
Wir stehen vor dem Spiegel im Badezimmer und blicken uns in die Augen. Aus ihnen laufen kleine, stumme Tränen. In der Feuchtigkeit der Pupille spiegelt sich das Licht und der Spiegel und darin das, was sich im Spiegel spiegelt und eigentlich hinter uns liegt – in Raum und Zeit. Die Realität in eine so kleine Dimension projeziert, dass sie kaum noch wahrnehmbar ist. Ich schaue mir tief in die Seelenfenster. In ihnen öffnet sich ein Tor. Ich falle. Zurück in die Vergangenheit. In das, was dort hinter mir lag und stand. Jeden Morgen. Vor der Schule. Wenn wir uns fertig machen sollten für den Tag. Wenn unser Vater zu uns kam. Seine Blicke unseren Körper trafen, seine feuchten Lippen Hals, Gesicht und Mund küssten, seine Hände über unseren Körper wanderten, uns auszogen und er in uns eindrang, wenn er wollte. Alles woran ich mich klammerte war mein Spiegelbild in dem ich mir begegnete und durch mich hindurch fiel. In dem ich alles ausgeblendet habe und doch alles enthalten war. Konzentration, nach vorne schauen, weiter machen. Die Wirklichkeit unwirklich werden lassen, indem ich sie innerlich ignorierte.
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