In die Welt gedacht

Ich sitze am Tisch und stochere mit dem Löffel in meinem Müslijoghurt. Ein Korn mag sich nicht beißen lassen. Egal wie sehr ich es mit der Zunge durch den Mund von einem Zahn zum nächsten Schubse – an seiner Hülle tut sich nichts. Irgendwann sortiere ich es aus, weil es wie Stroh unnachgiebig hölzern bleibt. Mein Kopf ist müde und so spare ich mir aus diesem unwichtigen Fakt die Geschichte der spröden Kornfee zu machen. „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann kauen sie noch heute“ wäre ohnehin ein armselig abgedroschener Schluss. Der Mülleimer leistet mir statt dessen gute Dienste.

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Der erste Sommertag der kleinen Himbeere

„Puh“, schnaufte die kleine Himbeere und wischte sich den Schweiß von der Stirn, als der Gieskannenregen ihr am Abend eine sanfte Abkühlung verpasst. Bei 30 Grad, Südbalkon und kein Schatten in Sicht kommen auch Pflanzen ganz schön ins Schwitzen. Als die Sonne schon fast hinter dem Horizont verschwunden ist, erscheint es mir für eine Zeit, als könnte ich das kleine grüne Fruchtkind zwischen den Blättern kichern hören und zwischen den Wassertropfen plantschen. Alles um mich herum entspannt. Ein Hauch von Kräuterduft steigt mir in die Nase und die feuchte Erde atmet.

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Abend süß-sauer 😊

Mein Mund zieht sich vor Säure zusammen. Schief verziehe ich das Gesicht und kräusle dabei die Stirn. Während ich einen Schluck aus der Wasserflasche nehme, merke ich, dass selbst die Zähne sich von dem sauren Geschmack stumpf anfühlen. Im Gesicht entwickelt sich Hitze. „Hui.“ Damit hatte ich nicht gerechnet. Rahbarberkompott schmeckt also nicht ohne Zucker. Hätte ich in eine frische Zitrone gebissen, wäre der Effekt nicht anders gewesen, außer, dass ich mich darauf einstellen hätte können. Da habe ich die rot-grünen Gemüsestangen wohl unterschätzt. Unvorhergesehener Weise bin ich jetzt hell wach und orientiert. Es sieht ganz danach aus, als kann man sich Skills auch zubereiten. „Eine Portion Orientierung aus dem Kochtopf, bitte.“ Da ich allerdings für den Moment genug davon habe, dosiere ich mir ordentlich Zucker nach. Ich schmecke dann doch lieber die Süße des Lebens, wenn ich Desserts esse.

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Etikettenschwindel

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Mich fröstelt. Eigentlich stand „Sommer“ auf dem Tag, als ich mich heute morgen darauf eingelassen habe. Damit verband ich auch, dass man um 22.00 Uhr noch im T-Shirt auf dem Balkon sitzen kann, ohne direkt zu erfrieren. Wiederwillig krieche ich zurück in die Wohnung und unter die Bettdecke. Im Winter würde ich mir jetzt heißen Tee kochen. Nun trinke ich kalte Limo. Aus Protest. Denn ich bin genervt. Den ganzen Tag haben wir gearbeitet und geschwitzt. Alles was wir wollten, war die warme Abendluft auf dem Balkon genießen. Das fällt nun aus. „Bääääääääh“, mach ich und strecke den Temperaturen trotzig die Zunge raus.

Die Katze hat sich bereits neben uns auf dem Sessel eingerollt. Der Kater atmet ruhig. Seine Ohren verfolgen unsere Geräusche und ein Junikäfer summbrummt herein. Ungelenk torkelt er über den Teppich. Meine Beine hoffen, dass er den Weg nach draußen von selbst wieder findet. Seit den letzten Tagen macht eine ganze Armee seiner Kollegen die Gegend unsicher. Häufchenweise bekomme ich die Käfer zum Frühstück als Geschenk von Frau Katze, die über Nacht fleißig auf Jagd war.

So langsam geht dem Tag die Luft aus. Unsere Worttippseleien verstummen ebenso. Für heute ist irgendwie alles gesagt. Unser Kopf möchte nur noch Ruhe und die Wärme genießen, die das Zimmer bietet. Wir schalten ab. Die Gedanken und den PC.

Bis Morgen und gute Nacht!

Ein Punkt im Chaos

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Ich sitze mit der soeben gelieferten Pizza auf dem Bett.
Gut zwei Stunden sind seit der Bestellung vergangen. Das war eine schwere Geburt. Der Fahrer konnte zunächst mein Klingelschild nicht finden, weil man ihm den falschen Namen auf seinen Zettel geschrieben hatte und drehte mit meiner Pizza wieder ab ohne zu läuten. Erst nach einem erneuten Anruf unsererseits im Lokal klappte es dann mit der Essenslieferung.
Jetzt haben wir jedenfalls das bestellte Objekt auf dem Schoß und kriegen es trotz Hunger einfach nicht hinunter. Im Gegenteil. Irgendwie würgt es uns, wenn wir nur daran denken. Wir stellen die Pizza weg. Ich merke, wie in unserem Innen die Anspannung steigt. Mir ist danach zu heulen und schreiben mag ich auch nicht mehr. „Alles blöd,“ schimpft ein kleines Innenkind voll Traurigkeit. „Was ist denn los?“, frage ich nach. „Das triggert alles schrecklich,“ bekomme ich als verzweifelte Antwort. „Blöd, blöd, blöd!“ In mir weint es.
Ich beschließe einfach erst einmal nur zuzuhören, weil ich sonst nicht weiß, was ich jetzt am Besten tun kann. Im Kopf purzelt plötzlich alles durcheinander.

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