Duschwassertropfen und Gedankenspuren

Die letzten Tropfen des Duschwassers laufen noch über meine Nase. Von den Haarspitzen aus bilden sich kleine Rinnsale über meinen Rücken. Immer wieder geraten sie kurz ins Stocken ehe sie weiterfließen. Es ist als müssten sie Anlauf nehmen und sich sammeln, bevor sie sich in die Tiefe stürzen. Manche der kleinen Bäche münden ineinander. Andere ziehen alleine längere und kürzere Spuren über meine nackte Haut. In der Nase der Duft des Shampoos. Eine Mischung aus süß und doch angenehm frisch. Mit den Händen greife ich nach dem großen Duschtuch auf der Ablage. Ich breite die Arme aus, um mich dann in das flauschige Frottee zu hüllen. Übereinanderschlagen, Ecke einstecken, fertig. Ein Turban um die lange Mähne. Dann sind die Rinnsale trockengelegt. Auf der Hautoberfläche bleibt nur ein Hauch von Feuchtigkeit zurück, der kühl in Raum und Zeit verdunstet. Ich lasse mich in den Sessel fallen. Erschöpft. Vor dem Fenster weht das Aprilwetter. In mir Totenstille. Es ist als würde ich selbst darin den Schreien der Traumata lauschen, wie sie widerhallen, gegen die Schädeldecke prallen und in vernichtendes Nichts münden. Mein Schädel ein schwarzes Loch voller Abgründe.

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