OSDD – Die neue DDNOS

Im amerikanischen Diagnosehandbuch DSM-5 ist die DDNOS-Diagnose (Dissociative Disorder not otherwise specified) durch das Symptomcluster der OSDD (Other specified dissociativ Disorder) ersetzt worden. Aus einem unspezifischen Komplex von dissoziativen Symptomen ist nun also sprachlich ein spezifisches Muster entstanden. Das alleine fanden wir schon einen spannenden Sprung. Für den deutschsprachigen Raum ändert das zwar nichts, denn im hier verbindlichen ICD-10 existiert der Diagnoseschlüssel nicht und auch im ICD-11 wird er nicht enthalten sein, trotzdem fanden wir es interessant uns einmal genauer damit auseinanderzusetzen.

Bevor wir unsere Meinung dazu kundtun, wollen wir hier kurz den neuen Diagnoseschlüssel vorstellen: Nach DSM-5 wird die Diagnose OSDD vergeben, wenn Kriterien für eine dissoziative Störung vorliegen, aber nicht alle Vorraussetzungen erfüllt sind, um die entsprechend spezifischere Diagnose stellen zu dürfen. Dabei kann es sich etwa um Depersonalisations- und Derealisationsstörungen ebenso handeln, wie die DIS. Sind beispielsweise nicht alle Symptome einer DIS erfüllt, weil die Amnesie fehlt oder die Anteile schwächer ausgeprägt sind, wird dieses Symptombild als OSDD-1 klassifiziert. Im folgenden beschäftigen wir uns mit den Subtypen OSDD-1a und OSDD-1b, da diese der DIS ähneln.

OSDD-1a: Menschen, die mit ihrem Symptombild unter OSDD-1a fallen, haben mindestens zwei Persöhnlichkeitsanteile, die deutlicher ausgeprägt sind, als sie es für gewöhnlich bei einer komplexen PTBS oder Borderline Persönlichkeitsstörung wären. Gleichzeitig sind diese Anteile aber weniger differenziert, als bei der DIS. Sie beinhalten jedoch mehr als reine Traumabestandteile oder Anpassungsleistungen. Die Anteile bei OSDD-1a vermitteln eher den Eindruck, als habe man den gleichen Menschen in unterschiedlichen Alterstufen, Gefühlszuständen oder Rollenbildern vor sich, als eigenständige Innenpersonen mit einem ausdifferenzierten Muster der Selbst- und Umweltwahrnehmung. Bei OSDD-1a handelt es sich bei den Anteilen sozusagen um verschiedene Versionen des gleichen Individuums. Anteile können unterschiedliche Fähigkeiten, Ansichten, emotionale Reaktiosnmuster und Interaktionsweisen mit der Umwelt aufweisen. Entsprechend widersprüchlich kann der Selbstausdruck gestaltet sein. Amnesien können auftreten. Die Anteile sind sich dem handeln der jeweiligen anderen nicht immer bewusst. Das unterscheidet sie auch von den Anteilen bei Borderlinestörung oder (komplexer) PTBS, bei denen Amnesien nur unter extremen Stress oder für den Zeitraum traumatischen Wiedererinnerns kurzzeitig auftreten. Menschen mit OSDD-1a fallen also nicht in die DIS-Diagnose, weil die Anteile im Vergleich weniger deutlich ausgeprägt sind. 

OSDD-1b: Die Diagnose OSDD-1b umfasst Menschen, die vollausgeprägtere Anteile auch im Sinne von Innenpersonen einer DIS besitzen, jedoch keine Alltagsamnesien untereinander aufweisen. Ebenso kann der DIS-charakteristische Switch vollständig fehlen. Amnesien für die traumatische Vergangenheit können auftreten. Gedächtnisverluste können kurzzeitig in Phasen mit extremen Stress oder für den Zeitraum des Wiedererinnerns vorhanden sein. Menschen mit OSDD-1b fallen also nicht in die DIS-Diagnose, weil im Alltag keine Amnesien zwischen den Anteilen bestehen. 

Manche Menschen mit OSDD-1 Diagnose haben weder stark ausdifferenzierte Anteile noch Amnesien.

