In mir, da sitzt ein kleines Kind.
Es weint, hat Angst und fühlt sich völlig verunsichert.
Die Welt scheint viel zu groß, als das man sie je begreifen könnte. Dabei schrumpft sie gerade auf einen kleinen Kosmos, der gerade so groß ist, dass die Abdrücke des Lebens eines Mädchens darin sichtbar werden.
Langsam und leise wippt es vor und zurück. Ihr Blick mag in die Leere gehen, aber die Emotionen greifen tief. Ich setze mich neben den kleinen Seelenschatz. Bald bemerke ich, dass auch mein Oberkörper beginnt sanft zu wiegen. Irgendwann greife ich ihre Hand. Wir schwingen gemeinsam.
Es tut weh. Vor Schmerz krampft der Brustkorb.
„Was bin ich wert? Was bin ich nur wert, wenn nicht das?“, schluchzt sie.
„So viel mehr“, antworte ich hilflos.
Ich merke, wie ich wütend werde. Nicht auf das Kind. Vielmehr auf die Erwachsenen, die ihm gesagt haben, dass es so schrecklich unliebenswert ist, dass kein Mann es je freiwillig anfassen wird. Und noch mehr schüttelt es mich, weil es die gleichen Menschen waren, die dieses Mädchen vergewaltigt und missbraucht haben.
Ich bin heute eine erwachsene Frau mit einigem Standvermögen im Alltag. Dennoch merke ich, wie mich dieser Glaubenssatz noch immer beherrscht und mein gesamtes Beziehungserleben beeinflusst. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ein Mann mich je aus freien Stücken und purer Liebe für den Menschen in mir als Freundin haben möchte. Wenn wir eine Beziehung haben wollen, dann müssen wir doch für den Sex gut sein… Ein blöder Gedanke. So will ich das nicht mehr im Kopf haben.
Für heute Nacht versuche ich mich und die Kinder in mir einfach nur selbst zu lieben, so gut ich kann. Wir wickeln uns in unsere Decke ein und spüren ein Stück Geborgenheit. Ich hab dich lieb, kleine Sofie. Genau so, wie du bist. Dafür musst du nichts leisten. Du hast es verdient, weil du ein wertvoller Mensch bist. Hab eine gute und sichere Nacht!
Hier liefen Tränen. Weil so tief berührt. So grausam-schön.
Danke für’s sich berühren lassen und den Mut das mit uns zu teilen! 😊