

Wir verstehen durchaus, dass eine gewisse Orientierung notwendig ist, um keine Retraumatisierung und Überflutung mit traumatischem Material zu riskieren. In vielen Fällen hatten wir bei dieser Frage in der Vergangenheit jedoch den Eindruck, dass sie nicht zu unserem Schutz gestellt wird, sondern für die ansonsten überforderte Therapeut_in.
Für manche Therapeut_innen scheint es eine enorme Hürde zu sein mit ihren Patientinnen über Erinnerungen zu reden. Kaum spricht man sie an, wird auch schon hektisch nach Distanzierungsmöglichkeiten gesucht. Reorientierungsmöglichkeiten und Skills haben ihre Berechtigung an bestimmten Stellen der Traumatherapie, aber sie sind nicht Gottes Antwort auf alle Beschwerden und Probleme! Pauschal und großflächig in der Therapie eingesetzt empfinden wir sie persönlich als Gewalt.
„Du bist traurig – tu was dagegen!
Du denkst Dinge, die du nicht denken sollst – tu was dagegen!
Du erinnerst dich an Sachen, die du nicht erinnern sollst – tu was dagegen! Kurz: Sei nicht, wie du bist und fühlst. Mach es weg.“
Genauer betrachtet ist das ein Tätermuster, dass es in den Therapieraum geschafft hat.
Das beste „Werkzeug“ in der Therapie war und ist für uns noch immer das offene Gespräch über innere Vorgänge und das gemeinsame Sortieren im Therapieraum. Für uns schafft das enorme Entlastung – mehr als jeder Skill es je könnte und vor allem langfristiger! Dafür braucht es aber, dass wir aussprechen dürfen, was wir erinnern und im Körper davon fühlen. Es braucht mutige Therapeut_innen, die uns einerseits einen sicheren begrenzten Rahmen geben und andererseits offen sind, von den erlittenen Grausamkeiten und damit verbundenen inneren Abläufen zu hören. Nur so kann innere Kommunikation und Vernetzung funktionieren. Traumatherapie macht keinen Sinn, wenn man das Trauma global und unreflektiert aus dem Therapieraum verbannt!
Was antwortet denn die Thera wenn Ihr sagt das Ihr darüber sprechen möchtet? Hoffe diese Frage ist nicht zu indiskret.
Wow, wir finden es enorm großartig (wenn man bei dem Hintergrund so ein Wort benutzen kann, hoffen aber Ihr wisst was und wie das gemeint ist), das Ihr darüber reden könnt und Worte dafür habt, löst hier absolutes Unverständnis aus zu lesen, das Eure Thera dann diese Worte so gesehen nicht hören möchte. Es hilft doch das was hilft und das ist doch individuell.
Ha, Skills, zu Beginn haben wir z.b. klassische Skills dabei gehabt, jetzt nicht mehr, hört sich doof an aber der Thera ist sowas wie ein Skill, nämlich das was er tut oder uns sagt, ernstnehmen, zuhören und das gesagte gemeinsam auszuhalten, wozu auch gehört Dinge, egal was, in Worte zu fassen und Gefühle zu zu lassen, wobei er auch sagt reden alleine darüber hilft seiner Meinung nach nicht, es gäbe Techniken die helfen das gesagte und erlebte zu verarbeiten. Reden, Worte zu finden ist hier so enorm schwierig, also hinzuschauen. So unterschiedlich ist das.
Hallo ihr Lieben,
nein, die Frage ist völlig ok! Die Antwort kommt sehr auf unser jeweiliges Gegenüber an, wir haben Helferinnen, die das ganz gut können und auch zuhören, wenn es uns wichtig ist. Es gibt aber auch die Therapeuten, die dann darauf bestanden haben, dass wir nichts davon erzählen, weil das angeblich schlecht für uns wäre und uns schaden könnte. Wenn das in der Verganz auf Dauer so war, hat das aber immer zum Therapieabbruch geführt und das würde es auch aktuell.
Meinst du das Wort mit G***? Das liegt daran, dass wir in den letzten Jahren viel daran gearbeitet haben unsere Spiritualität wieder von der Gewalt zu trennen. Für mich ist die Ideologie der Täter menschengemacht und hat mit dem Willen feinstofflicher Wesen nichts zu tun. Kann ich auch nicht immer so verwenden, aber in dem Fall ging’s.