Wie finden wir diese Einteilung nun persönlich? Ehrlich gesagt waren wir ziemlich hin-und hergerissen, als wir davon erfahren haben. Einerseits konnten wir verstehen, dass es für Betroffene Sinn machen kann, ihr eigenes Erleben so klar wie möglich auch mit einer Diagnose zu fassen. Im DDNOS-Pool war ziemlich viel enthalten, das sich in den daraus resultierenden Lebensrealitäten deutlich unterschied. Ich erinnere mich selbst an eine Zeit in einer Therapiegruppe nach komplexer Traumatisierung, bei denen teilweise die Symptomkonstellationen unter den DDNOSlern recht extrem voneinander abwichen, trotz gleicher Diagnose. Das erschwerte auch den Austausch untereinander. Wir wissen von uns, dass wir in der Vergangenheit bewusst den Austausch mit Viele – Menschen gesucht haben, weil wir uns in den Beschreibungen von Menschen mit DDNOS nur bis zu einem gewissen Grad wiedergefunden haben. Insofern kann ich mir vorstellen, dass die differenzierte Fassung im Austausch unter den jeweiligen Menschen hilfreich sein kann.

An der therapeutischen Behandlung wird sich dadurch wohl eher wenig ändern. Diagnosen sollen aber eigentlich vor allem dabei helfen Behandlungen zu spezifizieren. Insofern hätte man sich diese Anpassung vermutlich sparen können. Wir bezweifeln auch, dass man sich die Diagnostik damit einfacher gemacht hat. Ab wann ein Anteil ausreichend ausdifferenziert ist, um als Innenperson zu gelten, unterliegt keiner ganz genauen Grenze. Ob Amnesien bestehen oder nicht, dürfte ebenso schwer abzuschätzen sein, zumindest, wenn man sich nicht bereits länger bei einer BehandlerIn befindet, weil es bei den Patienten ja auch noch die Amnesie für die Amnesie gibt. Man stochert mit der sprachlich spezifizierten Diagnose also immer noch in einer Grauzone. Gleichzeitig rückt man sprachlich in der Beschreibung nun aber sehr nahe an die DIS. An der Stelle bin ich mir nicht sicher, ob man Viele-Menschen damit einen gefallen tut und ob die so versuchte Spezifizierung nicht durch die Hintertür viel mehr zum Einheitsmatsch wird. Ganz nach dem Motto: „Sind wir nicht alle ein bisschen Multipel?“ Darauf reagiere ich tatsächlich ziemlich allergisch. Eine DIS-Patientin wird wahrscheinlich die Dissoziationsebenen der DDNOS nachvollziehen können, aber nicht umgekehrt, weil da einfach ab einem bestimmten Punkt eine nicht besetzte Leerstelle in der Erlebniswelt bleibt (nicht wertend gemeint!). Die Behandlung der beiden Störungsbilder unterscheidet sich maßgeblich, auch wenn alles irgendwie mit Trauma zu tun hat. Sinnbildlich: Die Versorgung eines komplizierten, dislozierten Splitterbruchs stellt sich nunmal anders dar, als bei Verletzungen mit glatten Bruchkanten. Immer gibt es „Anteile“, die nicht mehr an der vorgesehen Stelle sitzen, aber man geht Chirurgisch anders damit um. Dabei muss sich der Unfallmechanismus nicht zwingend unterscheiden. Als Verfechterin von DIS-spezifischen Ansätzen, bin ich grade höchst skeptisch. Man darf wohl gespannt sein, wie es mit den Diagnoseschlüsseln weiter geht. In der Vergangenheit war das DSM oftmals das fortschrittlichere Manual von dem früher oder später die Definitionen auch im ICD landeten.

Weiterführendes zu den Neuerungen bei den traumabezogenen Diagnosen im ICD-11 findet man auch hier.

Gerne dürft ihr hier dazu kommentieren, wie ihr diese Einteilung für euch empfindet. Das würde uns tatsächlich sehr interessieren.

Wichtiger Hinweis: Ich schreibe hier als interessierter und gut informierter Laie. Der Beitrag ist rein zur Information gedacht. Auch wenn meine Inhalte in der Regel gut recherchiert sind, erhebe ich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und wissenschaftliche Fehlerlosigkeit. Bei Zweifeln oder Fragen, empfiehlt es sich also immer eine entsprechende Fachperson aufzusuchen. Keinesfalls ersetzte dieser Beitrag die Abklärung von gesundheitlichen und psychischen Beschwerden durch geschulte Ärzte und Therapeuten!

