Bei der Gundelrebe zu Gast

Ich sitze im Garten. Ein Teppich aus zarten lilablauen Blüten säumt mir den Weg. Mein Herz hüpft aufgeregt. Was sie heute wohl zu erzählen hat, die Gundel? Die Sonne scheint. Bis jetzt kam ich nicht zur Ruhe. Nun aber kann ich mir etwas Zeit nehmen und den Pflanzengeisterchen lauschen. Dieses Jahr berührt mich die Gundel besonders. Vielleicht liegt es daran, dass sie eine große Heilerin für die tiefen, eitrigen Wunden in uns ist – sowohl körperlich als auch seelisch. Ihre Tinktur löst sanft die alten Schmerzen und hilft Verletzungen von innen heraus abheilen zu lassen. Man sagt, in ihr wohnen die guten Hausgeister. Sie verbindet mit Himmel und Erde gleichermaßen und steht damit für Ausgewogenheit von männlichen und weiblichen Energien. Wann immer ich mich in sie hineinvertiefe, fühle ich mich wunderbar ganz, weil sie auf ihre ganz eigene Weise Harmonie vermittelt ohne irgendeine Facette ablehnen zu müssen. Ich komme ins schwärmen, wenn ich über meine Gundel nachsinne.

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Broken Heart – Mein Weg zu den Gefühlen hinter der Dissoziation

„Wie geht es dir?“, hallen die Worte unserer besten Freundin in mir nach. „Ja, wie geht‘s mir eigentlich?“, wiederhole ich innerlich die Frage noch lange nachdem die Unterhaltung beendet ist.. „Und dieses Ich, dem‘s da irgendwie geht – wer ist das eigentlich?“, füge ich hinzu. Es ist Ostern. Potenziell steht diese Zeit im Jahr ganz weit oben auf der Schmerzskala. Die Erinnerungsdichte ist an diesen Feiertagen so hoch, dass ich in den vergangenen Jahren bereits wegen manifesten Herzrhythmusstörungen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Organisch bin ich gesund, doch mein gebrochenes Herz wurde in diesen Momenten als tiefe Wunde körperlich spürbar. Intensivstation und lange Überwachung viele Jahre nach der Gewalt. Körperlich blieb diese Heftigkeit in den letzten Tagen aus und ich hoffe, dass das so nie wieder sein wird. Die Angst aus dem Nichts wieder in eine derartige Situation kommen zu können wohnt immer noch in mir. Gelernt habe ich dadurch vor allem eines: Körper, Seele und das was wir bewusst davon spüren sind völlig unterschiedliche Welten.

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ABC-Etüden: Rumpelkammer – mutvoll – zehren

Es war einmal vor einer langen Zeit, in der Rumpelkammern gerade neu erfunden waren, als sich die pubertäre Königstochter dazu entschloß ihr Zimmer ebenso einzurichten, wie es sonst nur in den stolzesten Rumpelkammern des Landes zu sehen war. Bald war ihre Kammer mit allerlei Tand so voll gefüllet, dass sie sich selbst darin verlor. Ihre ansonsten zart weißen Glieder staubten unter den Spinnennetzen ein und verfärbten sich gräulich. Wann immer man ihr empfahl das Chaos zu beheben, sah man durch ihren Zorn kleine Rauchwölkchen aus den Fenstern steigen. Durch ihr wütendes Stampfen lösten sich die Flusen und Partikelchen von den Habseligkeiten und verteilten sich im Lande. Bald ward die Feinstaubbelastung dadurch so hoch, dass der König gezwungen war ein Klimaschutzgesetz zu erlassen. Mutvoll trat er vor sein Volk. „So gehet und räumet euere Rumpelkammern auf.“ Und die Leute kamen zusammen, putzten gemeinsam die Häuser, sortierten den Müll und reduzierten die PS der Kutschen. Bald erstrahlte das Reich in neuem Glanz. Von der gegenseitigen Hilfsbereitschaft zehren sie noch heute.

Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen zu den ABC-Etüden gibt es bei Christiane auf „Irgendwas ist immer“.

Löwenkräfte beim Karfreitagskaffee

Die Nacht ist vorbei. Auf dem Balkon beobachte ich die ersten Bienchen dabei wie sie ihre kältesteifen Glieder in der Morgensonne wärmen. Wir tun es ihnen gleich und strecken unsere Arme und Finger nach oben. Eine Tasse Kaffee würde uns jetzt gut tun. Erst einmal atmen, danach die Pollen ausniesen und sich freuen, dass wir die Nacht überstanden haben. Auf dem Weg zur Kaffeemaschine werfe ich mir eine Allergietablette ein, bevor ich von meinen Nachbarn zur Unerwünschten Nummer 1 erklärt werde. Danach setze ich mich nach draußen. Ein leicht frischer Wind weht und ich frage mich, was der Tag wohl so bringen wird.

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