Ein Beitrag wie eine Busfahrt

Ich sitze in der Sonne, die mir schon am Morgen viel zu heiß ist. Warten auf den Bus. Ein weißes Cabrio rauscht an mir vorbei. Ich krame in der Hosentasche nach Kleingeld für die Fahrkarte. Fünfzig Cent. Und nochmal… Reicht nicht. Also Rucksack runter und die Taschenuniversen erhöhen. Mehr Raum für mehr Geld. Wenn ich nur so viel hätte, dass ich alles damit vollstopfen könnte… Auf die letzte Sekunde finde ich die letzten Groschen. Neben mir auf der Haltestellensitzbank hibbelt eine ältere Dame unruhig umher. Zwei Minuten Verspätung! Dann ihre Erlösung – Der Bus kommt. Einsteigen.

In den Bus fällt gebrochen das Morgenlicht durch die beklebten Scheiben. Durch die Fahrtbewegung spielen Schatten über die Köpfe der Fahrgäste. Wenn ich nur schon am Ziel wäre! Unter der Maske erstickt mich die erwärmte Luft. Ich bin dankbar, dass wir den ersten Zwischenstopp keine fünf Minuten später erreichen. Ich hetze über das Kopfsteinpflaster, um meinen Anschluss zu erwischen. Ein leichter Wind gibt mir dabei Auftrieb. Die Erinnerungen fangen an im Kopf zu spielen. Keine Zeit. Ja, ich weiß – draußen gibt es Menschen. Alles Gefahr. Heute nehme ich sie in kauf. Dem Verstand scheint sie überschaubar. Der Traumadino dreht derweil am Rad. Ein netter junger Mann hilft mir den Abfahrtsort zu finden, der in der zunehmenden Gehirnwatte unerreichbar verborgen schien. Schilder lesen, umdrehen und nicht mehr wissen, was auf den Schildern stand. Plan anschauen, was auf den Schildern stehen muss. Spiel von vorne beginnen. Eine Konzentrationsspanne wie eine Eintagsfliege. Ich mag die Fahrt mit den Öffentlichen auch deshalb nicht, weil ich viel zu oft meine Haltestellen verpasse und wie ein Hamster im Kreis fahren muss, bis mein Gehirn mir zur rechten Zeit am rechten Ort etwas Aufmerksamkeit schenkt. Manchmal bin ich so dämlich im Kopf, dass man mir auch erzählen könnte ich wäre als Schaf zum Grasen hier. Ziel und Sinn der Fahrt habe ich dann ohnehin längst vergessen.

Irgendwann komme ich an. Diesmal sogar mit relativ wenigen Komplikationen. Ich springe aus dem Bus und laufe die restliche Strecke zu Fuß. Langsam kommt die Erdung wieder. Ich blicke mich um. Vor mir hüpft eine Amsel durchs Gras. Eine Taube flattert vor mir. Ankommen und inneren Frieden finden. Das ist das Ziel.

2 Kommentare zu “Ein Beitrag wie eine Busfahrt

  1. Unendlich bekannt. Wenn man die Informationen einfach nicht abspeichert. Man schaut auf ein Schild und kann es einfach nicht abgleichen.
    Wir mit Dyskalkulie kriegen das auch mit den ganzen Zahlen von Plänen, Busnummern und Uhrzeiten so voll nicht geregelt. Abgesehen davon, dass man die Info gerade noch erkämpft hat, wie viel Uhr jetzt zum Henker 13.45 sein soll, die man sofort wieder verdisst….
    Es ist einfach ganz ganz ätzend.

    Von daher sehr viel mitfühlen von hier.

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