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37 Kommentare zu “OSDD – Die neue DDNOS

  1. OSDD müsste im ICD-11 doch „Partial DID“ entsprechen, oder? Wobei ich diese Bezeichnung wirklich schrecklich finde und bei so einer Diagnose direkt noch mehr ausflippen würde, als bei der DIS-Bestätigung.
    Ich persönlich finde konkrete Diagnosen für mich aber auch ziemlich wichtig, weil es für mich auch eine Anerkennung meiner Erlebenswelt vom helfenden Außen ist. Daher ist eine gewisse Unterteilung schon sinnvoll, aber knifflig ist es. Ich seh das bei uns; ich frage mich schon öfter, ob DIS nun wirklich zutrifft, wenn Grenzen unklar erscheinen oder ich mir mal wieder einrede, keine großen Lücken im Alltag zu haben. 😉

    Danke, dass du auch schreibst, dass du auf „sind wir nicht alle multipel?“ allergisch reagierstt! ❤ Ich glaube, dass kann anfangs eine hilfreiche Aussage sein um manchen ein bisschen Angst zu nehmen, aber sonst ist das einfach nur furchtbar und kann ganz schnell mal richtig wehtun und hier zumindest auch regelmäßig kleine Krisen auslösen, wenn die Therapeutin sprachlich so ein Ego-State-Konzept drüber ballert.

    liebe Grüße 🙂

    • 😱😱😱 Der Begriff „Partial DID“ oder auch partielle DIS war mir bislang durchgerutscht. Ihr habt vollkommen recht. Danke für den Hinweis! Tatsächlich finde ich die Bezeichnung irgendwie ganz schrecklich. Und so beim Nachlesen, was genau der ICD-11 darunter versteht, finde ich es auch unpassend. Ob man den Behandlern und den Betroffenen damit mal nicht eher ins Bein geschossen hat..

      Danke für die Rückmeldung, dass ihr diese Aussage auch so empfindet! Tatsächlich haben wir uns mit unserer Reaktion darauf manchmal schon richtig unsozial empfunden. Was hatten wir in der Klinik für einen Stress, wegen dieser „Alles in einen Topf“-Methode.

      Liebe Grüße,
      Sofie 😊

      • Mhhh. Also ich finde mich ja eehr bei der partiellen DIS wieder. Doch würde man J fragen, käme da was andres bei rum. Da ich der Meinung bin, die Alltagsperson zu sein. Allerdings würde auch vin der Therapeutin gesagt es gäbe eine sehr dominante Alltagsperson. Vorstellen kann ich mir darum die partielle DIS. nur kommen auch Kinder nach vorne. Ich verstehe das Diagnosen wirr warr eher als Versuch das doch sehr breite Spektrum an Ausprägungen zu beschreiben. So gibt es ja DIS wo die Alltagsmenschen sich nicht kennen oder auch einen unterschiedlichen Blutdruck haben. So extrem ist es bei mir uns eben nicht. LG Idun

      • Hallo Idun,
        du hast recht, dass mit dem Diagnosenwirrwar eigentlich mehr Einordnung beabsichtigt ist. 😊 Beim lesen deines Kommentars musste ich sofort an eine Aussage von Allison Miller denken, die grob in etwa so lautete: In dem Persönlichkeitssystem der DIS finden sich alle Ausprägungen von Dissoziation wieder. Manche Personen erleben sich eher wie bei einer DDNOS, manche haben Amnesien, andere Innens nicht. Was du mit der dominanten Alltagsperson beschreibst passt auch zu dem Subtyp 1 der DIS, bei dem im Gegensatz zum Subtyp 2 im Alltag eben deutlich weniger Wechsel auftreten und sich Amnesien mehr auf Stressituationen beschränken. Wir merken auf jeden Fall grade, dass es in Punkto Definitionen komplexer wird. Ich fürchte nichts desto trotz werden die Übergänge zwischen den einzelnen „Störungsbildern“ immer schwammig bleiben, weil die Stufen der Dissoziation nunmal in einem Kontinuum stattfinden und nicht trennscharf abgrenzen.

        Lasst euch von den Unterscheidungen nicht verrückt machen. Es hat schon seinen Sinn, wenn Therapeuten eine DIS-Diagnose vergeben.

        Liebe Grüße,
        Sofie

  2. Liebe Sofie, magst du das Folgende etwas näher erläutern?
    “Immer gibt es „Anteile“, die nicht mehr an der vorgesehen Stelle sitzen, aber man geht Chirurgisch anders damit um.“
    Da würde mich interessieren wie genau du das meinst.

