einem fahlen, schmerzverzerrten Wesen, angefüllt mit Folter, das weder mit dieser Welt, noch mit sich selbst zurecht kommt und am liebsten nicht mehr aufstehen möchte.
Angst vor allem.
An Alltag ist nicht mehr zu denken.
Nicht für die nächste Zeit.
Alles was irgendwie geht ist mühsame, kleine Schrittchen zu machen und sich mit vereinten Kräften zur Therapeutin zu schleppen, voll Verzweiflung und in der Hoffnung, dass etwas von dem was auftaucht, gelöst, bzw. verarbeitet, werden kann.
Wieso geht eigentlich immer nur eines von beiden?
Wieso kann es uns nicht gut gehen, wir arbeiten und wir verarbeiten?
Oder wenigstens ein bisschen Funktionalität übrig bleiben?
Phasengrenzen hart und unkalkulierbar.
Entweder – Oder.
Entweder fühlen wir uns – Oder wir Funktionieren.
Heilung in Schüben.
Wann es vom einen ins andere kippt, ist schlecht voraussehbar.
Steuern kann ich das kaum.
Flashback im Tarnumhang
Rituale spuken durch unseren Kopf.
Diesmal mehr wie unfassbare Gedankenblitze, die kaum mehr ausmachen, als das Wort an sich.
Nicht immer kommen Erinnerungen an das was war als vollständige Szenen, bildhaft oder als Körpergefühle daher.
Oft kündigen sie sich bei uns darüber an, dass ich mich wie besessen immer wieder mit dem gleichen Thema beschäftigen muss, auch wenn ich gar nicht weiß, wieso eigentlich dieses Thema nun in diesem Moment solche Wichtigkeit hat. Es ist dann der Anfang meines Wiedererlebens und auch, wie ich mittlerweile vermute, der unbewusste Versuch es durch die Beschäftigung mit dem Thema in der Außenwelt aufhalten, bzw. wenigstens verstehen zu können, noch bevor ich genau weiß, welche, bzw. ob jetzt überhaupt eine Erinnerung hochkommt.
Über die Zeit ist mir immer mehr bewusst geworden, dass ich in diesen Momenten bereits auf einen Auslöser reagiere und in der damit verbundenen Reinszenierung stecke.
Das unbewusste Trauma arbeitet.
Ich verspüre dann den Drang z.B. Sachbücher oder Artikel zu bestimmten Themen, wie etwa Missbrauch oder Vergewaltigung, zu lesen ohne damit aufhören zu können. Es ist nicht nur starkes Interesse. Es ist mehr. Auch wenn ich mir das Lesen darüber strikt verbiete, fühle ich mich in der Phase oft wie ein Junkie auf der Suche nach seiner eigenen Identität, die er hofft irgendwo zwischen den Zeilen eines Betroffenenberichtes oder einer wissenschaftlichen Abhandlung zu finden, völlig angefixt von allem, was damit zu tun hat. Gleichzeitig würde ich mir vermutlich viel schlechter glauben können, wenn meine eigenen Bilder kommen würden, kurz nachdem ich über ähnliches gelesen hätte. Nicht, weil sie dann weniger wahr wären – Was könnte mehr eigene Erfahrungen triggern als Betroffenenberichte!? – sondern weil ich einen perfiden Grund für meinen Verstand hätte sie zu dis-tanzieren und genau das ist es, was er damit wahrscheinlich auch erreichen möchte. Willkommen bei „Es ist anderen passiert, aber doch nicht mir!“.
Deshalb lasse ich es und widerstehe dem Drang, weil ich sonst meiner eigenen Verarbeitung ein Bein stelle und meine Heilung verhindere.
Hier sitz ich nun also in diesem angetriggerten Schwebezustand und frage mich einmal mehr, was meine Seele, bzw. die Innens versuchen mir diesmal mitzuteilen.
Alles was bleibt ist offen zu beobachten, was auftaucht, immer wieder nach innen zu fragen und abzuwarten, bis es an der Oberfläche des Bewusstseins für mich greifbar wird.
Alles was ich habe ist mein Gefühl, dass es darum geht etwas zu realisieren, was ich noch nicht realisiert habe und dass es irgendetwas mit Ritualen zu tun hat.
Was es ist wird sich zeigen…
Flügel im Käfig
„Wenn man mit gebrochenen Flügeln in einem Käfig sitzt,
kann einem Freiheit wie ein unerreichbarer Schatz erscheinen.
Ich weiß das, weil ich selbst in einem Käfig gesessen habe.“
Beth Kempton
Manchmal scheint das, was man erreichen möchte so unendlich fern.
Das Zielbild klar vor Augen, aber keine Ahnung, wie man es erreichen kann oder soll.
Die Flügel tun weh und die Angst überhaupt nocheinmal darüber nachzudenken und den Träumen nachzufliegen ist rießig, vor lauter Panik vor erneuter Verletzung und dem zerreißenden Schmerz, den jeder Gedanke, wie ein Finger auf altfrischen Wunden, auslöst.
Am liebsten würde man sich dann einfach nur verkriechen und nie wieder irgendetwas tun.
Die Käfige unseres Lebens haben sich im Laufe der Zeit verändert.
Zuerst waren die Gitterstangen hart wie Stahl und von außen fest betoniert.
Dann hatten wir manchmal Freigang mit den zerschundenen Flügeln, die Täter uns gebrochen hatten und die verhindern sollten, dass wir nicht mehr zurückkommen und uns anders entwickeln.
Irgendwann waren die äußeren Grenzen aufgebrochen, aber der Gedankenkäfig blieb, flügelzertrümmernde Gedanken hielten uns im Zaum, wo vorher Täter standen und die Wunden durf-konnten nicht heilen. Manchmal kam es mir so vor, als wären diese Grenzen noch aus viel härterem und unüberwindbarerem Material als die Stahlgitterstangen zuvor.
Seit zwei Tagen fliegen wir.
Erstaunt wie ein Vogelkind, das aus dem Nest fällt, reflexartig anfängt mit den Flügeln zu schlagen und fasziniert von sich und den eigenen bislang unentdeckten Fähigkeiten ist.
Vorher hatten wir gar nicht bemerkt, dass die Flügel Stück für Stück nachgewachsen waren.
Groß und Stark und fähig uns ein Stück zu tragen.
Aber nicht nur nachgewachsen.
Es stecken auch völlig neue Federn drin und sie sind bunter und besonderer, als sie es jemals waren.
Für den Moment fühlen wir Glück.
Wir glauben, dass jeder Mensch Flügel hat.
Selbst, wenn er sie nicht bemerkt.
Wenn sie gebrochen und zerschunden scheinen.
Wenn er sie aus Angst abgelegt hat.
Wenn alles sinnlos und ohne Hoffnung scheint.
Und der ureigenste Instinkt, der in den Flügeln steckt, ist es zu heilen.
Schwingen zu können und zu fliegen.
Und wenn wir sie mit unserem Bewusstsein nicht lassen, dann versuchen sie es heimlich.
Immer wieder.
Jemand oder etwas, das so viel Heilungsinstinkt hat, ist nicht krank oder gebrochen.
Der ist nur vorrübergehend nicht erreichbar.
Zum Kräftesammeln und Flügel aus Tränen kleben.
Glitzerfunkelnde Tränenfedern, neben hoffnungslachendem Gefieder.
Man kann Menschen nicht ihre Flügel nehmen, nur den Glauben in ihre Tragfähigkeit.