Das erinnert mich an eine Kliniktherapeutin, die Mal zu mir gesagt hat, dass Reden ja auch ein Skill ist. Man muss nur wissen, was einem hilft und wenn das Reden ist, hört sie gerne zu.
Liebe Grüße,
Sofie 🦋
Nein das Wort G*** meinen wir nicht, sondern Worte zu finden um Dinge auszudrücken also die Dinge genau so zu beschreiben wie sie da sind. Also überhaupt diese Dinge aussprechen zu können. Und dann sitzen wir da und schweigen verwzeifelt weil uns die Stimme und die Worte fehlen und der Thera sitzt dann auch dabei hält das aus, auch das Schweigen, wir spüren dann diese fast unererträgliche Stimmung die in der Luft liegt. Da könnten man vermuten wir hätten vielleicht kein Vertrauen oder so, aber nein, das ist eine Blockade im innen, denn es wurde schon über bestimmte „Szenen“ gesprochen auch durchaus in Details, das wurde nicht gestoppt sondern es wurde daraufhin gearbeitet eben hinzuschauen. Das wie ich finde faszinierende ist, es gibt welche die können sogar stopp sagen bis hier hin und nicht weiter. Der Thera sagte uns mal sowas wie, er hält das schon aus, er hätte da seine eigenen Strategien um mit diesen Dingen umzugehen und sowas wie Rücksicht auf ihn müssten wir so gesehen nicht nehmen und uns auch keine Sorgen darum machen wie er damit umgehen könnte, das wäre sein Ding und nicht unsere Verantwortung.
Allerdings gibt es auch keinen Körperkontakt, puh, also ich weiß nicht, wenn er anfangen würde unsere Hand zu halten oder uns beruhigend die Hand auf die Schulter zulegen, das ist nichts was gewollt ist, das würden im innen einige Samba tanzen aber nicht im positiven. Dann wären wir weg. Anderen mag das helfen aber für uns undenkbar, das wäre eine Grenze die nicht überschritten werden darf. Es ist ja schon schwer genug das jemand da sitzt und das was da ist irgendwie in der Lage ist mit auszuhalten, etwas was wir nicht kennen in dieser Form. Das ist etwas was wir von Freunden oder Familie nicht verlangen können und auch nicht wollen. Diese sind einfach zu nah an uns dran, auf einer anderen Ebene. Lässt sich schwer in Worte fassen.
Wir sehen es auch so, dass es das Reden und Fühlen geben muss, es aber auch wirksame Techniken gibt (bei uns ist das vor allem Brainspotting, das uns sehr hilft), die Erinnerungen und Gefühle neu zu ordnen, Distanz zu gewinnen und auch das Trauma zu integrieren, was durch reden alleine nicht immer möglich ist. Allerdings ist das eine Technik, die bedingt, dass das Trauma (oder Traumateile) davor benannt werden in der Therapie und eingegrenzt wird. Eine Brainspotting Sitzung zielt nie darauf ab, das Gespräch unmöglich zu machen, sondern braucht das Gespräch davor. Und es ist eben eine Technik der Traumaintegration in der Therapie und kein Skill, der alleine gemacht werden soll und uns alleine zurück lässt.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Zehn Sterne. Absolute Zustimmung und auf den Punkt gebracht! Danke
Herzlichen Dank ihr Lieben! 🤗
Die Sternchenparade hat uns im Innen jetzt ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ganz liebe Grüße!
Vielen Dank, liebe Sofie für diese Aussage. Wir können uns dir/euch nur anschließen. 😊🍀🌸🌼🌷🍀🕊️
Alles Liebe
„Benita“
Wir hoffen ihr habt die Möglichkeit immer wieder auch darüber zu sprechen! Bei uns gibt es glücklicher Weise im Umfeld jemanden, der das gut hören kann.
Liebe Grüße,
Sofie 🦋
Danke, liebe Sofie für’s Nachfragen, unsere langjährige Therapeutin kann immer besser zuhören und wir schätzen auch, dass sie mit uns Brainspotting macht, selten aber doch.
