Meisenstreit und Abendwolken

Das Weiß der Wolken ist an der Basis in ein eigenartiges Grau getunkt. Es ist nicht so, als käme Regen und doch stellt es das blaue strahlen in Frage. Ich blicke nach oben. Schnell ziehen sie dahin. Während mir hier unten in der Sommerschwüle das T-Shirt an der leicht schweißfeuchten Haut klebt, scheint dort der Wind zu wehen. Die Zeit schwindet dahin. Ich bin um nicht einmal 21.00 Uhr so müde, dass mir beim Schreiben fast die Augen zufallen. Ein anstrengender Tag. Während sie Katze schnurrt und die Tauben ihr Abendlied gurren, lass ich den Tag Revue passieren. Drinnen läuft Wasser in die Gießkanne. Die letzten Arbeiten des Tages gehen mir mit schweren Gliedern von der Hand.

Weiterlesen

Sandkönigin

Komm lass uns einfach mal Sandburgen bauen und Grenzen stecken,
unsre Mauern im Spiel mit dem Leben entdecken,
sie mit Tränen kleben und wieder einstürzen lassen,
mit vollen Händen aus dem Eimer der Schicksals erfassen.
Du kannst Schloss und auch Festung aus den Quartzkörnern formen
oder Kuchen backen fern von allen Normen
und er muss niemandem schmecken nur dir gefallen.
Es sind ganz alleine deine eigenen Hallen.
Du bestimmst was passiert und wer in den Graben fällt.
Du bist die Sandkönigin in deiner eignen Welt.

Copyright by Sofies viele Welten

Was Therapeuten sagen und was ich denke…

Wir verstehen durchaus, dass eine gewisse Orientierung notwendig ist, um keine Retraumatisierung und Überflutung mit traumatischem Material zu riskieren. In vielen Fällen hatten wir bei dieser Frage in der Vergangenheit jedoch den Eindruck, dass sie nicht zu unserem Schutz gestellt wird, sondern für die ansonsten überforderte Therapeut_in.

Weiterlesen

Wortwolken

Ich denk‘ in unsortierten Wortwolken,
die meinen Schädel stalken.
Nichts davon macht Sinn, denn der Sinn ist nur zu denken
und meine überreizten Zellen von eben diesem abzulenken.

Ich sammle Möglichkeits-Cluster und Panikschwärme.
Meditation sollte helfen, doch die nutzen sie gerne.
Sie vermehr’n sich in Ruhe und reisen durch die Zeit,
wo ein Unheil mich findet ist auch das nächste nicht weit.

Gedanken denken in Linien, doch die Seele tut’s nicht,
weil sie immer im jetzt ist und über’s fühlen nur spricht.
Ihr ist egal wann was war und wie Hemisphären das werten,
sie verlässt sich auf zentrale Emotionserfahrungsexperten.

Hier sitz ich und fühle und will nur noch sterben.
Gründe gibt’s viele, die in der Wortwolke werben.
Gedanken kreisen und pendeln und frier’n manchmal ein,
dann wird der Körper wie Blei und das Herz schwer wie Stein.

Manchmal machen sie Nebel und manchmal klären sie auf.
Doch nun mache ich erst Mal von meinen Gedankenverweigerungsrechten gebrauch.
Ich starr zur Zimmerdecke, steck mit dem Füßen im Sumpf,
langsam werde ich müde und frage mich dumpf:

Wenn das denken nicht wäre wie wär‘ es zu sein?
Dann hätt‘ ich nie mehr was vor mir und wäre jenseits vom Schein
der Masken, die ich täglich trage.
So schließ ich und sinke in die Wortwolkenfrage.

Copyright by „Sofies viele Welten“

Strafbarkeit von Freiern geändert!

Auf ihrem Instagram-Account hat @sandranorak heute gepostet, dass die Strafbarkeit von Freiern nach Paragraph 232a Abs. 6 StGB durch den Bundestag geändert wurde. Sie war selbst Opfer der sogenannten „Loverboy Methode“ und macht sich inzwischen für die Menschenrechte von Frauen aus dem Milieu stark. Durch die Änderung des Gesetzes muss dem Freier nun der Vorsatz sich an einen Opfer von Menschenhandel zu vergehen nicht mehr nachgewiesen werden. Leichtfertiges Handeln reicht aus, um sich künftig strafbar zu machen.

