

In der Kälte setze ich langsam einen Fuß vor den anderen. Nach drei nahezu bewegungsfreien Tagen verlangte mein Körper nach Aktivität. Nun pfeift mir eisiger Wind um die Nase. Meine Wangen frieren. Während ich nach oben in die Baumkronen blicke, ziehe ich mir die Jacke über die Hände, um meine Finger zu wärmen. Mit meinen feiertagssteifen Gliedern fiel es mir schwer die Wohnung zu verlassen. Nun genieße ich die sauerstoffreichen Atemzüge trotz allem. Auf den Gehwegen sind die Pfützen zugefroren. Die verbleibenden Blätter aus dem Herbst tragen ein dünnes Raureifjäckchen. Die Natur um mich herum beginnt mit mir zu verweben. Gedanken fliegen von einem Baum zum anderen, bewundern die Eiskunstwerke, gleiten über Stamm und Rinde und bleiben schließlich an den Wassersplittern hängen, die aus einer kleinen Wegvertiefung ragen. Unter der starren Oberfläche versammeln sich kleine Blasen. Ein Baum vom Wegesrand leiht mir für einen Augenblick seine Wurzeln. Wir kommen an, beginnen uns zu spüren. Die kühle Luft klärt zunehmend den dissoziativen Nebel um meinen Kopf und obwohl die Abenddämmerung immer näher rückt, wird meine Welt zunehmend heller und freundlicher.
Über mir am Himmel gurren zwei Tauben. Je mehr ich mich bewege, umso mehr kehrt im innen Frieden ein. Die Widersprüche dürfen sein. Angeregte Diskussionen verlagern ihren Themenschwerpunkt auf die Beobachtungen der Umgebung. Die Pflanzen um mich geben mir ein Gefühl von Heimat. In der Natur hatte ich schon als Kind meine Freunde und Verbündeten. Geschützt in den Baumkronen konnte ich eine kleine Auszeit vom sonst so stressigen Alltag nehmen. Vertrauensvoll kletterte ich nach oben und schmiegte mich in ihre Baumarme. Immer wieder bleiben wir stehen, sehen uns um und starren in die Pfützen. Die gebrochenen Wasserplatten gehen in Resonanz mit unserem Innen. „Wenn es taut, fließen sie einfach wieder ineinander.“ Es gibt wohl für alles die passende Zeit.
Eine Samenkapsel schwebt uns vor die Füße. Wie mag es wohl sein mit dem Wind zu Reisen und ganz im Flow seinen neuen Bestimmungsort zu finden? Die Bruchstücke in uns klirren. Manchmal macht es uns Angst dem Leben so zu vertrauen. Wo werden wir wohl im neuen Jahr landen? Was wird in uns erblühen? Auf dem Heimweg klingt ein Holzwindspiel in warmen Tönen aus einem der Gärten. Langsam setzen wir einen Fuß vor den anderen. „Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“
Liebe Sophie,
ein stimmungsvoller Abschied vom alten Jahr- so schöne Worte!
Das neue Jahr möge für dich spannend und ENTspannend sein, viele Schritte auf deinem Weg beinhalten und zu einem sicheren Ort führen, an dem du dich gut fühlen kannst.
Vielen Dank! Das wünsche ich dir auch. 😊
Liebe Sofie,
Wie immer, so schön geschrieben. Wir wünschen dir /euch von Herzen ruhige Tage zwischen den Jahren.
Alles Liebe 🍀🍀🍀✨😊💖
„Benita“
Vielen Dank!
Das wünschen wir euch ebenso! 🦋❤️😊
Dankeschön 😊😃
Liebe Sofie,
es ist schön von dir zu lesen, auch und gerade weil die Jahreszeit so einiges mit sich bringt. Ich habe in den letzten Tagen das Buch von Bessel van der Kolk gelesen und es hat mich sehr berührt, auch wenn ich das alles nicht selbst erlebt habe und „nur“ beruflich mit Traumatisierten in Kontakt komme. Vielen lieben Dank, dass du und auch andere hier einen so wertvollen Einblick gebt in eure Gedanken und Gefühlswelt. Liebe Grüße Carolin
Liebe Carolin,
wir freuen uns immer, wenn auch Menschen mitlesen, die nicht selbst betroffen sind und sich dennoch mit dem doch manchmal sehr schweren Thema auseinandersetzen mögen. Wenn unsere Beschreibungen helfen Dinge zu verstehen, finden wir das toll, auch wenn wir natürlich nicht für alle Betroffen sprechen können. 😊
Das Buch fanden wir sehr hilfreich, weil es Körpersymptome nochmal tiefer beleuchtet. Nach der Lektüre hatten wir einen ganz anderen Blick darauf.
Wir hoffen du magst auch in Zukunft immer wieder bei uns vorbeischauen! Rutsch gut ins neue Jahr und bleib gesund!
Ganz liebe Grüße,
Sofie
Wie schön Ihr beschreiben könnt, wie fein, sensibel, differenziert Ihr beobachtet und Eure Beobachtungen in geschriebene Bilder zu zeichnen versteht. – Und am Ende diese Hoffnung von Euch allen. Ihr seid alle großartig und gemeinsam seid Ihr wie Eure Texte: wunderschön!
Alles Liebe, alles Gute für Euch, Frieden, Wärme und Gesundheit – jetzt, für den Jahreswechsel und überhaupt.
Ganz liebe Grüße! 💚🌹🤗
Vielen lieben Dank! 😊
Das wünschen wir dir auch!
Ein wunderschöner Text mit einem Schlusssatz, der mich wirklich zum Nachdenken angeregt und mir Mut gegeben hat. Danke dir dafür. Deine moteens.