21.12.2018
Es ist Nacht.
Genau genommen kurz nach Mitternacht,
als wir aus dem kurzen Schlaf hochschrecken und denken wir müssen sterben. Der Kreislauf kollabiert. Das Herz rast. Erst vor einer halben Stunde hatten wir uns hingelegt. Nun ist die Nacht vorbei. Wir kämpfen schweißgebadet in unseren Sicheren vier Wänden ums nackte Überleben. Immer wieder sacken wir in kurze Ohnmacht. Irgendwann wissen wir nicht mehr was die Panik macht. Lässt die körperliche Ohnmacht die Panik aufkommen und das Herz rasen, rast das Herz aus Angst vor der Ohnmacht oder werden wir vor Angst ohnmächtig!? Wir beten, dass der Zustand keine körperliche Ursache hat. Gegen morgen beruhigen wir uns etwas und schlafen erschöpft ein.
Alles scheint unwirklich, als uns der Wecker aus der kurzen Ruhe reißt. Wir wanken ins Bad. Der Kopf dröhnt. In die Augen schwappen Tränen. Ich muss mich anziehen. Die Arbeit ruft. Beim Zähneputen kann ich mich kaum auf den Beinen halten. Mein Kopf schreit, dass er sterben möchte. Als ich mich umdrehe und an die Wand blicke, durchfährt mich erneut der pure Horror. An der weißen Tapete tropft das Blut nach unten. Es kostet mich einige Nerven und Atemzüge, bis wir realisieren, dass es nicht wirklich da ist. Nicht heute. Die Wechsel werden unkontrollierbar. Ich sehe widerwillig und mit schlechtem Gewissen ein, dass ich Alltag heute vergessen kann. zu Hause bleiben wegen etwas, was längst vorbei ist – in meinem Gewissen schafft das neue Probleme, die vielleicht wenig rational wohl aber sehr konfliktbehaftet sind. Noch eine Stunde später starre ich geschockt und paralysiert auf den Punkt an der Wand, an dem eben des Blut aufgetaucht ist. Mir fällt es schwer überhaupt zuzuordnen, was mit mir passiert. Die Bilder in meinem Kopf sind so nah und gleichzeitig so fern, dass ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll. Der Vormittag verschwindet in einem tief dissoziativen Trancezustand. Er lichtet sich geringfügig, als gegen Mittag unsere Therapeutin anruft. Eine andere nimmt ab.
Seit zwei Tagen sind wir nun ziemlich am Limit. Heute waren wir nur kurz aus dem Haus, um einkaufen zu gehen. Wir sind extrem müde. Alles tut uns weh. Die Verzweiflung sitzt im Körper. Bilder Quälen uns. Obwohl ich all das unerträglich stark spüre, gibt es Momente, an denen ich als Alltagsperson einfach nur mit den Schultern zucken könnte und sagen: „Keine Ahnung, was da schon wieder mit mir los ist. Ich habe keine Ahnung, wie diese Bilder in mich hineingekommen sind.“ Es ist alles gleichzeitig. Extremes Wiedererleben und Unbeteiligtheit. Freude über das sichere Jetzt und die totale Unfähigkeit es zu leben. Wir blicken unsicher auf die nächsten Tage. Wie wird es uns wohl ergehen? Besser, schlechter, gleichbleibend? Wir hätten so vieles zu erledigen. Wenn das Trauma kommt, ruht das Heute.
Liebe Sofie
wir fühlen so sehr mit. Es ist immer wieder wieder neu dasselbe.
Liebe Sanne,
danke für die Anteilnahme. Euch viel Kraft! Wir hoffen ihr kommt trotz allem gut durch die Tage.
Liebe Grüße,
Sofie
gedanklich gerade bei euch, jetzt im moment.
Vielen herzlichen Dank! 😊
Das können wir so gut verstehen…
Wir wünschen euch viel Kraft für die nächsten Tage ❤
Dankeschön! Das wünschen wir euch auch! 💖
Danke 🙂
Echt bedrückend …
Liebe Adventszeitgrüße vom Lu
Danke für’s Lesen!
Ganz liebe Adventsgrüße zurück! 😊
Dankeschön *freu*
😊
Oh jeh. Es tut mir jetzt leid, das sagen zu müssen, aber es beruhigt mich so sehr, dass noch jemand mit DIS Blut die Wände herunterlaufen sieht.
Das ist immer so krass und auch, wenn uns schon mehrere Therapeuten gesagt haben, dass das keine Halluzinationen im üblichen Sinne sind und wir nicht verrückt werden, so ist das doch zutiefst beunruhigend.
Deshalb kann ich dir total nachfühlen, wie es dir geht.
Ich hoffe und wünsche, dass es bald besser wird, der Schmerz und das Entsetzen nachlässt und das Leben im Heute wieder einen Platz einnehmen kann.
❤
Liebe Lunis,
das muss dir ganz und gar nicht leid tun. Mir ging es beim Lesen deines Kommentars gerade ganz ähnlich. Ich habe einmal tief durchatmen müssen und war ein Stück erleichtert, dass es noch jemanden so geht wie uns. Man denkt in diesen Situationen ja doch oft, dass man den Verstand verliert. Schwierig finde ich daran auch, dass ich als Alltagsperson die „ursprüngliche Wand“ in solchen Situationen oft gar nicht kenne. Ich kann das in dem Moment keinem Ereignis zuordnen, sondern nur denken, dass es irgendwo aus der Vergangenheit kommt, weil der Rest der Erinnerung eben so fragmentiert ist.
Wir wünschen euch ganz viel Kraft, hoffen ihr kommt trotz allem gut durch die Weihnachtstage und danken euch sehr für’s teilhaben lassen an euerer Erfahrung! 😊
Danke sehr.
Ja es geht mir ähnlich. Ich weiß die Ursprungssituation nicht. Keine Ahnung wann und ob das wirklich mal so war. Aber irgendwo wird es wohl herkommen.
Auffallend ist, dass es bei uns immer Fliesen sind. Keine Tapete.
Aber sonst? Keinen blassen Schimmer.
Wir wünschen euch auch, dass ihr die Weihnachtstage gut übersteht.
Passt gut auf euch auf.
„Wenn das Trauma kommt, ruht das Heute.“
Wie wahr! Wiedererkennungswert.
Ich wünsche euch Halt, egal auf welche Art, für diese Zeit!
Ich denke an euch. ❤💫
Danke dir! Das wünschen wir dir auch! 😊
Liebe Sofie,
Ich habe kaum Worte, wie nah es geht. Danke fürs berichten. Wir wünschen dir von Herzen ganz viel Kraft und eine Verankerung im Heute. 💖
Möge die Zeit für euch bald leichter sein. 🍀🍀🍀
Alles Liebe
„Benita“
Danke euch! 😊
Euch auch alles Liebe! ❤️
Danke 🤗