Wir hatten eine mehr als schwierige Nacht. Sommersonnenwende. Vieles geht uns durch den Kopf. Bilder und Erinnerungen an alte Zeiten und die Umstände in denen wir lebten und leben. Stille Betrachtungen unseres Lebens, des Ausstiegs und all den Folgen. Gedanken zum Heute und zu dem was inzwischen auch gesellschaftlich über rituelle Gewaltstrukturen bekannt ist. Ärzte, Therapeuten und wissenschaftliche Studien haben einiges dafür getan, um die Not ihrer Patienten sichtbar und belegbar zu machen. Dafür sind wir sehr dankbar! Noch vor einigen Jahren war es fast unmöglich Informationen, Betroffenenwebsites und Blogs zum Thema zu finden. Inzwischen wachsen sie vor allem auf Social-Media-Plattformen aus allen Ecken mit sämtlichen Vor- und Nachteilen. Manches davon sehen wir enorm kritisch, weil es die Öffentlichkeitswahrnehmung der Thematik aus unserer Perspektive ungünstig verzerrt. Bei all den Publikationen, Posts und Profilen gibt es immer noch die Unsichtbaren unter den Sichtbaren. Ihnen wollen wir diesen Beitrag widmen.
WeiterlesenErinnermichs
Zerbrochen oder Ganz!?
Zerbrochen
Etwas das einmal zusammen gehörte, wurde durch schädliche Einwirkung getrennt und ist somit in kleinere und/oder größere Untereinheiten aufgeteilt worden. Dadurch haben die Teile ihren vorbestimmten Platz verloren und sind in andere Relationen gerückt.
Die entstandenen Teile haben unregelmäßige, nicht planbare Konturen und haben die für sie ursprünglich vorgesehene Position verlassen. Unter Umständen geht dieser Zustand auch mit Verlust der ursprünglichen Funktionalität des Objektes einher.
Die Zusammengehörigkeit und ursprünglichen Verbindungen gingen ganz oder teilweise verloren.
Ganzheit
Eine Ansammlung von Teilen und Elementen bildet in der erwarteten Weise ein zusammengehöriges Bild. Die Platzierung der Einzelteile des ganzen Objektes entspricht der ihnen ursprünglich zugedachten Position. Sie gehen vorbestimmte Verbindungen ein. Aufgrund dieser mehr oder minder durchdachten Anordnung der Teile erfüllt das Objekt ebenfalls die zugedachten und erwarteten Funktionen.
Die Konturen des Objektes sind planbar.
Ist dann Zerbrochenheit und Ganzheit das Gleiche, nur dass in der Ganzheit die Erwartungen an die Einzelteile erfüllt sind?
Ist Ganzheit immer die Summe seiner Teile?
Oder müssen die Teile festgelegte Anforderungen erfüllen, um sich ganz nennen zu dürfen?
Wenn ja, wer legt die Anforderungen fest?
Darf in der Ganzheit vielleicht nur nicht auffallen, dass sie aus Einzelteilen besteht?
Bin ich dann nicht auch irgendwie ganz?
Denn auch wenn die Position und Funktion der Einzelteile nicht mehr in der ursprünglichen Art und Weise besteht, so bleibt eine Zusammengehörigkeit erkennbar.
Oder ist ganz nur, was unverändert bleibt?
Kann aus Zerbrochenheit eine neue Ganzheit entstehen?
Was, wenn manche Teile sich nicht mehr an die ursprüngliche Position setzen lassen und die Funktion sich dadurch für immer verändert?
Darf ich mich, dürfen wir uns ganz fühlen?
Weil jede Innenperson ja für sich wieder ganz ist und eine Aufgabe erfüllt?
Sommersonnwendasche und Selbstmachfest
Das zweite Jahr ist es nun, dass wir uns am 21.Juni im Garten unser ganz eigenes Feuer schüren.
Es tut uns gut, diesen Tagen unsere eigene Bedeutung zu geben. Heute unsere ganz eigenen Feste zu feiern.
Wir sind froh, dass uns in diesen Nächten nichts passiert.
Für einen Moment denken wir an die Kinder und anderen involvierten Opfer die schreckliches erleiden und hoffen, dass die Qualen für sie bald ein Ende haben, dass sie so schnell wie möglich den Weg raus aus der Gruppierung finden, dass sie auf Menschen treffen, die sehen und helfen.
Und dann singen wir unsere Lieder, laufen um unser Feuer und springen schließlich auch darüber. Nach altem Brauch soll der Sprung über das Sonnwendfeuer heilsam sein und Blockaden und Krankheiten aus der Aura entfernen. Wir stellen uns vor, wie wir von dem Feuer liebevoll gereinigt, geschützt und geheilt werden. Wir spüren angenehm die Wärme, die davon ausgeht und uns in der kühlen Dämmerung berührt. Wir genießen das Gefühl mit der Erde verbunden zu sein. Wir spüren uns selbst und freuen uns über die Helligkeit und das Licht dieses Tages.
Eine Zeit lang sehen wir einfach nur den Flammen zu, bis es uns doch zu frisch wird und wir nach drinnen gehen.
Das Feuer und die Glut lodert noch länger weiter. Immer wieder beobachten wir es vom Fenster aus. Es wird noch dauern, bis alles endgültig erlischt.
Morgen früh werden wir dann die Asche in Gläser füllen.
Die Asche des Sonnwendfeuers gilt als gutes Mittel gegen Brandwunden und wird bei Bedarf einfach auf die betroffene Körperstelle aufgetragen. Durch das Feuer ist die Asche weitestgehend steril und man muss keine Angst vor „Dreck in der Wunde“ haben.
Man kann auch eine kleine Menge mit etwas Olivenöl vermengen. Die kühlenden Mondkräfte, die dem Olivenöl zugesprochen werden, helfen nach altem Rezept zusätzlich bei der Heilung.
Kleines „Erinnermich“
Der Oktober neigt sich dem Ende zu.
In so manchen Sekten und Gruppierungen ist viel los und auch für manche AussteigerIn beginnt wohl jetzt wieder eine schwierige Zeit.
An all die Betroffenen wollen wir an dieser Stelle wieder besonders denken.
Wir stellen hier einfach mal eine Kerze auf, um etwas Licht in die Finsternis zu bringen.
Vielleicht mögt ihr ja auch eine dazustellen. Dann wird’s immer heller.
Wir wünschen euch viel Kraft und die nötige Unterstützung durch schwierige Zeiten!