Die lieben Melinas haben uns in den Kommentaren zu „Ein Beitrag fĂŒr eure Fragen“ ihre Gedanken und ThemenwĂŒnsche zukommen lassen.
Tolle Idee, liebe Sofie!
Was wenn diese Diagnose DIS eben nur eine Diagnose ist und mehr nicht? Vielleicht ist es ein revolutionĂ€rer Gedanke, wenn wir alle als vorgeburtlich, in der Kleinkindzeit, in der Kindheit, in der Jugend, und auch noch spĂ€ter ALLE sehr traumatisiert sind, alle dissoziiert sind, gespalten, geschĂ€digt, âzu Todeâ verletzt, gebrochen, verstörtâŠ.worden sind und wir im Grunde alle Therapie brĂ€uchtenâŠ.oder eben eine andere Sichtweise entwickeln mĂŒssten, statt nur den sog. âKrankenâ (mit Diagnose) eine Therapie zu genehmigen?
Wenn ich mich Tag fĂŒr Tag umsehe und in den vielen Begegnungen des Tages soviele Menschen mit verletzten Seelen erlebe, die ausblenden, nicht reflektieren, alles abwehren was ihnen nicht gefĂ€llt, blind und mit Scheuklappen herumlaufen, mit den Fingern auf andere zeigenâŠ..denke ich, dass die Menschen hier in den Blogs bei Dir und vielen anderen und auch bei mir mit diesen Diagnosen DIS, DDNOS, Borderlines âŠ.mitlesen und sich Ă€uĂern, doch eigentlich die Sorte Mensch sind, die am wenigsten therapiebedĂŒrftig sind, weil sie imstande sind, einen ehrlichen Blick auf sich selbst und diese sich zerstörende Welt in der Lage sind â zu werfenâŠ.Was sagst Du dazu? Und findest Du es auch, dass es eigentlich ein Geschenk ist, dass wir durch unser Schicksal gelernt haben stĂ€rker und mutiger zu werden um die Wahrheiten in uns und in der Welt zu suchen?
Manche Fragestellungen sind fast schon philosophisch und wir mussten sie erst einmal auf uns wirken lassen. Dabei war es sehr interessant darĂŒber nachzusinnen. Im folgenden wollen wir euch einen kleinen Einblick in unsere Schmetterlingsphilosophie diesbezĂŒglich geben. đ
Da saĂen wir nun in der Schmetterlingsrunde und dachten nach. Ăber uns, ĂŒber das Leben, ĂŒber die Menschen in diesem Leben und ĂŒber Diagnosen. Wir fragten den Duden, was eine Diagnose ĂŒberhaupt ist. Er lieĂ uns via Google mitteilen:
1. (Medizin, Psychologie) Feststellung, Bestimmung einer körperlichen oder psychischen Krankheit (durch den Arzt)
2. (Meteorologie) Zusammenfassende Beurteilung aller Wetterbeobachtungen, aus denen sich die Wettervorhersage ergibt
Oh, ja! Der Gedanke gefiel uns. Eine Diagnose ist eine Wettervorhersage. In unserem Fall ist das Viele-Wetter sehr wechselhaft. Oft lĂ€sst sich keine Vorhersage erstellen, weil die Wetterlagen rasch und sprunghaft wechseln. DafĂŒr sind ĂuĂere Faktoren ebenso entscheidend, wie unsere innere Wettersituation. Im Gegensatz zu bekannten Wetterlagen, kann bei uns auch mal die Sommersonne auf’s GemĂŒt scheinen und beim Nachbarn schneit es trotzdem. Druckgebiete, egal ob angenehmer Hochdruck oder unangenehmer Tiefdruck, fĂŒhren GrundsĂ€tzlich zu Wetterchaos. Ăberhaupt wohnt in uns nicht nur ein Wetter, sondern ganz viele gleichzeitig. Wenn wir dem derzeitigen Klima gerade nachspĂŒren, kommen wir zu dem Schluss, dass es soeben Sonnenstrahlen hagelt und ihr schmerzlicher Aufprall RegengĂŒsse hervorruft. Das Viele-Wetter entsteht ursprĂŒnglich, wenn zu viele schweren Tornadisierungen zu Aufspaltungen der kleinen, jungen Wetterzonen fĂŒhren und sie so in verschiedene Teile aufgetrennt werden.
Aber kann Wetter körperlich oder psychisch krank sein? đ§
Eigentlich ja nicht, oder!? Wetter ist Wetter. Es kann ungewöhnlich sein und von der Norm abweichen, aber es bleibt Wetter.
