Cola aus dem Colastrauch

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Die Eberraute erfreut sich als „Cola-Strauch“ zunehmender Beliebtheit.

Was hier im kleinen Kasten so wunderschön grün-gefiedert wächst, ist eine Pflanze, die schon im Mittelalter wegen ihrer Heilwirkung in Klostergärten angebaut wurde. Man sprach ihr neben einer aphrodisierenden, vor allem auch eine beruhigende Wirkung zu. Beliebt war sie bei Verstimmungen des Magen-Darm-Traktes. Wer unter Haarausfall litt, soll mit einem Tonikum aus der Pflanze seine Haarpracht erhalten haben können. Für Frauen diente sie der Behandlung von Schmerzen in der Brust und Geschwülsten. Durch ihre krampflösenden Inhaltsstoffe bot sie auch Hilfe bei Menstruationsbeschwerden. Ihre Eigenschaft als Gegengift dürfte in früheren Zeiten besonders bedeutsam gewesen sein.
Der botanischer Name lautet Artemisia abrotanum. Im Deutschen wird sie mit Eberraute oder neuer als Cola-Strauch benannt. Die Herkunft letzterer Bezeichnung ist jedem schnell klar, der einmal an ihr geschnuppert hat. Sie ist reich an ätherischen Ölen und versprüt einen intensiven cola-artigen Geruch. Neben der Kampfer-Eberraute ist im Handel auch noch die Zitronen-Eberraute erhältlich. In dieser Variante duftet die Pflanze intensiv nach Zitrone. Im weiteren Beitrag beschränke ich mich nun allerdings auf die Verwendung des Cola-Strauches.
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Wasser im Nabel

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Gerade habe ich den letzten Pflanzkorb in mein kleines Balkonbiotop eingesetzt, da fängt es an zu Donnern. Bald prasselt auch der dazugehörige Gewitterregen nieder. Ich ziehe mich in die Wohnung zurück. Unter der Dusche fühlt es sich fast an, als würden wir mitten im Sommerschauer stehen. Die Luft ist schwül. Unser Magen verspürt einen leichten Hunger. In große Handtücher gewickelt laufen wir in die Küche und schieben uns etwas zum Essen in den Ofen. Dann machen wir es uns im Sessel gemütlich.

Als wir wieder nach draußen treten, um ein Foto vom Miniaturteich zu machen, sieht man aufgrund der Dunkelheit nicht mehr viel von den Pflanzen. Ein bisschen Wasser im Wassernabel können wir noch einfangen. Wie kleine Perlen ruhen die Tropfen in den Blattrosetten. Wir sehen uns um und entdecken auch auf den anderen Pflanzen die kleinen feuchten Kostbarkeiten. „Wasser vom Himmel spendet leben. Das muss teuer aussehen.“ Im Kerzenschein glitzert der Schatz. Wir atmen in die erfrischte Nacht.
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Sterne um Mitternacht

Es ist fast Mitternacht.
Wir sitzen auf dem Balkon und starren in die Sterne. Die Straßenlaterne stört mit ihrer Lichtverschmutzung. Eine dicke Decke hält uns warm. Wir sind leer. In den Augen warten Tränen darauf geweint zu werden. Die Dunkelheit ist kühl. Wenn mich nur der alltägliche Stress ebenso kalt ließe.

Wir könnten Sterne zählen am Himmelszelt. Wie damals. Sie sind das Licht in der Nacht. Diese weißen Silberpunkte glitzern am stärksten auf dem schwarzen Hintergrund und plötzlich ist da außer unserer Welt noch etwas anderes. Es gibt einen Kosmos, den wir im hellen gar nicht hätten sehen können. Die Zeit fliegt vorüber. Die Wunden bleiben.

Eine Grille zirpt.

Ich gehe nach drinnen und greife zum Telefon.
Freundschaft ist wie die Sterne am Himmel. Sie macht die dunkelsten Stunden heller. Wir wechseln einige Worte, ehe wir einschlafen.

Als wir aufwachen pfeifen die Vögel.
Die Dunkelheit ist längst vergangen. Wir fühlen uns gerädert. Wir leben zu wenig. Unsere Berufung ruht.

Möge sie bald wieder fließen…

Jurassic Balkon

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Körniger Hüttenkäse mit Erdbeeren, Honig und Zitronenmelisse – Mjam. ❤️😋🍓

 

Wir sitzen am Frühstückstisch und löffeln frische Erdbeeren mit etwas Honig und Hüttenkäse. Die Sonne macht den Tag warm. Grell blendet dass Draußen zum Fenster herein. Das silberne Blech spiegelt die Sonne gleißend hell. Ich schließe den Rollo ein Stück, weil ich nicht erblinden will. Ein leiser Wind umstreicht meine Zehenspitzen, als ich kurz auf den Balkon nach draußen trete.
Ich atme mit einem Seufzer einmal tief durch.
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Triggerwarnungen

Immer wieder erreichen uns freundliche Nachfragen, ob wir nicht hin und wieder doch Triggerwarnungen setzen könnten. Die Bitte darum verstehen wir gut. Deshalb haben wir lange und sorgfältig darüber nachgedacht. Unser Ergebnis wollen wir euch hier mitteilen und unsere Entscheidung diesbezüglich transparent machen.
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Pfingstmontagabend

Gerade habe ich die kleine Leselampe angeknipst. Zwar ist es noch einigermaßen hell draußen, aber mir ist nach dem bisschen zusätzlichen Lichtschein auf dem Papier. Außerdem ist die Atmosphäre so irgendwie gemütlicher. Was ich in diesem Moment noch gar nicht ahne: Die anschließende Zeit wird sprunghaft vergehen. So, als wäre der Zeiger einer Uhr am Ziffernblatt hängen geblieben und hätte anschließend dafür einen großen Sprung nach vorne gemacht. Meine Uhr geht nicht gemütlich im Kreis. Sie hüpft, scheppert, schleicht oder rast ab und an. Heute setze ich mitten in der Nacht wieder in der Realität auf. Im dunklen Zimmer starre ich in das grelle Licht der Nachttischlampe. Die Küchenuhr tickt bedrohlich.

