
Ich setze mich langsam auf und wische mir den Schweiß von der Stirn. „Was für eine Nacht!“, denke ich und bin darum bemüht die verstreuten Ecken meines Bewusstseins zu einem weniger wattigen Etwas zusammenzusetzen. Aufstehen, Zähneputzen, Kaffee kochen… Die Albträume sitzen mir noch mit ihren spitzen Angstmomenten in den Knochen. Orientieren. Als die ersten warmen Schlucke langsam meine Kehle Hinunterfliesen komme ich etwas im Heute an. Seit Tagen schon nimmt die Falshbackdichte deutlich zu. Erinnerungen an das vergangene beuteln mich. Ein besonderes Cluster bilden die Traumata, in die auf unterschiedliche Art und Weise Tiere eingebunden waren.
Ich kann nicht genau sagen, ob es nur an den bevorstehenden Feiertagen liegt oder noch andere Gründe dafür verantwortlich sind, dass mein Körper aktuell so stark versucht diese Erfahrungen zu verstoffwechseln. Meistens sind die betreffenden Innenpersonen im Alltag bei uns nicht besonders weit vorne und ich nehme sie selten so stark wahr.
Die Bandbreite, mit der Tiere im rituellen Gewaltkontext genutzt werden, ist groß. Das hat zum einen ideologische Gründe, zum anderen eignen sie sich aber leider auch, um beim Opfer bestimmte Gefühlszustände hervorzurufen. Wer einmal einige Zeit nackt in einer Kiste voll mit kleinen Krabbeltieren verbracht hat, die in sämtliche Körperöffnungen kriechen, hat einen erstaunlich realen Eindruck davon, wie es sich anfühlen muss nach dem Tod von Maden zerfressen zu werden – Eine Drohung, die nur allzu gerne von den Tätern als Ankündigung für den Fall des Ungehorsams auch ausgesprochen wird. Panik, Angst, Schmerz, Scham und vor allem Ekel leisten ihren Beitrag, um die Erfahrung für die Indoktrinierung nutzen zu können. Das Gewürm, als Tier der Unterwelt im angeblichen Dienste seines Meisters, leistet so ungewollt einen wertvollen Beitrag für die menschengemachte Ideologie der Täter. Je nach Art der verwendeten Insekten werden rituell unterschiedliche „Lernthemen“ verknüpft. Manchmal werden die Opfer vorab entsprechend beispielsweise mit klebrigen Substanzen auf dem Körper präpariert. Das führt dazu, dass sich die kleinen Krabbler zwar weniger gut bis gar nicht frei auf der Haut fortbewegen können, dafür aber überall haften und schwer wieder loszuwerden sind. Ihre Windungen im Freiheitskampf kann man dennoch deutlich wahrnehmen. Bei den absurden Aufgaben, die die Gruppierung zusältzlich an ihre (kindlichen) Opfer stellt, kann man eigentlich nur verlieren. Auf Versagen steht selbstverständlich Strafe. Auch wenn es zu den Insekten noch so viel zu sagen gäbe, belasse ich es an dieser Stelle erst einmal dabei.
Eine andere rituell genutzte Handlung ist der Geschlechtsverkehr mit Tieren. Während abgesehen von religiösen Handlungen beide Geschlechter Sodomie ausführen können, gab es im rituellen Kontext nach unserer Erfahrung fast ausschließlich die Konstellation von Mädchen und Frauen mit männlichen Tieren. Im Kultkontext haben diese Handlungen nicht nur symbolischen Charakter, wie etwa der Beischlaf mit Widder oder Ziegenbock, sondern dienen vermeintlich magischen Zwecken, um sich bestimmte Kräfte einzuverleiben oder freizusetzen. Das Tier wird für diesen Moment als Überbringer der Kräfte des angebeteten Gottes selbst erklärt. Diese werden beim Akt in höchster Form befreit. Sodomie im sexualmagischen Kontext hat aus ideologischer Sicht nichts mit einem sexuellen Fetisch zu tun.
Im Moment spuken uns diese alten Bilder wieder besonders im Kopf herum. Die Erniedrigung und der Ekel den wir dabei empfinden sind massiv. Diese Form von Gewalt erleben wir im wahrsten Sinne des Wortes als einen Akt der Entmenschlichung. Die Situationen haben uns enorme Schmerzen bereitet. Es ist einiges an Vorbereitung nötig, um den Sexualakt mit einem Tier umsetzen zu können. Einerseits muss man das Tier dazu bringen gleichsam auf Kommando einen Menschen zu begatten. Andererseits muss man auch als Mädchen in einen Zustand und die entsprechendene Körperhaltung gebracht werden, die das am besten ermöglicht. Das variiert je nach Tierart. Die Bilder in unserem Kopf dazu sind einfach nur schrecklich. Gerade wenn ich solche Dinge erinnere, würde ich manchmal lieber glauben, dass es nur Phantasie wäre. Dann hätte ich zwar eine völlige Meise, aber zumindest würden solche Praktiken nicht in der Realität in die Tat umgesetzt.
Während ich hier schreibe, merke ich wie sich in meinem Kopf ganze Landschaften auftun und es zu diesem Thema noch so vieles mehr zu sagen gäbe. Sowohl aus persönlicher Sicht, als auch aus ideologischer. Austausch mit Anderen Menschen wäre schön, einfach um nicht alleine mit den Erfahrungen bleiben zu müssen. Gleichzeitig nehme ich den Zwiespalt wahr, einerseits meine Erfahrungen teilen, andererseits aber in dem Fall tatsächlich auch keine Anleitung für irgendwelche kranken Triebtäter verfassen zu wollen. Außerdem werde ich zunehmend tauber. Ein sicheres Zeichen, dass es vielleicht gut wäre, es für heute dabei zu belassen und nicht weiter einzutauchen. Zudem ist der Beitrag ja inzwischen relativ lang. Insofern werden wir nun einen Stopp einlegen und uns erst einmal wieder ins Jetzt bringen.
Danke an alle, die uns durch den Beitrag trotz des wirklich schwierigen und haarsträubenden Themas bis zum Schluss lesend begleitet haben! 🤗
Welch ein Rückgrat ihr habt! Das alles „erlebt“, durchlitten, und es überlebt zu haben – und das äußern zu können. Es sind ja nicht nur gedankliche Erinnerungen, es sind darüber hinaus körperliche Erinnerungen, ein fortwährendes Wiederholen des Erlittenen. Und, ich meine es mal gelesen zu haben, dass das der Weg durch den endlos scheinenden Tunnel ins Licht ist.
Vielen lieben Dank für deine Worte und das Mitgefühl! 🤗
Meine absolute Hochachtung an euch! Mir stehen die Haare zu Berge und ich bin zutiefst beeindruckt von eurer unglaublichen Stärke und eurer Bereitschaft dieses Entsetzen so präzise in Worte zu fassen und zu teilen. Mein ganz präsenter Dank von Herzen!
Herzlichen Dank für deine einfühlsame Rückmeldung, den Mut das zu lesen und das Spiegeln deiner Empfindungen dazu! 🤗