Auf das Mensch sein ĂŒbertragen heiĂt das, dass wir Menschen Menschen bleiben. Manche passen mit ihrer GemĂŒts-Wetterlage in die Norm, andere weniger oder gar nicht. Man kann die Wetterlage diagnostizieren. Oh, bei Herrn Maier naht eine depressive Wetterlage. Derzeit ist das Tiefdruckgebiet mittelschwer. Oder, bei Frau Huber scheint die Sonne schon so lange und so viel, dass ihr ein Sonnenstich oder gar ein manischer Hochdruck droht, wenn nicht bald ausgleichender Regen eingeleitet wird. Ăber den Menschen dahinter erfahren wir dadurch aber nichts und auch nicht, wie es zu der Wetterlage kam. Es bleibt tatsĂ€chlich nicht mehr als eine Diagnose. Sie dient der Beschreibung einer derzeitigen GemĂŒtslage oder auch Persönlichkeitsstrukturierung. Das war’s dann aber auch.
Persönlich glauben wir nicht, dass alle Menschen dissoziiert und traumatisiert sind und eine Therapie brĂ€uchten. Es gibt mittlerweile tatsĂ€chlich Personen in unserem Umfeld, die dem so fern sind, dass wir jedes mal erstaunt schmunzeln mĂŒssen. FĂŒr sie ist die Welt spĂŒrbar authentisch so heil und unangetastet, dass sie nicht zu erschĂŒttern sind. Sie sind zwar besorgt, was die Weltentwicklung betrifft, aber sie sind in sich völlig geborgen und gesund. Dennoch liegt in Melinas Gedanke fĂŒr uns ein sehr wahrer Kern. Traumatisierung und die Entwurzelung aus gesunden MĂ€nner- und Frauenbildern ist etwas so globales, dass wir es alle nötig haben uns zu hinterfragen und gesunde Rollen-Strukturen zu entwickeln. Dabei ist es ganz egal, ob man selbst direkt Betroffene von Traumatisierungen ist, was leider tatsĂ€chlich extrem viele Menschen sind, oder ob man einfach nur in dieser Welt lebt und deshalb sekundĂ€r mit den Auswirkungen in Kontakt kommt. Die einen brauchen dafĂŒr vielleicht die UnterstĂŒtzung in der Therapie und die anderen, sprechen mit ihren Freunden darĂŒber oder finden in der Stille ihren eigenen Weg.
Ich fĂŒrchte, möchte ich fast sagen, dass Ărzte bei jedem irgendetwas diagnostizieren könnten, wenn sie es wollten, um ihm Therapiebedarf anzuhĂ€ngen. Auf dem aller dringlichsten Diagnoseschildern wĂŒrde dann wohl leider nicht mehr als „Pathologische Ehrlichkeit“ stehen. Oh, Pardon! So nennt man das ja heutzutage nicht mehr. Dann wahrscheinlich „Wahnhafte Störung“, „Schizophrenie“ oder „Entfremdungserleben“.
TatsĂ€chlich erleben wir so manchen angeblich „Kranken“, als psychisch so viel klarer und reflektierter, als die Menschen, die ihm als angeblich gesunde die Diagnose verliehen. Persönlich empfinden wir unser Schmetterlingsdasein ĂŒbrigens als sehr gesund. Wir haben mit den negativen Auswirkungen von Gewalt zu kĂ€mpfen, aber wir sind in unserer Reaktion darauf heil. Im Grunde sind wir auch nicht therapiebedĂŒrftig im eigentlichen Sinne, sondern brauchen die menschliche und mitfĂŒhlende Zuwendung im GesprĂ€ch, um unsere Wunden versorgen und heilen zu können. Das ist nicht krank, das ist das GrundbedĂŒrfnis jedes Menschen und wo sonst, soll ein Mensch, der in seinem Bindungserleben gebrochen ist Heilung erfahren, als im intensiven Kontakt mit einem emphatischen GegenĂŒber!?
NatĂŒrlich sitzen in den Therapien meist die Patienten, die bereit sind sich und ihre Welt zu reflektieren und die damit auch schon begonnen haben, weil ihre Symptome das erforderlich gemacht haben. Sie haben bereits ein Bewusstsein dafĂŒr entwickelt, dass irgendetwas in Schieflage geraten ist. Bei der Aufarbeitung wird genau das verlangt: Bewusstheit, Reflexion, ObjektivitĂ€t. Dabei hatten wir nicht selten, das GefĂŒhl, dass die vom Patienten erwartete Reflektiertheit bei den Behandlern zu wĂŒnschen ĂŒbrig lies, aber das wĂŒrde an dieser Stelle zu weit fĂŒhren.
Zum Abschluss nochmal zurĂŒck zum Schmetterlingswetter. đ
Wir sind froh, dass unser Wetter derart bunt ist, dass fĂŒr jede Stimmungslage das richtige dabei ist. Die Vergangenheit war scheiĂe, aber wir haben auch viel gelernt und sind dankbar dafĂŒr, dadurch auch in Themenbereiche Einblick zu haben, die wir sonst vielleicht nie verstanden hĂ€tten. Wir könnten heute andernfalls eventuell nicht derart emphatisch an der Seite von Menschen stehen, die Ă€hnliches erlebt haben. Wir wissen aus unserem GefĂŒhl schnell worum es geht und können dadurch oft auch weiterhelfen. Und wenn es dann beim Einkaufen mal plötzlich im Edeka anfĂ€ngt zu schneien und wir an der KĂŒhltheke festfrieren, dann versuchen wir das eben so gut wie möglich zu meistern. Das heiĂt ĂŒbrigens nicht, dass wir das ganz gelassen hinnehmen können. Es bedeutet durchaus auch vor Verzweiflung zu schreien oder TrĂ€nenĂŒberströmt den Laden zu verlassen, weil es in uns gerade angefangen hat zu tauen. Die Erkenntnisse aus diesen Situationen waren fĂŒr uns im Nachhinein aber immer irgendwie wertvoll.
