
“Ach, Roman…“, dachte ich bei mir und erwischte mich sogleich bei sentimentalen Gedankenspielereien. Als wir uns vor vielen Jahren kennenlernten, war er ein stolzer Mann gewesen. Er griff nach den Sternen und legte sie mir zu Füßen. Seinem Blick wohnte ein geheimnisvoller Zauber inne, der mich in den kältesten Momenten so einhüllte, als würde die dickste Kuscheldecke mich samten betten. Es mag im Leben viele Ungewissheiten geben, an unserer Liebe jedoch ist nichts variabel. Vor einigen Monaten hat Roman seinen Job verloren. Sein Chef musste ihm kündigen. Seitdem ist er dünner geworden, verkroch sich mehr und mehr in ein Schneckenhaus und sah bald nur noch wie ein magerer Schatten aus, der sich vor mir und der Welt immer mehr verschloss. Die Fassade von Leistung und Ansehen bröckelte. Seine innere Wüste trat hingegen mehr und mehr zum Vorschein. Nie hatte er gelernt, seine eigenen Werte zu finden und sich selbst zu lieben. An diesem frischen Septembermorgen durchfährt mich ein eigenartiger Schauer, wenn ich an Ihn denke. Eben noch habe ich ihm vom Fenster aus nachgeblickt, als er die Straße zum Auto hinunterlief. Kaffeegeruch stieg mir in die Nase und ich habe mich an der Tasse festgehalten, so fest, als wollte ich still für mich sagen: „Mein Herz, mein Herz… Es hat dich nie entlassen. Es kennt dich als Mensch.“
Die Schreibprojekte und Ideen von Christiane findet ihr hier. Unter dem Beitrag dort sind auch andere kreative Etüden verlinkt, die obige Begriffe enthalten. Vielleicht habt ihr ja Lust auch mal vorbeizuschauen und mitzumachen. 😊
Hey, deine erste Etüde! Dann willkommen bei den Etüden-Verrückten! Komm vorbei, schau dich um, wer noch so mitschreibt – und schreib gern mehr! Wir sind eigentlich ein gemischter, guter, bunter Haufen und gut verträglich, wenn wir uns nicht gerade die Köpfe heiß diskutieren 😉
Ich mag deinen Text. Es schwingt so viel Liebe und Sorge mit, wenn deine Protagonistin über diesen unglücklichen Mann spricht …
Schön, dass du es probiert hast!
Liebe Grüße
Christiane 😁👍❤️
Danke für die liebe Begrüßung! 🤗 Es freut uns, wenn dir der Text gefällt.
Ich mag auch Diskussionen. Hinterher ist man immer ein Stück weiter und man merkt, dass ihr sehr lieb miteinander umgeht.
Liebe Grüße,
Sofie 🦋🍂☀️
Klasse. Vor allem die Idee, Roman als Name zu verstehen 🙂 Toll beschrieben, wie ein Mensch, den man liebt, einem doch nicht nahe sein kann.
Liebe Grüße
Alice
Dankeschön für‘s Lesen und die liebe Rückmeldung! 😊
Liebe Grüße zurück,
Sofie 😊
Wie schön, dass du dich an den Etüden beteiligst und gleich mit einem interessanten Text: die „innere Wüste“ macht mich sehr nachdenklich …
Dankeschön, auch für‘s Brücken bauen! 😉 Vielleicht wird die Wüste irgendwann ein Blumengarten, wer weiß. 😊
Wasser wirkt Wunder in Wüsten und dann braucht man natürlich auch Brücken 🙂
Familienvorstand, Ernährer, Versager, das sind wohl noch die alten Begriffe, die ihn keinen Ausweg mehr sehen lassen. Wie lange noch?
Sehr einfühlsam geschrieben. Und herzlich willkommen in unserer Runde!
Danke für die liebe Begrüßung und die nette Rückmeldung! 😊
Ja, der gesellschaftliche Erwartungsdruck birgt wohl Ansichten, die man nur zu leicht als die eigenen verinnerlicht und die einen manchmal auch recht schnell den eigenen Wert absprechen, wenn man die Ansprüche nicht erfüllen kann. Ich schätze der Roman schafft es aus seinem tief auch wieder raus. Immerhin hat er eine ganz liebe Frau, die ihn kräftig unterstützt. Vielleicht sitzt er ja schon im Auto auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch und seiner Frau sind nur die Wörter ausgegangen.😉
Liebe Grüße,
Sofie 🦋
Das wäre natürlich ein schönes Ende und eine glückliche Frau!
Eine warmherzige Geschichte und mir gefallen deine Sprachbilder sehr.
Natalie
Dankeschön! 😊
Pingback: Schreibeinladung für die Textwoche 40.19 | Extraetüden | Irgendwas ist immer