Ich rekonstruiere, was sich rekonstruieren lässt. Immerhin kann ich am Ende feststellen, dass wir die Wohnung nicht verlassen haben und sicher waren. Der Kopf pocht. Wir haben gegessen, gebadet, telefoniert und mit Erinnerungen gekämpft. „Was für ein scheiß Tag“, denke ich. Mein Körper zittert zwischen Wut auf die Täter und Überforderung. Wir beschließen für heute einfach die Decke über den Kopf zu ziehen und die Nacht so ruhig wie möglich zu durchstehen.

Es gibt Tage da sind die alten Bilder näher, als uns lieb ist.

Was ist rituelle Gewalt?

Die liebe Alenka hat uns in den Kommentaren zum letzten Beitrag folgende Fragen gestellt:

Was ich mich frage, aber eigentlich nie zu fragen traute, war, worum es bei ritualisierter Gewalt wirklich geht. Geht es überhaupt um Rituale, und wenn ja, was sollen diese bewirken? Sind Rituale nicht lediglich ein Vorwand, um Gewalt ausüben zu können? Ihr müsst mir diese Frage natürlich nicht beantworten. Ich wollte sie nur mal aussprechen, weil sie in meinem Kopf herum spukt. LG!

Auf unserem Blog gibt es grundsätzlich keine Triggerwarnungen. An dieser Stelle wollen wir dennoch darauf aufmerksam machen, beim Lesen dieses Artikels gut auf sich zu achten.
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Sag du mir, was ich glauben soll…

„Glauben Sie mir?“ oder „Denken Sie, dass es wahr ist?“ sind wohl Fragen, die jede Überlebende im Laufe ihrer Therapie immer wieder stellt. Über lange Zeit braucht es die Rückversicherung der Therapeutin, wenn im Innen die Zweifel toben. Eines vorab: Es ist im Heilungsverlauf für die Opfer gut, wichtig und richtig sich diesbezüglich bei anderen Menschen rückversichern zu können. Wir sind froh, damals eine Therapeutin an unserer Seite gehabt zu haben, die in den größten Zweifeln die Fahne für uns hoch hielt und uns ohne Kompromisse glaubte. Sie hatte den Mut für uns Position zu beziehen und diese offen auszudrücken. Außerdem möchte man als Mensch auch einfach wissen, was das Gegenüber von der eigenen Geschichte denkt.
Wir wollen in diesem Beitrag heute allerdings den Fokus auf einen anderen Blickwinkel bezüglich der „Glaubensfrage“ richten, den wir an manchen Stellen für sehr wichtig halten. Dafür wollen wir ein bisschen von unseren Erfahrungen erzählen.
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Mittendrin

Ich sitze im Warteraum bei meiner Therapeutin. Ein bisschen sind wir gespannt, was der Termin heute bringt. Im Kopf ist vieles und die Bandbreite groß. Es reicht von Glücksgefühlen bis hin zu tiefer Trauer und Verzweiflung. Das Leben ist bunt und manchmal alles gleichzeitig.

Eine Stunde später sitzen wir im Auto nach Hause und fragen uns, was das nun gebracht hat. Die Dinge, die wir erzählen wollten, kamen nicht über unsere Lippen. Das was wir gesagt haben, war schön, aber eigentlich weniger wichtig. Um den Nachmittag dennoch mit Sinn zu füllen, fahren wir in den Gartenmarkt. Auf unserem Balkon sollen essbare Schönheiten einziehen. Am Ende haben wir den Wagen voll mit pink und weiß blühenden Erdbeeren, Gurken, Tomaten und kletternden Zierpflanzen. Wir sind gespannt, wie unser erstes Balkongartenjahr verlaufen wird.

Als wir uns am Abend auf das Sofa legen, kehren wir an die Momente zurück, mit denen wir in den Tag gestartet sind. Unser Unterleib schmerzt empfindlich. Voller Liebe schmiegt sich der Kater an unsere Seite. Unser Kopf puckert leise. Ich schließe die Augen. In all dem, was gegen meine Schädeldecke hämmert, ist es sein leises Schnurren, das mich und die Innens rettet. Er versteht ohne Worte, was wir am Morgen verschweigen mussten.  Unser Atem beruhigt sich. Eine Träne kullert aus der Anspannung.

Danke kleiner Katzentherapeuth. ❤️

Duschen und Baden – Fluch oder Segen auf der Skill-Liste

Wir liegen im heißen Badewasser und spüren, wie unser Körper merklich entspannt. Eigentlich haben wir uns etwas zum Lesen mitgenommen. Das wollen wir nun aber gar nicht mehr. Die Ruhe genießen ist toll. Die Regenbrause wäscht Stück für Stück den Stress mit weg. Für uns gehört Baden und Duschen zu den wichtigsten Entspannungsmöglichkeiten. Weiterlesen