    Liebe Grüße! 😊

    • Hallo, 😊
      ich werd es mal versuchen und hoffe, dass ich mich verständlich ausdrücken kann.
      Zunächst bleibe ich mal im Bild des Knochenbruchs. Je nachdem wie eine Verletzung nach einem körperlichen Trauma aussieht, wird ein Arzt/Chirurg sie unterschiedlich versorgen und es werden mit zunehmender Schwere auch verschiedene Fachdisziplinen an der Heilung beteiligt sein. Wenn ich mal die bisherige DDNOS mit einem Bruch gleichsetze, der aus mehreren Teilen besteht, aber nicht in der Art verschoben ist, dass sich daraus völlig neue Ebenen ergeben haben, dann wird ein Chirurg ihn z.B. Mit einer Platte und Schrauben oder einem Nagel versorgen können. Je kleinteiliger die Bruchstücke nun werden und je mehr sie von der ursprünglichen Knochenform abweichen und neue eigenständige Formationen bilden, desto differenzierter muss dann die OP erfolgen (DIS). Die Bruchstückchen müssen neu geordnet werden, der Operateur entscheidet sich vllt mit einer Versorgung mit externem Fixateur, eventuell sind manche Strukturen gar nicht wieder herstellbar und müssen künstlich ersetzt werden.
      Was ich damit im Grunde sagen will: Es braucht je nach Situation und Diagnose spezialisierte Therapieansätze.

      Ist mein Beispiel verständlicher geworden? War das deine Frage?

      Liebe Grüße,
      Sofie 😊🦋

      • Liebe Sofie,

        vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Ich wusste nicht genau, ob das meine Frage war, aber ja, das ist sehr verständlich und beschreibt im Grunde genommen, dass es schwieriger sein kann Bruchstücke wieder zusammenzusetzen bzw. ist das oft ja gar nicht mehr möglich, aber sie zu verbinden, eine Struktur herzustellen, die so aufgebaut ist, dass der Knochen zumindest wieder hält, belastbarer ist und das dazugehörige Körperteil wieder benutzt werden kann. Ich stelle mir das so vor, dass es bei einer DIS dann zum Beispiel erstmal auch eine Aufgabe ist überhaupt ein richtiges Bruchstück zu finden, um es wieder anzuordnen und bei einer DDNOS muss man gar nicht so sehr suchen, da sind die Stücke auch getrennt, aber alle noch so nah, dass keines ganz verloren gegangen ist. Hmm? Nun weiß ich nicht, ob das verständlich ist 😁

        Danke auf jeden Fall für die Denkanstöße und euch einen guten Dienstag!
        Ganz liebe Grüße von uns! 🌿

  3. Ja, da gibt es Pro und Contra. Auf der einen Seite: ist es wirklich nötig die Menschen so haargenau einzuteilen? Ich finde es meist schnurz, ob jemand eine vollausgeprägte DIS hat oder DNNOS, vor allem, da es mir immer wieder dann auch scheint, dass viele DNNOSler als DISler diagnostiziert sind, obwohl das, wenn man es genau nimmt, gar nicht zutrifft.

    Es ist zwar schön eine so genaue Diagnose erstmal vor die Nase gesetzt zu bekommen und sich vielleicht darin zu erkennen. Das Ding ist aber doch, dass die Behandlung eigentlich ausschließlich die selbe ist.
    Deswegen tendiere ich eher weiter dazu, dass es egal ist, ob DIS oder DNNOS oder whatever genau diagnostiziert ist.

    • Naja. Mir ist es schon wichtig zu wissen, wo ich stehe und wie ich es einordnen kann. Auch begreife ich manchmal einfach die Unterschiede nicht. Ich möchte einerseits verstehen, um mein System zu verstehen. Auch finde ich schon die Behandlung leicht unterschiedlich. DDNOS verstehe ich auch eher so, dass eins plus viele
      Innen ist. Während DIS min Zwei plus viele im Innen ist. Und gerade das zwei im Außen schockt mich am Meisten. Hoffe konnte mich ausdrücken

      • Denke nicht, dass da viel Unterschied besteht. Ich habe ja 3 Außen und meine Therapeutin arbeitet so oder so nur mit denen, die halt kommen (keine DIS Expertin hat sich aber fortgebildet). Der Unterschied ist halt, dass diese Außenanteile normal ein eigenen Lebensweg gehen. Ansonsten ist die Anteilearbeit wohl die selbe

      • Bis zu einem gewissen Grad läuft Therapie ähnlich, da gebe ich dir recht. Irgendwann kommt aber bei der DIS eine andere Ebene ins Spiel, die ihre eigene Betrachtung braucht. Gabi Breitenbach beschreibt das recht schön in ihrem Buch „Innenansichten dissoziierter Welten“.

