Ich sitze auf meinem Bett. An die kühle Wand gelehnt stützt ein Kissen meinen Rücken. Das Handydisplay verrät mir die Tageszeit. 20:30 Uhr. Ich bin wach. Zum ersten Mal an diesem Tag länger als wenige Minuten. Gestern um neun vielen mir plötzlich die Augen zu. Nach zwölf Stunden Schlaf weckte mich die Katze. Wach war ich nicht. Aus einem fernen Nebel bleierner Müdigkeit registrierte ich ihre bitte nach Futter und Freigang. Mit Mühe schleppte ich mich ins Bad und zur Toilette. Nach der kurzen Versorgung meiner Tiger landete ich erneut an der Stelle, aus der ich mich eigentlich soeben erst erhoben hatte. Im Bett. Wenig später fiel ich erneut in komatösen Schlummer.
Nun war das nicht etwa ein klassisch depressiver Morgen. Für die Wahrnehmung von Gefühlen blieb allerdings auch gar keine Zeit. Soweit ich es in der kurzen Wachphase beurteilen konnte, war ich ganz gut drauf. Wäre da nicht die Erschöpfung gewesen, die mich bereits nach wenigen Schritten erneut zur Ruhe zwang. Bis zum späten Nachmittag war ich nicht ansprechbar. Ich schlief und schlief und schlief. Zwischendrin schüttelten mich Träume. Dann wieder sank ich tief in die Schlummerwelt. Gegen fünf machte sich im dösen der Hunger bemerkbar. Obwohl ich wollte, war ich kaum fähig aufzustehen. Einkaufen schien in unerreichbaren Dimensionen stattzufinden. Allein die Vorstellung einen Laden zu betreten lies mein Herz schneller schlagen. Nein. Unmöglich. Da erst begriff ich, dass mein körperlicher Zustand wohl auch eine psychische Komponente besaß. Nicht immer erledige ich Einkäufe gerne, aber selten haben sie mittlerweile eine derart massive Dynamik wie heute. Ich entschloss mich ausnahmsweise ihr nachzugeben. Liebe Menschen fuhren für mich in den Supermarkt und holten mir frisches Gemüse nach Hause. Das aß ich wenig später ganz einfach im Ofen zubereitet.
Nun bin ich wach, wenn auch wahrscheinlich nicht mehr lange. Mein Körper schmerzt. In mir Branden von Zeit zu Zeit Schreie gegen die Schädeldecke und ich frage mich, was das nun heute wohl genau war? Woher kommt der Zustand? Gestern Abend war noch alles in seiner gewohnten Ordnung. Manchmal habe ich den Eindruck, dass mein Unterbewusstsein nachts arbeitet. Morgens erwache ich dann an einer ganz anderen Stelle, als beim zu Bett gehen. Das ist schwer greifbar. Ob es heute daran lag oder ich eine Belastung am Vortag unterschätzt habe, kann ich nicht sagen. Sicher ist nur, dass mein Körper gerade vom Trauma erzählt.