Es ist früh am Morgen.
Wir sitzen hier am offenen Fenster.
Atmen. Die kühle Luft.
Die Nacht hat nicht begonnen und nun endet sie.
Wach. Liegen unmöglich.
Die Gedanken im Kopf kreisen.
Irgendwann spät in der Nacht gegen morgen packt es uns. Wir müssen raus.
Hier drin ist es so eng. Wir steigen in unsere Hose und werfen ein dickes Shirt über.
„Komm Mr. Miez, wir gehen spazieren.“
Die Katze guckt ungläubig. „Spazieren!? vor dem Frühstück!?“
Die Nachtluft ist kühl und feucht. Leichter Nieselregen prasselt auf uns nieder.
Beide Katzen strecken ihre Näschen aus der Tür. „Scheiß Wetter und ausgrechnet jetzt will unser Frauchen raus. Sonst immer gerne, aber so…!“
Sie bleiben unter dem Vordach sitzen und schauen mit mir in die Nacht.
Langsam hebt sich die Lunge etwas freier.
„Wir wollen wieder rein!“, erinnert mich ein Miau.
„Und Hunger haben wir auch!“, verrät der Katzenblick.
„Ok.“, denke ich, „Schade.“ Doch alleine mag ich die Runde auch nicht gehen.
Ich komme der Bitte nach, öffne die Haustüre und stelle den Tigern ihre Mahlzeit auf den Küchenboden.
Dankbares schnurren.
Versuche ich eben doch mich auszuruhen.
Fünfzehn Minuten später wendet sich das Blatt.
Das Katzenduo ist nun satt und anscheinend bereit für einen Spaziergang.
Wildes fegen durch die Wohnung.
Belagerung der Eingangstür und lautstarkes „Wir wollen raus!“-Miauen.
Wir ziehen uns also wieder an und gehen los und machen genau das, wovon wir kurz vorher die Miezen überzeugen wollten, nur, dass es jetzt die Katzen sind, die spazieren wollen und die Katzen mit uns spazieren gehen, statt wir mit ihnen. 🙂
atmen
Herbsttag
Der Tag war schön. Sehr schön.
Die Herbstsonne lockte hinaus in die Natur und so machten auch wir uns am späten Nachmittag noch auf den Weg.
Die Welt ist so offen im Moment. So scheint es uns.
Frei und voller Energie im Haar.
Sie strahlt.
Im Herbst schlüpfen die Energien zurück unter die schützende Erde. Zurück in den Bauch ihrer Mutter. Doch obwohl der Prozess auch dieses Jahr bereits begonnen hat, ist das Leben auch an der Erdoberfläche noch deutlich spürbar. So empfinden wir es.
Es ist als sage die Erde: „Ich atme frei.“
Und in diesem offenen Atem wird sie sichtbar. Die Welt in der Welt mit ihren Geisterchen und Wesen, die uns so wundervoll umgeben.
Mit meinem Schutzengel fest an der Hand und um Schutz bittend, laufe ich los sie zu erkunden, die Wunderwelt, die Bäume, die Pflanzen, den Wind, die Fauna… und mich selbst.
Ich atme auch.
Ich lebe.