      • Hey
        Mittlerweile meint die Thera hier, dass die Anteile außen sich durchaus kennen können. Es zu wenig Lücken kommen kann und auch die Außenanteile sich ähnlich sein können. In meinem Fall wird der Körper von allen Anteilen in Beschlag genommen. Egal ob Innis oder Antis. Es darf wohl von bis gehen. Lücken sind da. Sie sind nur klein. Eckdaten sind immer bekannt. Inhalte wengier. Alles Liebe Idun

      • „DDNOS verstehe ich auch eher so, dass eins plus viele
        Innen ist. Während DIS min Zwei plus viele im Innen ist.“
        Schön beschrieben! 😊

        Alltagsperson muss nicht zwingend auch mit Funktion im normalem Alltag gleichzusetzen sein. ANPs sind aber vom eigentlichen Trauma und seinen Bestandteilen dissoziiert und versuchen es zu ignorieren/vermeiden. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen?

      • Freut mich, dass die Beschreibung gefällt. Und verzeiht die vielen Fehler. Tippe von Handy und bin da oft eher schlampig. Mein Handy hat die Fehler schon gespeichert. Und ja mit der Beschreibung, kann ich wesentlich mehr anfangen. Das scheint mir treffender. Ich danke euch.

  4. Hallo bunteschmetterlinge

    Uns stößt der Begriff Innenpersonen im Allgemeinen sauer auf. Jede/r von uns sieht sich als selbständige Persönlichkeit mit eigenen Wahrnehmungen, Erinnerungen usw. Auch die Aussenwelt nimmt dies so wahr. Zumindest die handvoll die uns wirklich gut kennt. Trotzdem können wir untereinander (größtenteils zumindest) kommunizieren und haben Co Bewusstsein. Es gibt aber auch Leute zu denen wir keinen Kontakt kriegen.
    Ob ein noch mehr und noch mehr auseinanderdröseln wirklich was bringt….
    Finden das sehr fraglich! Weil das Spektrum des VViele-Seins galt doch nicht so eng zu begrenzen ist wie es die Wissenschaft versucht.
    Ob es was nützt immer mehr Schubladen hinzuzufügen…. wird sich letztlich zeigen oder auch nicht.
    Grüße von den Sunnies
    P.S.: wir hoffen unser Telefonanbieter schafft es noch in diesem Leben unseren neuen Internetanschluss in der neuen Wohnung frei zu schalten

    • Ja, da sind wir völlig bei euch. Weitere Ausdifferenzierung macht’s unübersichtlich. Für uns könnte man auch bei der groberen Einteilung bleiben und stattdessen einfach Menschlichkeit zulassen. Die beinhaltet an sich eine gewisse Unterschiedlichkeit und wäre eventuell näher am Einzelnen. Diagnostisch hätte man dann eben nur die Sprünge markiert an denen sich etwas markant ändert.

      Würdet ihr sagen, dass bei euch auch alle im Alltag als Person präsent werden? Oder mögt ihr einfach die Unterscheidung von Innen und Außen nicht, weil sie in euerem empfinden ein Stück an Persönlichkeit wegmacht?

      Wir drücken fest die Daumen, dass der Internetanschluss schnell kommt. Stress mit dem Telefonanbieter ist echt nervig.

      Liebe Grüße und einen schönen Abend!
      Sofie 😊

  5. Ich bin inzwischen völlig weg von dem Diagnose-Sch…… sorry….. habe eh nirgends so richtig dazu gepasst – mir geht es ums Heilewerden, ums Ganzwerden, darum mein Potiential voll entfalten zu können und nicht mehr zu leiden.

    • Aus eurer Geschichte heraus völlig verständlich!

      Für uns geht’s ganz ohne Diagnostik nicht, weil darin eben doch auch wichtige Behandlungschancen und -ansätze liegen. Therapeutisch werden damit auch wirklich gute Möglichkeiten erschlossen. Wir wären heute lange nicht so weit, wenn unsere Therapeuten nicht traumatherapeutisch immer wieder hervorragende Arbeit geleistet hätten.

