
In der Tat machen die vielen rosanen und weißen Blüten der „Schmuckkörbchen“ auf unserem Balkon ihrem Namen derzeit alle Ehre. Als mein Blick früh am Morgen von unten in die Pracht des Blumenkastens fällt, blinzelt mir ein Stückchen Himmel zu. Ich schlürfe von meiner Tasse Kaffee. Die Füße ruhen auf dem kleinen Tischchen vor mir. Sonne und Blumenduft geben alles, um uns den Tag schön zu malen. Im Innen fühlen wir uns unendlich traurig. So traurig, dass wir kaum atmen können. Die Sprachlosigkeit macht aggressiv. Während kleine getigerte Schwebfliegen lockerleicht am Nektar schlürfen, schürfen wir tief in alten, unaushaltbaren Verletzungen.
Die Zeit rinnt dahin. Bald ist es Nachmittag und aus der Kaffeetasse Wassereis geworden. Wir lutschen uns durch die verschiedenen Sorten und kommen zu dem Schluss, dass wir sie ebenso natürlich finden, wie Plastikobst. Egal – schmeckt trotzdem! Irgendwie mögen wir diese grellen Töne, die unsere Geschmacksknospen herausfordern. Sie sind so laut und gnadenlos wie das Leben um uns herum. Vielleicht können wir sie deshalb so gut wahrnehmen. Normalität würde vermutlich einfach untergehen, obwohl sie gerade so besonders wäre.
Wir blicken in den Himmel. Ein bisschen blau und etwas wolkig. Aber die Wolken ziehen nicht. Sie scheinen festzustehen. Bestimmt mag es hinter den sichtbaren Dunstschleiern Bewegung geben. Unsichtbar. Für Auge und Bewusstsein nicht erkennbar. Langsam und stetig. Als ich das Zeitfenster meiner Beobachtungen ausdehne, stelle ich fest, dass sich eine halbe Stunde später im vermeintlichen Stillstand einiges deutlich verändert hat. Geduld ist außerhalb von Himmelsobservationen nur nicht meine Stärke. Im Leben fallen mir diese Kleinigkeiten nicht auf. Vielleicht müsste ich auch einfach seltener Resume ziehen und den Ausschnitt des Blickwinkels vergrößern. Dann wären die Unterschiede deutlicher. Und manchmal bewegen sich auch nicht die Dinge selbst, sondern nur die Relationen. Trotzdem entstehen daraus neue Zusammenhänge. Philosophisch macht das Sinn. Vielo-Sofiesch eher nicht…😉 Theorie und Praxis sind dann eben doch mal wieder zwei verschiedene paar Schuhe.
In der Stille stellt sich eine Frage schreiend laut: „Wie soll ich all das, was passiert ist, je verkraften?“ Es gibt Schmerzen und Verletzungen, da kann die Welt um einen herum noch so schön sein, sie vergehen nicht einfach. Nichts wiegt sie auf und kein Mittel scheint sie zu lindern. Der Wind streichelt mich, die Pflanzen nähren mich, das Dach über meinem Kopf schützt mich und doch sitzt das Grauen noch in mir fest. Ich bin dankbar für das, was ich habe. Sogar für meine Erinnerung. Denn ohne Sie wäre ich als Mensch in einem schwarzen Loch aus nichts verschwunden und von der Welt radiert, ohne zu wissen was mich prägt. An der vernichtenden Qualität ändert das nichts.
Sehr schön. Besonders die Farbe Rosa.
Ja. Ich wusste bis heute gar nicht, dass die so duften. 😊
Ist doch wunderbar.
So ein schöner und tiefgehender Text! „Vielo-Sofiesch“ – Ich mag das und diese Wortschöpfung erst!!! ❤
Ganz liebe Grüße an Dich!
Dankeschön für deine lieben Worte! Wir freuen uns immer von dir zu lesen. 😊
Ganz liebe Grüße,
die bunten Schmetterlinge
Du nimmst mich so mit in deine Welt- und kannst so schön mit Worten spielen. Ich mag das – sehr! :o)
Dankeschön! 😊 Freut mich, wenn du mich zwischen den Zeilen für einen Moment besuchen kommst. 😉