Zusätzlich haben wir vor allem zwei Freundinnen und auch zwei Freunde, (allerdings erst seit Kurzem), die tatsächlich zuhören können und sich einlassen, was unlängst enorm wichtig war und erst ermöglicht hat, an einen schweren Übergriff endlich emotional heran zu kommen und aktuell einigermaßen zu integrieren. Wobei wir in Freundschaften niemals Details erzählen. Die müssen „nur“ mit Flashbacks und den Gefühlen umgehen. Und dann sprechen wir dort nur über grobe Umschreibungen, bis wir uns beruhigt haben. Mit unserer Therapeutin ist das in vielen Jahren nicht gelungen, an diese schweren Gewalterfahrungen emotional heran zu kommen. Sie hat zwar nie gesagt, dass wir nicht drüber reden sollten, ist aber innerlich so erschrocken, dass wir nicht mehr gewagt haben zu sprechen. ….. Wir konnten das aber besprechen, dass sie offenbar von irgendetwas getriggert wird und es nicht zu fassen bekommt, wovon.
D.h. reden in Therapie ist erlaubt, die Therapeutin fragt auch nach, wenn wir uns nicht trauen zu sprechen, ohne in uns zu dringen, aber es ist nicht immer die Kraft von ihr da, das Gehörte, oder die transportierten Emotionen auszuhalten. ….. Das ist aber o.k., so lange es besprochen werden kann und sie es als ihr Unvermögen sieht und wir nie ein Redeverbot erhalten haben.
Leider geht diese Therapeutin bald in Pension/Rente. Was dann kommt wissen wir noch nicht.
Hoffentlich findet ihr eine Therapeutin oder einen Therapeuten, was besser für euch ist, die oder der gut zuhören kann und dann auch die Techniken an der Hand hat, euch zu unterstützen das Erzählte zu integrieren.
Das wünschen wir euch von Herzen.
Ganz viel Kraft und alles Liebe 💖🍀🌷🕊️🍀🌼🍀
„Benita“
Großartig eure Frage, ja. Wieso können wir nicht einfach drüber sprechen? Uns geht es genau, dass das ist, was langfristig hilft. Vielleicht würden wir noch fragen: Warum kann ich nicht einfach kurz die Gefühle, die grad da sind, zulassen? (auch wenn sie heftig erscheinen, für mich ist es okay, weil sie ja da sind). Gerne würde ich manchmal fragen: Warum können Sie nicht einfach kurz meine Hand halten oder Ihre Hand auf meinen Rücken legen? (Und wir schweigen kurz gemeinsam über das, was sich zeigt und ist, ohne Worte) für uns auch sehr hilfreich…
Ja, das sind auch gute Fragen! Und es wäre so wichtig, dass diese Bedürfnisse erfüllt werden.
Einmal wurde mir das so erklärt, dass Dissoziation und meine Symptome (Depression, Ängste, Traurigkeit, Krampfanfälle, etc.) destruktives Verhalten wären, das man nicht auch noch mit Aufmerksamkeit verstärken wolle. Manchmal Frage ich mich auch, wer in der Therapie eigentlich der kränkere Mensch ist – ich oder der Therapeut. 🙈
Liebe Grüße,
Sofie 🤗🦋
Oh Ja.. Ich habe auch in einer Klinik der Einzeltherapeutin mal sehr klar erwidert, als sie fragte, ob ich grad das Innere Kind fühlen würde, was wieder schreien und weinen würde und Aufmerksamkeit bräuchte. Ich sagte in dem Augenblick ganz klar: Mein Empfinden ist anders. Ich bin erwachsen, fühle mich auch grad so, bin traurig und möchte jetzt diese Tränen laufen lassen. (Statt „weg machen“ müssen). Ich war so angepisst, glaube inzwischen immer mehr, dass manche Therapeutinnen mit Tränen von Klientinnen nicht umgehen können.
Liebe Sofie,
unsere Therapeutin hält uns mittlerweile für sehr gesund, weil wir wagen hinzusehen, was viele „Gesunde“ nicht wagen.
Das ist unerträglich, eure Symptome als destruktives Verhalten zu verurteilen.
Das sind wichtige Reaktionen auf unerträgliche, zutiefst überfordernde und lebensbedrohliche Situationen in denen ihr wart. So eine Aussage ist tatsächlich zumindest ein Verhalten, das Täter schützt und damit unbedingt retraumatisierend. Es tut uns außerordentlich leid, dass ihr derlei erleben müsst.
Wir denken, ihr solltet diese Therapie schnell beenden, oder habt ihr das schon getan?
Herzliche Grüße
„Benita“
Absolut. Therapie dieser Art weist Klient*innen in eine schwache, vermeidende Position, anstatt das zu tun, was Therapie tun sollte: Raum halten, damit das Gegenüber das eigene Sein und den eigenen Umgang damit finden kann – und darin die eigene Stärke zu spüren, lebendig zu sein mit der gesamten Biografie und allen Gefühlen, Empfindungen und Gedanken…ich wünsche euch so sehr diese mutigen Therapeut*innen!
