Heute Abend waren wir auf einem Konzert. Müde fallen wir gerade auf unser Bett. Die Fußballen schmerzen von den hohen Schuhen. Schön war‘s und lustig. In uns hallen die Stücke nach. Manche Ohrwürmer singen fleißig um die Wette. Ich reiße mich von der gemütlichen Schlafstätte hoch, um die Tiger zu füttern. Als ich die Blasen an den Füßen spüre, überlege ich kurz, ob „Highway to Hell“ ein passender Soundtrack für mein Vorhaben wäre. Statt dessen platzt „Schön ist es auf der Welt zu sein“ aus mir hervor. Ok, dann eben optimistisch an die Arbeit. Ich muss schmunzeln, während die Kleine vor sich hin trällert. Es dauert nicht lange, bis ich Mühe habe nicht im Stehen einzuschlafen. Ich räume noch ein paar Sachen weg und sinke müde auf die weiche Matratze. Schnurrend gesellt sich die Katze zu mir. Gemeinsam gleiten wir in das Traumland. Vielleicht sind wir grade nicht mit Nelcklein bedacht oder mit Rosen bedeckt, aber wir schlüpfen unter die Decke und schlafen selig und süß. Im Ohr klingt dieses Nachtlied und eine Vorstellung vom Traumpradies.
Innenkind
Windstille Höhlenträume
Regen prasselt auf die Balkonbretter. Der böige Wind wirft mein Bäumchen auf dem Balkon um. Ich laufe kurz nach draußen und bringe es in Sicherheit. Dann krieche ich unter meine Bettdecke. Am warmen Kuschelort wird es still. In der Nachbarswohnung ist Besuch. Vom Wetter draußen bekomme ich nichts mehr mit. Bald werden meine kalten Füße warm. Die Katze kuschelt sich in die Decke und mein T-Shirt. „Es ist wie in einer sicheren Höhle“, denke ich. „Windstill. Mit Raum für die eigenen Träume und Gedanken.“
Wie das wohl für die Höhlenmenschen früher war im Erdbauch zu leben?
Gut, der Vergleich hinkt etwas. So luxuriös wie meine „Höhle“ war das sicher nicht. Andererseits waren die Menschen dort drin sicher auch oft mit sich alleine im Kontakt und sortierten in warme Felle und Decken gehüllt ihre Gedanken beim Warten auf besseres Wetter. Zumindest mag ich gerade die Vorstellung.
Ich rolle mich ein und träume vor mich hin.
Von Höhlenmenschen die bunte Bilder an die Wände malen, mit dem Bauch die Jahreszeiten fühlen und ihrer inneren Stimme lauschen. Ich werde zum Viele-Höhlenmensch auf Zeit, bis mir die Augen zufallen.
Im Morgengrauen krieche ich aus der Deckenhöhle, um mich fertig zu machen und zunächst die Zimmerhöhle und danach die Haushöhle zu verlassen, um meinen Neuzeitverpflichtungen nachzukommen. Ich jage Parkplätze und kleine Presshühner bei Mc Donalds als Snack. Ich schließe moderne Tauschgeschäfte und hoffe beim „60 Cent gegen EINE Breze“-Tausch, dass die Getreidekörner einzeln von Hand mit Liebe zu Mehl verarbeitet wurden und der Bäcker jedes einzelne persönlich kennt, um den Preis auch nur annähernd zu rechtfertigen. Ich regle Amtsgeschäfte in der Einwohnermeldehöhle und lerne meine neuen Kollegen im Studienbunker kennen.
Irgendwann setze ich mich in mein kleines 100 PS Pferd, bin froh, dass es Scheibenwischer statt Scheuklappen hat und Blinke mich durch die Stadt nach Hause.
„Du…“
„Ja…“
„Dein Professor sieht aus wie ein richtiger Höhlenmensch.“