  6. Liebe Sofie,
    Herzlichen Dank für die Info zu diesen Diagnose Bildern.
    Also wir finden uns definitiv in beiden von dir beschriebenen Diagnosen. Ganz unmöglich uns da zuzuordnen. Wir changieren auch für uns immer zwischen DIS und DDNOS. Es bleibt die Unsicherheit der Amnesie für Amnesien. Allerdings fehlen uns tatsächlich selten kurze Zeitperioden, denken wir. Nachdem wir uns selbst diagnostiziert haben, was zwar bestätigt wurde (eher als DDNOS) bleiben wir unsicher, wenn wieder plötzlich die Wahrnehmung völlig neu und ungewohnt wirkt. Was bleibt ist, dass ich das stets wahrnehmen kann und nicht weg bin. Also DDNOS gerne. Da finden wir uns, obwohl dann die unterschiedlichen Schriften, die es zwar nur selten gibt, die aber existieren, verunsichern. Eine weitere Ausdifferenzierung fühlt sich jedoch nach Stress an, nach uns in etwas einordnen, wo wir uns nicht einordnen können, schon weil auch Innenwesen je nach Jahreszeit manchmal weiter vorne sind oder nicht. Zudem gibt’s gerade Innenkinder zu denen es noch immer keinen(?) Kontakt gibt. Zumindest kein Co-Bewusstsein. Ich denke, dass die uns schon zum Teil wahrnehmen. Die Wahrnehmung kann sich eben dauernd ändern.
    In Österreich gibt’s auch noch immer ziemlich wenig Hilfe für Komplextrauma. Ist also ein Herumgesuche. Traumatherapie ja, aber es bleibt allgemein?! Und vielleicht ist uns das sogar angenehm? Irgendwie bedient es unseren Fluchtinstinkt. …… Oh, das klingt eher negativ, aber in eine Trauma-Klinik gehen, bei allem, was wir hier am Blog dazu lesen …… ? Das klingt erschreckend. Und dann müssten wir ohnedies in Deutschland suchen. Wollen wir einfach nicht. Also „wurschteln“ wir weiter herum.

    Mit unterschiedlichen, vielleicht unkonventionellen Zugängen.
    Passt evtl. zur unsicheren Diagnose?
    Herzliche Grüße
    „Benita“

    • Liebe Benita,
      schön von dir zu lesen! 😊

      Wir sehen das Problem, ähnlich wie ihr, tatsächlich auch für die Diagnostiker. Bislang musste man ja schon Glück haben, wenn einer eine DIS sauber diagnostizieren konnte und jetzt differenziert man noch genauer.
      Ich finde es gut und mutig, dass ihr für euch genau schaut, was zu euch am besten passt, wo ihr euch wiederfindet und welche Therapie euch gut tut. In der Klinik wurde uns zurückgemeldet, dass man ohne Erfahrung die DIS bei uns leicht übersehen kann, weil wir außen recht funktional wirken. Ich denke so geht es vielen und damit schwankt man bei relativ schneller Diagnostik oder unerfahreren Therapeuten dann im Dunkelfeld zwischen DDNOS und DIS je nachdem wie viel nach außen sichtbar wird. Ich denke ein persönlicher Abgleich mit der eigenen Wahrnehmung schadet da nie.

      Wir sind persönlich auch absolut offen für unkonventionelle Methoden. Wenn etwas zu uns passt und wir merken es tut gut, dann wenden wir es gerne auch an, egal was die Wissenschaft sagt.

      Im Bezug auf Traumaklinik: Unsere Erfahrung dort war echt schlecht, aber das ist auch nur EINE Klinik von vielen und ich kann mir durchaus vorstellen, dass man da bessere finden kann. Insofern lasst euch davon nicht verunsichern.

      Liebe Grüße,
      Sofie 😊

      • Liebe Sofie und die bunten Schmetterlinge,

        Danke für eure lieben Zeilen. Nein, wir suchen keine Trauma-Klinik und in Österreich gibt’s da kaum welche. Wir sind sehr froh, es ohne zu schaffen. 😊
        Herzliche Grüße zu euch 💖
        „Benita“

  7. Lieben Dank für diese Informationen.
    Uns verunsichert das mal wieder.
    Ich dachte immer, wir haben eher DDNOS, weil die Amnesien nur klein sind im Alltag und eben mit vielen dieses Co-Bewusstsein da ist. Mein Gefühl ist, als wären wir sehr oft mit mehreren vorne. Als wäre da ein Behälter wo welche rein und raus gehen, wo ich aber meist drin bin und zumindest beobachten kann und nur selten komplett raus geschmissen werde für kurze Zeit.
    Zur Zeit weiß ich nichts von anderen Anteilen, die aktuell ein parallel Leben führen. In der Vergangenheit gab es jedoch anscheinend längere Beziehungen von denen ich nichts wusste.