Danke für diese wunderbaren Worte! Ja, so sollte Therapie sein!
Ganz liebe Grüße,
Sofie 🤗🦋
…schade, dass man nur einmal „gefällt mir“ klicken kann. Das Bedürfnis auf dem Button lange herumzudonnern war sehr groß.
Tatsächlich haben für uns Skills mittlerweile eine ähnliche (negative) Bedeutung. „Machen Sie weg, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf.“ „Jetzt holen Sie mal Ihre Erwachsene hervor…!“ …und dergleichen Quatsch mehr. *kotz*
MAN KANN TRAUMA NICHT WEGSKILLEN !!!
Gut das unsere Helfer allesamt am Sein-Dürfen mit uns arbeiten und nur wenn nötig Hilfestellungen zu Skills kommen, dort wo sie auch Sinn machen. In Kliniken und (leider) auch bei unserer neuen Psychiaterin bemerken wir andere Ansätze dazu.
🤗 für alle 🦋-e
Grüße aus der Himbeersplitterei
Eine sehr berechtigte Frage, auf die es auch nicht die eine zutreffende Antwort geben kann.
Wir kennen diese Therapeuten, die immer abgewehrt haben. Die die über die Theras, die reingehen in das Erlebte und zuhören, schimpfen und sie als waghalsig betiteln. Wären die unsere Wegbegleiter gewesen, wir ständen heute nicht da wo wir sind.
Und dennoch, auch die, die meinen dass Reden so wichtig ist und es sinnvoll ist, immer wieder die Traumata in Worte zu bringen, machen es nicht wirklich besser als die anderen. Denn das ist das andere Extrem.
Wir waren manchmal gefrustet, wenn die Thera uns ausgebremst hat und uns wieder dazu angehalten hat, uns wieder im Raum umzusehen und zu erden. Es hat uns so wütend gemacht, wenn dann wieder zurückgezogen wurde, was gerade ausgesprochen werden wollte.
Aber heute, mit Abstand und dem wie es jetzt im Miteinander der unterschiedlichen Anteile ist, war es goldrichtig was die Thera da getan hat.
Dieses Ausbremsen und an Skills (den Begriff hat sie nicht verwendet, weil er für uns wie ein Schimpfwort ist) erinnern, das war wichtig, damit wir lernen konnten zu dosieren, wie viel wir an die Oberfläche kommen lassen. Damit es nicht zu den Totalabstürzen kommt und wir nicht jede dieser Therapiestunden im Freeze oder Shutdown beenden. Denn irgendwie müssen ja auch alle Anteile verdauen können was da ausgesprochen und geteilt wird. Also besser kleinere Happen.
Aber ja, es gibt auch die, die Angst haben, an solche Traumata ranzugehen. Therapeuten, die sich sorgen, dass dann alles hochploppt und weder sie noch der traumatisierte Mensch fähig sind, dann zu stabilisieren. Ich finde es dann auch legitim, wenn das klar benannt und die eigenen Grenzen dann auch eingehalten werden. Da muss ich dann als Klientin schauen, ob dieser Helfer wirklich für mich passend ist.
Was mich aber schon immer angekotzt hat, sind diese Hilfstelefone, bei denen ich wirklich bei jedem Anruf zuallererst gefragt werde, ob ich denn bereits meine Skills angewendet hätte. 🤢🤮
Ein Grund, warum wir diese Unterstützung nun seit Jahren nicht mehr nutzen.
Liebe Sofie und bunte Schmetterlinge,
Raum bekommen zu dürfen, Wege aus der Sprachlosigkeit zu finden, reden zu dürfen und Schweigegebote abzubauen…
So viel Wert und Wertschätzung.
Vielleicht braucht es „Handwerkszeug“, aber allein Sprache (in welcher Form auch immer) zu finden und dann benennen zu können, ist das wichtigste „Werkzeug“ überhaupt.
Jedoch könnten deine Frage-Antwort auch hier in der Therapie zu finden sein.
Aber mittlerweile ist man soweit nachzufragen, welchen Sinn ihre Frage enthält.
Oftmals kommt zur Antwort, dass sie dies als Angebot vor eventueller Überflutung sieht.
Ganz viele liebe Grüsse