Ich bin gespannt, was Gerichte künftig als „leichtfertig“ auslegen werden. Bei der derzeitigen statistischen Faktenlage sollten Freier nach meinem Dafürhalten die Hände komplett davon lassen Menschen für ihre Zwecke zu kaufen. Der überwiegende Anteil aller Prostituierten ist Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution! In der Praxis wird sich durch das neue Gesetz vermutlich leider wenig bis gar nichts für die Betroffenen ändern. Ich sehe das gleiche Problem kommen, das auch schon mit anderen lange bestehenden Strafbarkeiten im Bereich des Menschenhandels besteht: Die Opfer werden nicht aussagen.

Dennoch – die Gesetzesänderung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung! Ich hoffe dass irgendwann das generelle Sexkaufverbot folgt, um die Betroffenen effektiv zu schützen!

Traumajunkie

Ich bin ein Junkie
auf Adrenalin.
Brauch meine Droge
wie andere Heroin.

Ich bin das Opfer
und muss immer danach streben
all die Gewalt
ständig wieder zu erleben.

Ich bin getrieben,
denn der Schmerz gibt mich nicht frei,
drum brauch ich Dissos.
Taubheit ist mein schönstes High.

Würd‘ ich begreifen
fern von Körperopiaten,
was schon als Kleinstkind
all die Männer mit mir taten,
wär ich hilflos
und ich könnte nur verrecken
über dem Kummer,
Elend, Not und all dem Schrecken.

Also sorg ich dafür,
dass sich Gedanken nicht verweben,
denn mit Gewissheit
könnte ich nicht weiter leben.

Wär‘ die Erinn’rung
wirklich Realität,
käm‘ ohne Zweifel
jede Hilfe zu spät.

Ich bin gebrochen
und brauche meinen Stoff.
Käm‘ ich zur Ruhe,
blieb‘ mir nur der Selbstmord noch.

Also jag‘ ich den Puls hoch,
begeb mich in rote Zonen,
denn wo Gefahr droht,
kann ich mir die Droge holen.

Gewalt ist grausam,
doch sie macht auch taub.
Für Folterkinder
ist es das, was es braucht.

Drum ist Heil mir,
was für andere Verderben
und ich frag mich:
„Werd ich am Schutz letztendlich sterben!?“

Copyright by „Sofies viele Welten“

Ich glaube dir

Wir haben bei Fibrofee obiges Zitat entdeckt und fanden es für Menschen mit Traumafolgestörungen ebenso passend, auch wenn es ursprünglich auf eine ganz andere Erkrankung bezogen ist.
Gerade an Tagen, an denen die alten Erinnerungen nach oben schießen und man vor Flashbacks manchmal nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, heilt ein „Ich glaube dir!“ von einem lieben Menschen so vieles. Wenn dann noch ein „Ich bin da“ oder „Ich lass euch nicht alleine“ dazu kommt, lässt sich der Schmerz leichter er-tragen.

Grau-Denken

„Grau entsteht, wenn Schwarz und Weiß gleichermaßen und gleichzeitig sein dürfen. Das Vorhandensein von scheinbar gegensätzlichen Gefühlen macht es erst möglich seine eigene Mitte zu finden. Aus dem Blickwinkel der Mitte ändert sich das „Entweder – Oder“ lediglich zum „Und“. Ich darf gleichzeitig traurig und fröhlich sein, wütend und sanft, liebend und hassend, erwachsene Frau und Kind.

Sofies viele Welten

Bessel van der Kolk zu Trauma und Körper

„Trauma comes back as a Reaktion, not a Memory.“

„Es braucht enormes Vertrauen und Mut sich selbst das Erinnern zu erlauben.“

„Eines Tages erzählte er mir, dass er seine gesamte Zeit als Erwachsener mit dem Versuch verbracht hatte, seine Vergangenheit loszulassen und er merkte an, wie ironisch es war, dass er ihr erst näher kommen musste, um sie gehen lassen zu können.“

„Solange du Geheimnisse bewahrst und Informationen unterdrückst, führst du im wesentlichen Krieg mit dir selbst. […] Die kritische Angelegenheit besteht darin, dir selbst zu erlauben, das zu wissen, was du weist.“

Weiterlesen

Angepasster Überlebensmodus

Ein wie ich finde sehr stimmiges Zitat zu überangepasstem Verhalten bei Kindern habe ich heute beim Stöbern im Internet entdeckt:

Schwere Traumata in früher Kindheit bringen Kinder mit ebenso starken Bewältigungsmechanismen hervor. Diese Kinder werden oft als „reif für ihr Alter“ oder als „alte Seelen“ bezeichnet. Das mag manchmal stimmen, übersieht aber die Tatsache, dass ihnen ihre Unschuld in einem frühen Lebensalter geraubt wurde und sie sich in einem Überlebensmechanismus befinden.

Azia Archer, https://pin.it/6YAzIFu