Das geliebte Kind und der Heilungsweg

Als Menschen haben wir einen natürlichen Drang geliebt und anerkannt zu werden. Also finden wir Kompromisse für unsere eigenen Ideale und Werte, um nicht abgelehnt zu werden. Das sichert als Kind unser Überleben!

Dieses Grundmuster des „geliebten Kindes“ begleitet uns auch auf unserem Heilungsweg. Es tut alles dafür, um anderen Menschen zu gefallen und einen Platz in der Gesellschaft zu haben. Das „geliebte Kind“ geht in Therapie, um irgendwie passend zu werden. Keine Mühen und keine Verbiegungen sind ihm zu groß, um endlich geliebt zu sein. Es macht seine Therapiehausaufgaben, imaginiert, skilled, affirmiert positive Glaubenssätze und passt sich auch in der Therapie ganz unbewusst wie schon als Kind bei den Bezugspersonen den Vorstellungen des Therapeuten an. Es wahrt den Schein der bewussten und unbewussten Erwartung, die es an sich gestellt sieht. Und es verhindert aus seinem Überlebenskampf heraus, dass wir uns den schmerzvollen Seiten in uns wirklich liebevoll, emotional und versorgend zuwenden können, statt uns nur kognitiv in einem gewissen erlaubten Lichtkegel gesellschaftlicher Sichtweisen darauf zu bewegen.

Auf der anderen Seite gibt es da allerdings auch das „ungeliebte Kind“ in uns. Das, das nie einfach richtig war, wie es gewesen ist. Das immer optimiert werden sollte. Das ganz eigene Werte und Normen hat und dafür abgelehnt wurde. So sehr, dass wir sie manchmal selbst nicht mehr spüren, weil wir sie vor Schmerz so tief in uns vergraben haben. Oft sind wir auf dem Heilungsweg bereits eine gewisse Reise gegangen, bis wir diese Anteile wieder wahrnehmen und ihre Existenz in uns überhaupt zulassen. Die tiefe Wunde dieser Kinder sitzt in uns und ich erachte es für enorm wichtig, dass wir uns dem Wechselspiel dieser Anteile bewusst sind!

Um den Kampf in uns zu beenden, brauchen beide Seiten in uns ganz bewusst einen Platz und ihre Würdigung! Ansonsten wird das geliebte Kind vor lauter Stress versuchen alles dafür zu tun, nicht wir selbst, sondern passend zu sein, um zu überleben, während das ungeliebte Kind das Mahnmal für unsere eigenen Gefühle über Symptome immer wieder hochhalten muss, dass wir uns nicht gänzlich verlieren.

Du darfst deine Therapie und den Therapeuten hinterfragen! Seine Standards müssen nicht deine sein! Das ist gut und gesund! Die Erlaubnis äußere Werte und Ansichten zu hinterfragen ist so wertvoll für deine Heilung, ganz egal wie richtig und toll andere einen Weg finden oder wie wissenschaftlich ausgefeilt er angeblich ist. Passt er für dich!? Findest du dich dort? Gehst du für dich in Therapie, um dich und deine Anteile wirklich kennenzulernen, anzunehmen und zu versorgen oder versuchst du immer noch dich lediglich passend zu machen?

Wir alle wünschen uns Freiheit für unseren eigenen Weg, den Wind im Haar spüren zu dürfen und jederzeit zu wissen, dass wir geliebt werden, wie wir sind – mit unseren ureigenen Werten und Idealen. Dazu gehört auch voll mit Schmerz sein zu dürfen ohne jemals etwas daran ändern zu müssen. Dass Wandlung von innen heraus passieren darf, wenn sie an der Zeit ist und nicht, weil man als Gesellschaft von uns einfordert anders sein und fühlen zu sollen.

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2 Kommentare zu “Das geliebte Kind und der Heilungsweg

  1. Hallo, ich finde da ist es wieder, das Chamäleon.

    Hauptsache nicht auffallen, alles richtig machen. Es ist so schwer, selbst wenn man es erkannt hat es zu verändern. Ist es doch, im kontakt mit Außen unsere Schutzhülle unter der wir nackt sind.
    Vielleicht muss erst, eine untere Hautschicht wachsen damit wir die Schutzschicht nicht mehr brauchen.

    Wie immer, vielen Dank für eure Worte.
    Ganz liebe Grüße vom Buntscherbenmosaik

    • Ohja! Das ist ein schönes Bild und der Zusammenhang ist mir gar nicht aufgefallen! Über das mit der Haut muss ich noch ein bisschen nachdenken. Fühlt sich sehr stimmig an.

      Chameleonkinder, bzw. -kindergarten. 😍🦎

      Ganz liebe Grüße zurück! 🤗

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