    Aber als wir das Buch von Gabi Breitenbach gelesen haben, musste ich feststellen, dass wir selbst die 7te Aufspaltung kennen und es in uns Anteile gibt, die quasi verschiedene Programme eingeübt haben und selbständig einsetzen können, je nach dem was Kunde wünscht.
    Das hat irritiert und eher die DIS Diagnose bestätigt als meine DDNOS Überzeugung. Und da gibt es ja auch noch ne mehrjährige Amnesie die ich nicht wirklich erklären kann, da sie keinem Trauma zugrunde liegt und in einer Zeit liegt, die Täter und Stress frei ist – jedenfalls meines Wissens nach …
    Auch empfinde ich selbst mich als Anp, allerdings habe ich trotzdem eigene Trauma Erfahrungen jedoch sind diese in meinen Augen harmlos im Vergleich zu den anderen. Dem nach kann ich nicht mal ein ANP sein.
    Will damit sagen, diese Diagnose Versuche sind echt schwer und es gibt wirklich den Faktor Mensch und Individualität, Mischformen oder auch – wir haben hier mit euch schon drüber gesprochen – eine DIS wo nach außen hin nur eine DDNOS sichtbar ist, von Tätern so gewollt damit die DIS unbemerkt bleibt und man nicht so leicht Deprogramierbar ist.
    Keine Ahnung, vielleicht schreibe ich gerade auch vollkommenen Unsinn.
    Denke, es ist wirklich wichtig, dass jeder die individuelle Behandlung bekommt. Vieles gleicht sich ob DIS oder DDNOS. Die Behandlung sollte alle Innenpersonen erfaßen, Innenkomunikation ermöglichen, Programmierung aushebeln, Trauma Fragmente zusammen fügen und Konfrontation bzw deren Verarbeitung ermöglichen und als wichtigste Maßnahme den Alltag lebbar machen. Alles individuell wobei die Kenntniss von DIS Techniken in beiden Fällen von Vorteil ist. Ob es nun wirklich entscheidend ist diese Differenzierung zu haben, zweifel ich an. Zumal eine DIS auch so unterschiedlich sein kann, je nach Ursprung und ob bezweckt oder „spontan“ entstanden.
    Ich glaube, jeder der sich mit diesen beiden Diagnosen beschäftigt wird wegen der Amnesie für die Amnesie Probleme haben sich richtig einzuordnen. Am Anfang weiß man nicht mal etwas von irgendwelchen anderen. Es hat ein Grund weshalb es bei manchen 15 Jahre dauert bis die richtige Diagnose gestellt wird.
    Wir haben die Diagnose irgendwann 2007 oder früher bekommen und ich habe es erst 2017 erfahren und bin aus allen Wolken gefallen. Und vor der Klinik fand ich ein Tagebuch, wo nach ich davon gewusst habe und das ist für mich noch unglaublicher. Und ich frag mich, ob ich vielleicht ne andere bin, als die, die es damals wusste, oder ob man so sehr vergessen kann, dass man wirklich nichts mehr von weiß…

    • Oh Wahnsinn, das hört sich dem echt sehr ähnlich an wie das hier bei mir so ist. Danke vergissmeinnichtdaslebendanach für die Schilderung und auch Danke an Sofie für den Beitrag an sich. Mich beschäftigt das Thema DDNOS oder DIS auch sehr, wo doch alles so neu ist … oder auch nicht. Naja, es ist ALLES sehr verwirrend. Es war hier in den Kommentaren auch die Sprache von DIS-Subtypen, wo könnte man dazu mal nachlesen?

