„Es ist wie bei einem Schock. Alle Energie zieht sich von den Extremitäten zurück, um nur noch die lebenswichtigen Organe zu versorgen. Bei Ihnen ist es gerade ähnlich. Das was passiert ist, war einfach zu viel. Es ist keine Kraft mehr da, sich um das Außen und den Alltag zu kümmern. Ihre Seele hat jetzt andere Prioritäten. Sie braucht die Energie um ihr Innerstes zu erhalten und zu heilen.
Der einzige Unterschied zum investierten Kraftaufwand ist, dass sie dafür leider keinen Uniabschluss oder besondere Auszeichnungen im Außen bekommen. Was sie leisten ist dadurch weniger sichtbar, aber gewiss nicht weniger wertvoll für Sie selbst und unsere Gesellschaft.“
Diese Worte meiner Therapeutin haben mich sehr bewegt. Sie bringen sehr gut auf den Punkt, worum es in meiner Situation derzeit und im Leben vieler traumarisierter Menschen geht. Alltagseinbrüche heißen Heilung. Die Anerkennung im Außen dafür fehlt leider häufig.
Neulich habe ich ein Zitat gelesen:
„Jede Frau, die sich selbst heilt, heilt alle Frauen, die vor ihr da waren und all die, die nach ihr kommen.“
Der Verfasser ist mir leider unbekannt. Gefunden habe ich es hier.
In meinem Herzen gibt es einen Teil, der sich über diese Aussagen freut. Sie zeigen die gesellschaftliche Dimension, die mutige Frauen mit ihrer eigenen Heilarbeit leisten und machen klar, dass Selbstwerteinbrüche nicht sein müssen. Im Gegenteil, sie können stolz auf ihre Courage sein, die sie mitbringen ihren Themen ins Auge zu blicken. Vielleicht sind andere Überlebende, genau wie ich im Moment, über manche Strecken nicht dazu in der Lage, auch noch einen Beruf zu managen oder normalen Alltag zu leben. Sie werden nicht für ihre seelischen Glanzleistung bezahlt und müssen unter Umständen, auf die Versorgung durch den Staat zurückgreifen. Manchmal fallen dann auch noch blöde Sprüche. Man fühlt sich schlecht anderen auf der Tasche zu liegen. Aber hey – es ist ok, dafür aus der Gemeinschaftskasse bezahlt zu werden, dass man Themen therapiert, für die der Staat zu feige ist und sonst keine Lösungen anbieten kann. Für die er es noch nicht einmal hinbekommt, geeignete Therapiemöglichkeiten zu schaffen. Damit meine ich jetzt nicht nur die mangelhaften „Ich stell dich auf die Beine“-Angebote in Kliniken die lediglich funktionierfähig machen sollen. Um Aufarbeitung geht es kaum. Wer das Trauma deckeln kann, gilt als gesund. Was, wenn ich mehr erwarte!? Ich möchte nicht Krankenkassenfinanziert lernen dauerzuverdrängen. Ich möchte mit Empathie und Herzlichkeit auf meine Wunden schauen dürfen. Begleitet. Von Menschen, die Ohnmacht und Schmerz aushalten können und nicht ihre Ziele an mir verwirklichen wollen/müssen.
Das Geschenk der heilenden Frauen an diese Welt ist ein ganz besonderes:
Sie bringen Stück für Stück die Emotionen zurück und ein gesundes Selbst- und Menschenbild in dem euere Kinder sicher aufwachsen.
Danke für diese bewegenden Worte – einfach nur danke.
Wie klar und deutlich Du immer wieder genau das ausdrückst was so wichtig ist. Und Du erinnerst mich mal wieder mit Deinem Gesagten, dass ich auch zu den Frauen gehöre, die sich schon ein Stück weit selbst geheilt haben (mangels guter Therapiemöglichkeiten oder überhaupt welchen). Danke dafür!
Danke für den Text.
Als ich vorhin mit meiner ehemaligen Therapeutin telefonierte, ging es ziemlich genau um das Thema.
Gerade heute war es für mich gut diesen Text zu lesen.
DANKE für diese Worte! ❤
Liebe Sophie,
schon wieder ein so wichtiger und berührender Beitrag von dir, der mir heute besonders gut tut.
Herzlichsten Dank dafür <3.
Alles, alles Liebe
"Benita"
Pingback: Hinweis auf Blog: „Sofies viele Welten“ – lebendig werden …
Der Text ist einfach nur wunderschön!
Vielen Dank euch allen für die herzlichen Rückmeldungen! 😊
Da kam die Idee zum Beitrag ja genau im richtigen Moment. Ich hoffe ihr habt nach dem Lesen nicht vergessen euch allen selbst auf die Schulter zu klopfen!? 😉