Ich sitze auf meinem Balkonsessel und denke so ins Unreine vor mich hin. Vor inzwischen über 10 Jahren bekamen wir erstmalig die DIS-Diagnose und machten uns auf den Heilungsweg. Vieles war unklar und die Erinnerung mehr als nur Lückenhaft. Die traumatisch bedingte Amnesie machte uns sehr zu schaffen. Wir hatten gerade am Anfang einen unglaublichen Drang diese Lücken schließen zu wollen und standen doch immer wieder nur vor dieser großen schwarzen Wand. „Wer hat uns was genau angetan!?“, quälte uns als zentrale Frage. Die Puzzelteile, die in meinem Alltagsgedächtnis erhalten waren, zeichneten zwar ein grobes Bild und doch war mir das zu wenig. Ich hatte das Gefühl es genau wissen zu wollen und zu müssen. Da, hinter dieser Mauer im Gehirn, schien ein wichtiger Teil meiner Identität verborgen. In mir bohrte die fixe Idee nicht eher heilen zu können, bevor ich all die grausamen Details kannte, um sie dann abzuschließen.
Einerseits ist es für jeden Menschen wichtig seine Geschichte zu kennen. Erlebnisse und Erfahrungen prägen unsere Persönlichkeit. Die Suche nach Erinnerungen beinhaltet immer auch die Frage: „Wer bin ich und wie bin ich so geworden?“ Es gibt viele Beweggründe, im Innen und in der Erinnerung zu forschen. In diesem Beitrag möchte ich allerdings nur einen ganz bestimmten Aspekt meiner Reise nach innen vertiefen, der mir erst rückbilckend in den letzten Tagen immer mehr bewusst wird. Inwiefern war die ruhelose Suche und Arbeit im Innen Ausdruck von Aggression gegen die Täter?
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