      • Dankeschön für den Link und ich habe ihn mir auch schon mal kurz zu Gemüte geführt. So ausführlich und detailliert habe ich das echt noch nicht vor mir gehabt … Und da ist wieder das Problem was ich irgendwie ganz oft habe und ich komme mir dann immer total dumm vor, weil ich das was da steht teilweise einfach nicht mit mir abgleichen kann. Ich weiß nicht was das Dargelegte in meinem Fall/ für mich bedeutet … ganz komisch. Ganz schnell entsteht totales Chaos im Kopf oder einfach Leere. Man ist einfach nur total hilflos mit allem, weiß nichts mehr, versteht nichts mehr… Wenig Worte, wenig Empfinden – außer Herzpochen und Humiko vielleicht. Keine Ahnung, als ob man nichts verstehen oder erkennen darf … einfach zum Heulen.

      • Lasst euch nicht stressen! Dumm bist du ganz gewiss nicht! Ich finde das im Gegenteil nur zu normal. Man kann ja immer nur das abgleichen, was man von sich wahrnimmt und da bestehen bei einer DIS eben auch Lücken, die einem mal mehr und mal weniger bewusst sind. Insofern liegst du damit voll in der Norm bei DIS. 😉

        Wegen des Verwirrungspotenzials hatten wir eine Phase in der wir uns das Lesen über Diagnostik untersagt haben und erst mal genauer hingeschaut haben, wie wir Dinge wahrnehmen. Lesen kann gut und hilfreich sein. Wenn euch das gelesene gerade aber verunsichert, verwerft es und spürt einfach zu euch hin. Es hat mit Sicherheit einen Grund, dass ihr die Diagnose bekommen habt.

        Liebe Grüße und einen schönen Abend! 😊

      • Mhhh, wahrnehmen ist echt ein schwieriges Thema. Habe das Gefühl fast permanent mehr oder weniger „weg“ zu sein … so selten das es im Innen und Außen mal halbwegs „wolkenlos“ ist – hihi. So viel dunkler Nebel überall … … … und immer muss ich draußen bleiben und darf von dem was da hinten so besprochen und beschlossen wird nichts wissen. Keiner nimmt mich ernst oder hört mir zu … … … naja, auch wenn es oft doof ist, haben die Dinge wohl zu Recht so ihre Ordnung – sag ich mir immer. Dank und Gruß an alle.

        Hat Vergissmeinnicht vielleicht auch einen Blog? Ich kenne mich mit so Zeug zwar nicht so gut aus, aber das wäre interessant … so als Papagei – hihi.

      • Vielen lieben Dank.
        Also es fällt mir ebenfalls schwer mich und uns da einzuordnen. Und wenn ich selbst nicht mal weiß wer ich bin, wie sollen andere das beurteilen? Vielleicht ANP Typ 2, aber keine Ahnung. Und die anderen erst recht nicht…
        Trotzdem gut das zu sehen. Danke Sophie

    • Ihr lieben Vergissmeinnicht,
      kein Grund zur Verunsicherung! Wir wollen für euch mal die Fahne hochhalten, dass ihr wirklich viele seid! 😉

      Auch ein ANP ist nicht völlig unabhängig von jeder Traumatisierung! Jochen Peichl hat das mal in einem Vortrag schön auf den Punkt gebracht: „Auch ein ANP wäre ohne Traumatisierung nicht vorhanden. Er ist kein unverletzter Teil!“ Dem können wir nur zustimmen. Auch ich als Alltagsperson habe meine Traumata, die ich mit mir herumschleppe. Sie sind zwar anders gelagert, als die anderer Innens, aber sie sind vorhanden. Ich würde sie eher als „Alltagstraumatisierung“ beschreiben, weil sie eher die Verletzungen und Unerträglichkeiten beinhalten, die zum ganz normalen Alltag gehörten. Du kannst also sehr wohl ein ANP sein.

      Ihr habt vollkommen recht. Letztlich geht es nur um den Menschen und darum individuelle das Leben so angenehm wie möglich zu machen.

      Liebe Grüße,
      Sofie 😊

      • Danke Sophie für die liebe Antwort ❤
        Ich denke es sind jetzt nicht nur Alltags Dinge, und selbst die sind zum Teil bei uns auf verschiedene aufgeteilt. Unser Alltag war alles andere als frei von Gewalt. Die Traumen betreffen sogar Fremde Personen, die aber im Vergleich gesehen Harmlos waren.
        Ich frag mich, ob es bei uns irgend jemand gibt, der Trauma frei ist. Vielleicht unsere Fachfrau, die den Job gemacht hat… keine Ahnung, die läßt sich auch irgendwie nicht mehr blicken oder nur äußerst selten… aber egal, ist ein anderes Thema.

        Ganz liebe Grüße zurück und viel Kraft euch ❤

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