Regengeplätscher und Christrosenzauber

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Es regnet. Nein, es schüttet. Wie aus Eimern. Alles was an Wasser im Himmel eingelagert war, findet genau in diesem Moment seinen Weg zum Erdboden. Trotz der Fluten habe ich es mittlerweile wieder ins Haus geschafft. Unter der Türe schüttle ich mich einmal wie ein Pudel, der versucht die Nässe draußen zu lassen. Es gelingt bedingt. Von drinnen sieht die Welt schon besser aus. „Wenn man nicht raus muss, ist das Wetter eigentlich ganz gemütlich“, denke ich und lausche für einem Moment den prasselnden Tropfen am Fenster. Bald ist das Essen fertig. Im Topf dampft der Reis. Die zugehörige Sauce kocht. In der Regenrinne gluckert das Wasser, wie in einem kleinen fließenden Bächlein, ehe es an der Hausecke rauschend nach unten stürzt. Aus den Einkäufen blickt mich eine kleine Christrose mit zart weißem Gesicht an. „Du solltest auf den Balkon, hmm“, sage ich zu ihr. „Hier drin ist es für dich zu warm.“ Ich hadere im Angesicht der Regenfluten. Schließlich ringe ich mich dazu durch doch schnell loszulaufen und ihr einen schönen Platz im Freien zu geben. Als ich fünf Minuten später tropfend wieder hinter dem Fenster an der Balkontüre stehe, strahlt sie von draußen zurück. Mission erfüllt. In meinem Kopf beginnt ein Weihnachtslied zu klingen, durch das ich die pflanzlichen Schneegeschöpfe erst richtig zu schätzen gelernt habe. Die Melodie macht mir ein wohliges Gefühl im Bauch und ich singe es so gerne. „Es blüht eine Rose zur Weihnachtszeit, draußen in Eis und Schnee und wenns in der Winternacht friert und schneit, das tut der Rose nicht weh. Es grünt eine Hoffnung zur Weihnachtszeit, drinnen im Herzen still, dass immer und ewig, so schön wie heut, Frieden werden will.“

Beseelt setze ich mich auf die Decke im Wohnzimmer. Meine Nase riecht den Weihnachtstee, noch ehe ich ihn aufgesetzt habe. Allein die Vorstellung reicht aus, um in den adventlichen Sinneseindrücken zu landen. Ich lasse sie Realität werden und schalte den Wasserkocher ein. Zimtig süßer Marzipanduft macht sich in der Wohnung breit. Kleine kullern durch mein Innen. Sie freuen sich, dass ich sie wahrnehme. „Ich will auch Tee“, sagt die eine. „Gibts auch Kekse?“, fragt eine andere.  Als ich ein Stück Kuchen auf den Teller lege huscht ein Schmunzeln über unser Gesicht. Beim ersten Schluck des Heißgetränkes genieße ich die Ruhe und versuche mit einem tiefen Atemzug ganz viel Erholung in mich aufzunehmen. Wie zauberhaft die Welt doch sein kann… Lichterketten mit rotnasigen Rudolphs erfüllen den Raum mit warmer Stimmung.  Die Katze liegt schnurrend auf dem Kissen. „Die Liebe vertreibt meine Einsamkeit. Mir tut das Herz nicht mehr weh. Es blüht eine Rose zur Weihnachtszeit, draußen in Eis und Schnee.“ In der schummrigen Adventsstimmung könnte man von Zeit zu Zeit meinen, man sieht Weihnachtselfen und Feen durch die Welt tanzen. In mir stellt sich Zufriedenheit ein. Es läuft nicht alles perfekt, aber wir sind auf einem guten Weg. Für diesen einen Moment ist einfach alles ok, wie es ist.
„Christrose – Hast mir die Hoffnung gebracht.“

3 Kommentare zu “Regengeplätscher und Christrosenzauber

  1. Für diesen Text reichte es mir nicht, nur einen „Like“ zu setzen“. Du hast so wunderschön geschrieben, dass ich Dich und die Kleinen in Deinem Inneren wahrhaft sehen konnte, und ich konnte riechen, die heimeligen Düfte, und spüren. – Dein Text, Du, Ihr, habt mir gerade eine berührende Freude geschenkt.

    Ganz lieben Dank, dass Du/Ihr sie geteilt has(b)t.

    Ich wünsche Dir/Euch immer wieder ganz viel davon!

    Sehr liebe Grüße!

    • Danke dir! Dann hatten wir beide ein Stück Weihnachten und heimelige Adventszeit im Kopf. 😊 Ich würd dich ja glatt auf einen Tee einladen, aber ich fürchte du wohnst zu weit weg…

      Herzliche Grüße und einen guten Start in den Tag! ❄️🍀⛄️

      • Ich wohne im Nordosten Deutschland, nicht fern von der Ostsee zwischen Lübeck und Rostock. Ich fürchte, dass Dein „Teestübchen“ da doch ein bisschen weiter weg ist … – Aber ich wäre gern dort eingekehrt. Allein, der Gedanke, mit mir eine Teestunde teilen zu wollen, ist sehr lieb. – Dankeschön!

        Ganz liebe Grüße!

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