Neues Jahr – Neue Kategorie

Schon eine ganze Weile beschäftigen wir uns aus persönlichen Gründen mit dem Thema Flashbacks und Erinnerungen an Traumata. Für uns sind sie nicht immer so überwältigend klar, wie sie von Therapeuten oft beschrieben werden. Viel öfter erleben wir „komische Zustände“ die man auf den ersten Blick gar nicht offensichtlich als Flashbacks oder anbahnende Erinnerungen einordnen würde. Am Anfang hat uns das oft verunsichert und Zweifel aufgeworfen. Die Glaubwürdigkeit der Erinnerungen und Zustände, die mich scheinbar aus dem Nichts überfielen, war vor allem für mich als Außenperson ein sehr großes Thema. Mittlerweile wissen wir viele dieser komischen Erscheinungen an uns gut zuzuordnen und als „Echtheitsmerkmal“ des auftauchenden Erinnerungsfragmentes zu bewerten. Das unbewusste lügt nicht.

Unter dem Titel „Flashback im Tarnumhang“ wollen wir im neuen Jahr unsere Erlebnisse und Gedanken dazu teilen. Manchmal erhellten die Aussagen von Therapeuten unsere Sicht darauf oder das Wissen um traumaphysiologische Vorgänge. Dann machen wir das kenntlich.
Im Zentrum der Artikel stehen verschieden Fragmente der Erinnerung und die Weise ihres Auftretens an uns selbst. Wir versuchen das „Freez an Fragment“ von seiner abstrakten Beschreibung an unserem Beispiel in greifbare Realität zu überführen. Wir erheben dabei nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder allgemeine Gültigkeit. Da es um hier um persönlich erlebte Zustände geht, ist unsere Sicht darauf ebenso persönlich. Andere Betroffen mögen manches vielleicht anders sehen.

Wir hoffen es hilft vielleicht der ein oder anderen LeserIn weiter etwas von sich selbst zu verstehen, ebenso wie vieles davon für uns sehr elementar war.

20 Kommentare zu “Neues Jahr – Neue Kategorie

    • Für mich sind manche Erlebensweisen oder Körpergefühle mittelerweile zu so etwas wie einem Indikator geworden, dass die auftauchende Erinnerung „echt“ ist. Das war für all den Zweifel in mir wichtig. Beispielsweise, dachte ich lange, wenns wirklich passiert wäre, müsste ich doch eine genaue Abhandlung davon wissen. Oder auch Bilder zu den Gefühlen haben. Dass Vollständigkeit gerade bei traumatischen Erinnerungen eher selten der Fall ist und nur Bruchstücke auftauchen, war ein langer Weg bis zum Begreifen. Ist es jetzt verständlicher? 😊

      • Ja, danke. Ich habe „Ichs“ die das (nach Jahren) nun glauben können, dass das Erinnerungen sind und keine Hirngespinste. Ich habe andere „Ichs“ (die arbeiten gehen etc.), die das nach wie vor nicht als Wahrheit annehmen können („ich bin Missbrauchsopfer“ – das ist etwas, dass dann gar nicht geht, sich total falsch anfühlt, eine Verleumdung ist, gegen die man sich wehren muss). Ich kämpfe gerade mit den unterschiedlichen Akzeptanzlevels von ∑ich.
        Hast Du auch „unechte“ Erinnerungen, also wo Du nachforschen konntest, und die haben nicht gestimmt? Sowas hab ich bisher nicht entdeckt…

      • Gut! 😊
        So etwas wie „unechte Erinnerungen“ habe ich bei uns nie feststellen können. Im Gegenteil, vieles hat mittlerweile Bestätigung von Außen gefunden. Ich bin auch der Meinung, dass es so etwas wie falsche Erinnerungen nicht gibt. Das ist für mich ein Widerspruch in sich. Entweder es ist eine Erinnerung oder nicht, aber dann wäre sie gar nicht da.
        Was manchmal dauern kann, ist die „Puzzelteile“ zu platzieren, wenn der Gesamtkontext stark zerklüftet ist.

        Liebe Grüße,
        Sofie

      • Ich meinte mit „unechte Erinnerung“, dass man im Außen ganz klar nachweisen konnte, dass eine Situation nie passiert ist, d.h. sie ist wirklich eine Horrorvision, ein Hirngespinst, ein Zwangsgedanke, wie auch immer man es nennen mag. Bei mir habe ich sowas noch nie gefungen, das was „in solchem“ Kontext bei mir auftaucht, ließ sich bisher im Außen oft verifizieren.
        Ja genau, Puzzleteile sammeln, zusammensetzen – und v.a. das Aushalten, was das Zusammengesetzte ergibt – sehr gruselig hier bei ∑mir… lg s.