Im Grunde finde ich mich als Mensch heute gut so, wie ich bin. â€ïž
Ein erheiternder – ja philosophischer – Ansatz, der so was von auf den Punkt trifft! Danke dir und euch fĂŒr diese Ausarbeitung.
Danke dir fĂŒr das dicke Lob!
Und wie schön, dass du beim Lesen schmunzeln musstest! đ
Ein ganz breites LĂ€cheln liebe Sofie :))))))))) Solche Fragen und Antworten machen irgendwie auch SpaĂ nicht wahr? Und ich glaube meine „Klara GrĂŒndlich“ hat diese Frage gestellt. Chapoo!!! Eigentlich habe ich von anderen, die meine Fragestellung, bzw. Ăberlegungen hier lesen, einen Shitstorm befĂŒrchtet. Und Danke! Ich wusste, ich kann Dir so eine umfangreiche Frage stellen und ich bin sehr, sehr, sehr zufrieden und ĂŒbereinstimmend mit Deinen Antworten. Ich drĂŒck Dich ganz, ganz fest!
Oh, das freut uns sehr! Wir haben so gehofft, dass dir der Beitrag gefĂ€llt, nachdem die Fragen ja von dir sind. đ
„Klara GrĂŒndlich“ finde ich irgendwie einen sehr schönen Namen. Der hat etwas sehr WertschĂ€tzendes an sich.
Dein Fragestellungen fand ich allesamt sehr gerechtfertigt. DarĂŒber lohnt es sich nachzudenken. Und ja, uns hat das sehr viel SpaĂ gemacht! đ Da waren ganz neue Impulse dabei, die wir anschlieĂend kreativ in Worte packen konnten. Deine AnstöĂe waren auch sehr Gewinnbringend fĂŒr uns. đ Danke dir/euch nochmal dafĂŒr!
Einen wunderschönen Sonntag wĂŒnschen wir euch! đđŠâïž
Danke Du kluge Frau ††â€
đ
Das ist ja schön wieder so ein schöner Beitrag đ Trifft sich wieder gut fĂŒr mich, da mein Innenleben sich auch gerade viele dieser Fragen auch stellt, die die Melinas in den Raum geworfen haben. Hach…
Danke! đ
Dann haben wir ja zufĂ€llig genau den richtigen Zeitpunkt erwischt. đ
Liebe Sofie,
als wir deinen Beitrag gelesen haben, hatten wir TrĂ€nen in den Augen. Ich kann gar nicht genau sagen warum, aber es war defintiv positiv! Deine Worte haben uns berĂŒhrt, auch wenn wir das grad gar nicht richtig greifen können.
Vielen Dank!
Bunte Sterne
Hallo ihr lieben bunten Sterne, đ
wir waren grade erleichtert, dass du geschrieben hast, dass du die RĂŒhrung positiv empfandest. Verletzen hĂ€tten wir nĂ€mlich wirklich niemanden wollen.
Dann dĂŒrfen die Emotionen vielleicht einfach grade sein und positive Spuren hinterlassen. Manchmal mĂŒssen TrĂ€nen auch ohne greifbare Ursache flieĂen dĂŒrfen. Das heilt und löst so viel Anspannung. đ Geht uns auch manchmal so.
Liebe Sofie,
ja, ich habe es auf jeden Fall als positiv empfunden und in gewisser Weise vielleicht als heilsam.
Ich glaube deine Worte haben uns so ein GefĂŒhl von „Es ist okay wie es grad ist und wir sind okay wie wir grad sind“ vermittelt.
Das ist sehr wertvoll fĂŒr uns, weil wir das (noch) viel zu selten so empfinden.
Oh, ja! Das seid ihr absolut!
Wir schreibens hier einfach nochmal mit hin. Dann könnt ihr das beim lesen vielleicht nochmal spĂŒren:
Ihr seid völlig ok so wie ihr seid! So wie es grade ist, ist es in Ordnung! đ
Danke â€
Das geht mir gerade auch so und irgendwie hat dieser Beitrag wirklich ein bisschen Raum fĂŒr ein kleines okay-GefĂŒhl gegeben đ
Das ist mehr, als sich dieser Beitrag vor seiner Veröffentlichung hĂ€tte wĂŒnschen können! đ
Wirklich schön, wenn er das geschafft hat.