Aushalten

„Was soll ich denn noch tun? Ich vermeide jeglichen Kontakt, ich lasse mich auf keine Einladung zum Kaffee mehr ein, ich habe mich zurück gezogen wie ein Bücherwurm, aber immer wieder übernimmt der, sobald auch nur vier Leute auf einmal auftauchen. Und das alles nur, weil die bescheuerte Therapeutin gerade diese alte Geschichte bearbeitet. Ich hab keinen Bock mehr und schon gar keine Nerven!“

„Bingo!“, hätte ich beim Lesen dieser Zeilen am liebsten geschrien. Genau so fühle ich mich grad. Wie ein Krebs, der rückwärts vorwärts geht. Manchmal steht man als Außenperson da und kann bei aller Mühe nicht mehr tun, als aushalten. Das Außen und das Innen. Es ist frustrierend zu bemerken, dass die eigenen Wünsche und Vorstellungen manchmal hilflos an der Realität abprallen. Vor allem trifft es dann, wenn man sich eigentlich auf ein Treffen mit Freunden, eine Feier, einen Job oder etwas anderes Tolles freut. Dennoch bleibt wieder nur die Absage. Körper und Psyche können nicht. Da hilft die ganze Therapie nichts. Im Gegenteil. Manchmal wackelt sogar für einige Zeit der mühsam aufrechterhaltene Alltag erst recht. Irgendwo hat man eben doch nur den einen Körper.
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