      • Hmm… schreiben wir jetzt aneinander vorbei? 🤔😊 Ich glaube ich wollte das sehr ähnlich sagen, wie du. Manchmal dann doch schwierig, wenn Mimik und Gestik fehlen…😀 Also auf jeden Fall kenne ich das auch nur so, wie du es eben beschrieben hast, dass sich immer mehr Bestätigung im Außen findet und sich die Erinnerungen als wahr herausstellen. Gruselig finde ich das auch manchmal. Mir ist es noch nie vorgekommen, dass etwas von dem was aufgetaucht ist, nachweislich nicht gestimmt hätte.

      • Oh okay, ich hatte Dich eh richtig verstanden, ich hab halt nur noch erzählt, wie ich das bei mir wahrnehme… scheint sehr ähnlich zu sein – kein Widerspruch hier, Zustimmung! 🙂 lg s.

  1. Ich bin ganz ganz ganz gespannt… denn mein grooooßes Thema sind auch „Zustände“. Ich puzzle ja auch sehr mit Bruchstücken…und bei mir läuft auch ganz ganz viel über den Körper… bin sehr interessiert an Beschreibungen 🙂 tut es doch, sich nicht alleine zu fühlen

  2. Liebe Bunte Schmetterlinge,
    Ich mag auch Danke sagen für das Vorhaben. Eine wunderbare Idee. Ich finde mich sehr wieder im Körpergefühl, das die Wahrhaftigkeit der Erinnerung bestätigt. Auch kenne ich so gut den Wunsch, alles in Details erinnern zu können, am besten so, dass die Täter es mir bestätigen, damit ich es glauben will. Anderseits hatte ich Jahrzehnte lang einen Albtraum, der in dem Moment verschwand, als ich ihn als Erinnerung annahm. Ein sehr wichtiges und interessantes Thema.
    Danke nochmals. 😊
    Alles Liebe
    „Benita“

    • Liebe Benita,
      das freut mich, dass du die Kategorie gut findest. 😊
      Das mit dem Alptraum finde ich sehr interessant. Hattest du immer den selben Traum, der letztlich so eine Erinnerung war?
      Ich frage, weil ich auch manchmal Träume davon habe, die ich mich nicht ernst nehmen traue, weil’s ja Träume sind…

      Liebe Grüße,
      Sofie und die bunten Schmetterlinge

      • Liebe Sofie,
        Ja, es war stets derselbe Alptraum, der über die Jahrzehnte schon im Tagesbewusstsein war. Ich konnte ihn nicht loslassen. Er verfolgte mich seit meiner frühen Kindheit, bis ich mir dachte, es könnte eine Erinnerung an eine Gewalttat sein. Das war dann wie ein Aufatmen. Als würde alles in mir rufen: „Na endlich hat sie es verstanden!“ Obwohl es sehr weh tat es anzunehmen. Ich träume sonst sehr selten bewusst. Kann mich kaum an Träume erinnern. Wenn dann einer durchkommt, nehme ich diesen mittlerweile sehr wichtig. Sie führen uns immer weiter. Auch Traumdeutungen online haben mir schon geholfen manches zu verstehen. Aber jener Traum, der Erinnerung war, war im Gegensatz zu anderen kaum skurril oder verschlüsselt. Im Grunde war er sogar recht klar und eindeutig.
        Alles Liebe
        „Benita“

      • Hallo Benita,
        vielen Dank für deine Antwort!
        Das kann ich sehr gut nachvollziehen. In der Tat gibt es auch bei uns Träume, die sich im Gefühl sehr von anderen Träumen unterscheiden. Von zweien hab ich derzeit auch das Gefühl, dass sie Erinnerungen sind, trau mich aber noch nicht das so anzunehmen. Finde das sehr mutig von dir, dass du das zugelassen hast. Vielleicht sollte ich doch langsam auch mal damit anfangen… 🙂

      • Liebe Sofie,
        Mach dir bitte keinen Druck, sie annehmen zu „müssen“. Wenn es an der Zeit ist, wird es kommen. Ich habe auch sehr lange gebraucht. Ich glaube, dass es bei uns auch in mehreren Schritten erfolgte. Dass wir dachten, es könnte ja sein, so wie du jetzt und dann war lange nichts. Dann ausprobiert, wie es sich anfühlt, wenn es eine Erinnerung wäre – also bedingtes Annehmen. Ich hätte immer noch sagen können, da hab ich mich geirrt, das passt gar nicht. Bei mir fügte diese neue Erkenntnis sich aber gut in bewusste Erfahrungen ein. Zudem hatte ich eine stabile Therapie als Stütze. UND es war nur 1 Traum und nicht mehrere. Mehrere auf einmal annehmen stelle ich mir sehr schwierig vor. Aber das meintest du vermutlich eh nicht, alle plötzlich akzeptieren. 😉

        Wir wünschen euch alles Gute für das, was jetzt ansteht. Und ganz viel Kraft.

        Liebe Grüße
        „Benita“

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