
Als ich auf die ersten Balkonbretter vor der Türe trete, fühle ich mich, als würde der Wind eine dicke Wolke über meinem Kopf wegblasen. Er ist mild. Milder als gedacht. Die kalte Feuchtigkeit nimmt mich überraschend freundlich in ihre Mitte. Mich fröstelt kaum. Es riecht erdig. In meine Nase steigen die Gerüche der Kräuter und Gräslein. Gemolken vom Wetter verbreiten sie ihren würzig ätherischen Duft. Ich atme. Einmal. Zweimal. Freiheit. So schnell. Innerhalb kürzester Zeit fühle ich Leben in meine Adern strömen. Ich bin überrascht. Denn gerade noch fühlte ich mich wie eine lebende Leiche. Bleischwer, in den Sessel gedrückt von bangen Gliedern. Von der Verzweiflung ausgesogen wie von einem Dementor. Jedes Glück dem inneren Grauen gewichen. Nun also stehe ich mit meiner Sweat-Jacke und einer alten, griffbereiten Hose draußen. Meine Lungen füllen sich mit Sauerstoff. Das Gehirn beginnt langsam klarere Bahnen einzulenken. Die Watte schmilzt wie Zucker unter Energiezufuhr von außen. Langsam fällt sie in sich zusammen. Noch ist mein Sichtfeld unscharf. Die Welt erscheint verschwommen. Doch ich höre. Vogelzwitschern dringt an mein Ohr. Ich erlebe mich in mitten eines kleinen Wunders, das vielleicht nur kurz verweilen mag und doch jeden Augenblick wert ist.
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