Wir sitzen auf dem Bett und naschen Heidelbeeren aus einem kleinen Eimerchen. Draußen wird es langsam kühl. Meine Schultern frösteln nahe dem leicht geöffneten Fenster. Während ich so vor mich hin fernsehzappe, wird es dunkel. Die Sonne macht für heute Pause. Ich mache mir ein bisschen Licht an. Bei mir wird es noch etwas dauern, bis ich auch zur Ruhe komme. Solange möchte ich meine Umgebung sehen und nicht nur erahnen können. Als ich bei Pixabay nach schönen Fotos suche, fällt mir eine kleine lila Kuhschelle in die Hände. Purple Rain, denke ich. Wir sollten viel mehr im Regen tanzen.
Was ist, wenn aus dem Regen ein Sturm wird?
„Die Stürme des Lebens kommen und gehen. Sie verweilen nicht“, schreibt Jeanne Ruland über Naturwesen des Windes. Ich greife mir ihr Buch aus dem Regal und beginne von den Sturmgeistern zu lesen. Vieles passt erstaunlich gut auch zu meinen „inneren Stürmen“. In gewissen Momenten wirbelt einfach alles durcheinander. Vor lauter Trubel finde ich dann keinen Anfang und kein Ende in meinen Gedanken. Alles scheint wirr auseinandergedriftet. Manchmal hilft reden, manchmal einfach nur zuhören und ein anderes Mal stilles Warten, bis die heftigen Winde sich legen und Sonnenstrahlen ins Gemüt dringen. Immer braucht es den Respekt voreinander. Dann kann man zu einem anderen Zeitpunkt die Dinge nochmal ganz in Ruhe klären.
Ich muss daran denken, wie so manches heftige Sommergewitter mit brausendem Sturm im Nachhinein wunderbare geklärte Luft mit sich bringt. Wir genießen es danach nach draußen zu gehen und tief durchzuatmen. Wie es wohl wäre, wenn wir in dem beständigen Vertrauen in unsere und die äußere Natur leben würden, dass immer alles Sinn macht und am Ende gut wird?
Der Gedanke entspannt mich. Tatsächlich sind nach absoluten Tiefpunkten oft die prächtigsten Blumenwiesen in unserem Leben neu erblüht.
Wenn wir mit den „Sturmgeistern“ reden würden, könnten wir sie vielleicht einfach reiten. Doch oft schweigen wir Menschen, weil wir gelernt haben, dass es unnatürlich ist, so aktiv mit uns selbst in Kontakt zu gehen. Dabei scheint es mir gerade viel künstlicher die Kommunikation mit sich selbst zu verhindern. Die Seele versucht es doch ohnehin immer wieder.
Wenn die Menschheit von heute nochmal wie vor einigen tausend Jahren in der Wildnis überleben müsste, wir wären heillos verloren. Ohne innere Stimme wären unsere Vorfahren längst ausgestorben. Sie kannten die Elemente in sich und um sich und wussten sie mit ihrem Gefühl zu deuten. Sie haben überlebt, weil sie sich selbst vertrauten.
Und während ich so tippe und wieder ein bisschen lese und nachdenke und wieder weiterschreibe, schwelgen unsere Gedanken ab, in eine wunderbar beseelte Naturwelt. Wir fühlen uns im Schoß von Mutter Erde zart geborgen.
Ein leiser Wind öffnet die angelehnte Balkontüre. Er streichelt sanft über die Blätter meiner Zimmerpflanze. Die Katzen werden bald von ihrer Streifjagd zurückkehren. Ich genieße mit meinen Innens die inneren Vorstellungen in unserem Kopf. Der Abend geht ruhig zur neige.
Wenn wir die Dinge hören, solange sie flüstern, müssen sie nicht lauter werden.
Quellen: Jeanne Ruland, Petra Arndt, Zauber der Naturreiche, Schirner Verlag, Darmstadt 2015, S. 83ff
Wie schön…
Liebe Grüße zur Nacht vom Lu
Dankeschön! 😊
Liebe Grüße zurück und einen schönen Feiertag!
Das hat mich berührt ❤
😊❤️
Was für ein schöner, kluger, tiefsinniger Text. Ich hätte mich zwischen Deine Zeilen legen mögen …
Viele ganz liebe Grüße. Ich wünsche Dir/Euch einen schönen freien Tag!
Oh, dann stell ich dir einfach ein Bett auf. Welche Zeile hättest du denn am liebsten? 😉
Ganz liebe Grüße zurück! ☀️🦋💙
Ich glaube ich ziehe von einer zur nächsten und nehme mein Lager immer einfach mit! 😉 ❤
👍