In den letzten Wochen ist es mal wieder etwas stiller geworden hier auf dem Blog.
Prüfungszeit…
… für den Abschluss und den Beruf.
… für meine Nerven.
In ein paar Wochen ist alles geschafft. Dann haben wir zusammen das erreicht, wovon uns prophezeit war, dass wir es nie erreichen werden.
Die Kollegen und Kolleginnen habe ich durchaus lieb gewonnen. Ein komisches Gefühl ist das, wenn ich daran denke, sie schon bald nicht mehr jeden Morgen zu sehen und mit Ihnen in arbeitsintensive Stunden zu starten.
Andererseits kommt damit die Pause, nach der ich mich schon so lange sehne, um endlich mal wieder Nerven für tiefere therapeutische Arbeit zu haben.
Es ist gut, so wie es ist. 🙂
Und vielleicht ist dann auch endlich wieder Zeit zum Schreiben und Seele baumeln lassen und tiefe Gespräche und Freundschaft und Fühlen und Naturentdeckungsturen und ausgiebiges Katzenschmusen und…
… all die anderen Dinge die uns Spaß machen und uns ausmachen.
Ausbildung
Hab Mut zu sprechen!
In Gruppierungen und organisiertem Verbrechen wird so einiges unternommen, um die Opfer dauerhaft zum Schweigen zu bringen.
Neben Folter und Qual, sind es vor allem auch die Indoktrinierungen und Vorhersagen, was passieren wird, wenn man es dennoch schafft zu sprechen, die Opfer davon abhalten ihr Schweigen zu brechen.
„Dir glaubt sowieso keiner“, „Alle werden sagen, dass du lügst“, „Sie werden dich für verrückt halten“, etc…
Vor zwei Wochen haben wir uns aus einer großen Not heraus einem unserer Lehrer anvertraut.
Haben etwas von der Gewalt erzählt die wir erlebt haben.
Wir bereuen es nicht. Im Gegenteil.
Er ist zu einer großen Hilfe für uns im Schulalltag geworden.
Es entlastet uns zu wissen, dass jemand bescheid weiß, falls etwas wäre und es uns nicht gut geht.
Allein zu spüren, dass er ein Mann ist und dennoch nicht im geringsten daran denken würde einem Kind so etwas anzutun, ist heilsam für uns.
Zudem:
Er glaubt.
Er zweifelt nicht, nennt uns keine Lügnerin und er ist an unserer Seite.
Einfach so.
Mittlerweile weiß noch eine weitere Lehrerin bescheid.
Auch Sie hilft uns sehr.
Auch Sie glaubt.
Zwei Lehrer sind zu wichtigen Säulen in unserem Alltag geworden.
Sie geben uns neben der schulischen Hilfe, die Sicherheit verstanden zu werden, Ansprechpartner zu haben für den Notfall und etwas gesehen zu werden, mit dem was hinter der Funktionierfassade abläuft.
Möglich geworden durch Worte, die wir hörbar haben werden lassen, auch wenn sie nur schwer über unsere Lippen kamen.
Wir sind dankbar dafür!
Es zeigt, dass es sich lohnt, das Schweigen doch an geeigneter Stelle zu brechen.
Die Vorhersagen der Täter sind ein weiteres Mal nicht eingetreten.
Hab Mut zu sprechen, es lohnt sich!
Es sind die Täter, die lügen!
Auf zu neuen Ufern
Seit letzter Woche drücken auch wir nun wieder die Schulbank, um unser Wissen und die bereits absolvierte Ausbildung im beruflichen Bereich zu erweitern.
Täglich um 5.30 Uhr aufstehen, um rechtzeitig losfahren zu können, haben es ganz schön in sich und kosten viel Kraft. Wir haben uns vorgenommen im Zweifel einfach erst Mal nur hinzugehen ohne Leistungsansprüche. Dennoch eine Herausforderung. So ganz lassen sich die Ansprüche an uns selbst in mir dann trotzdem nicht abstellen. Die KlassenkammeradInnen sind nett und offen – Gott sei Dank! Sie wissen zwar nichts von unserer Geschichte, aber man kann ganz gut mit Ihnen reden und wir fühlen uns irgendwie zumindest „oberflächlich“ sozial integriert, wobei wir zwischendrin immer wieder etwas ungläubig denken: „Wow, das ging ja diesmal scheinbar schnell. So schnell soll das gehen!?“ Es sind viele neue Eindrücke, die auf uns einprasseln und auch wenn sie schön und lustig sind, doch einiges an innerem Koordinationskönnen abverlangen. Es gibt so unendlich viele Dinge die triggern. Lehrer, die uns einfach Angst machen. Vorgesetzte, die uns manchmal das Gefühl machen irgendwie eingesperrt zu sein, obwohl sie das sicher nicht wollen. Unbedachter Sprachgebrauch von Wörtern wie „Vergewaltigung“, die uns um die Ohren knallen. Manchmal würden wir dann am liebsten schreien, dass die Betreffende Person gefälligst damit aufhören sollen, für etwas, was nicht so benutzt wird, wie es gedacht war oder ungeschickt gebraucht wird, dieses Wort zu verwenden ohne seine Bedeutung zu kennen. Ich fühlte mich als Außenperson von Tag zu Tag mehr, wie eine leere Hülle, mit zunehmend weniger Innenkontakt. Funktionieren vs. mich/uns selbst spüren. Wir waren froh, als das Wochenende kam und genießen heute unseren Sonntag, der Platz lässt für die Dinge, die unser Herz braucht.
Wieder bei uns selbst ankommen.
Eine Kerze. Stilles Sitzen auf dem Boden in unserem „Einfach so sein, wie wir sind“-Raum. Den inneren Gedanken nachhängen. Die Katzen spüren und streicheln.
Wir sind stolz, dass wir die erste Woche geschafft haben und klopfen uns innerlich selbst dafür auf die Schulter.
Morgen geht es weiter.
Wir sind frei.
Es ist einfach schön, das tun zu können, weil wir es wollen.