Svali und die Nebeneffekte technischer Folter

Beim Stöbern durch andere Blogs, bin ich auf die englische Seite von „Svali“ gelangt, wo die Aussteigerin über ihre Erfahrungen innerhalb einer bestimmten Gruppierung berichtet.
Die Seite ist sicher nichts für schwache Nerven, hat enormes Triggerpotenzial und sollte von Betroffenen besser nur mit großer Vorsicht gelesen werden. Wir selbst haben den Versuch dort quer zu lesen ziemlich schnell abgebrochen, weil uns die Schilderungen schlicht zu viel waren und können deshalb auch nicht beurteilen, wie gut oder schlecht wir die Seite insgesamt finden. An einer Stelle ihres relativ neuen Artikels „Tech Tourture“ (Technische Folter) sind wir aber hängen geblieben…

Als Nebeneffekte bestimmter Möglichkeiten der Folter mittels verschiedener Techniken und Technologien beschreibt sie unter anderem:

•Feeling as if the individual is “vibrating” internally at a rapid rate. This lasts for roughly 6 weeks after a programming session, then becomes less intense over time.
Ein Gefühl, als würde das Individuum in einer sehr schnellen Frequenz innerlich vibrieren. Dies dauert für ungefähr sechs Wochen nach einer Programmierungseinheit an und wird dann über die Zeit weniger intensiv.
•Severe, deep headaches at the back of the head, and in the center of the brain (including feeling as if the center of the brain is a “hot coal” inside). Because the deep neural centers have been directly stimulated, the headaches are atypical.
Schwerwiegende, tiefe Kopfschmerzen am Hinterkopf und im Zentrum des Gehirns (mit dem Gefühl, als wäre die Mitte des Gehirns eine „heiße Kohle“). Da die tiefen neuronalen Zentren direkt stimuliert wurden, sind diese Kopfschmerzen atypisch.
•Hyperthermia and hypothermia: during the tech torture and entrainment, the individual’s core temperature often rises, and cooling blankets are put on them. As the programming is broken, they may re-experience these body memories. They become less frequent and less intense with time.
Über- und Untertemperatur: Während der technischen Folter und der Abrichtung, steigt oft die Körpertemperatur der Einzelpersonen und Kühldecken werden auf sie gelegt. Wenn die Programmierung aufgebrochen wird, erleben sie diese Körpererinnerung unter Umständen wieder. Diese werden weniger häufig und weniger intensiv mit der Zeit.
•Extreme restlessness and feeling as if the individual is “crawling out of their skin”: this is associated with the tesla waves vibrating internally
Extreme Ruhelosigkeit und ein Gefühl, als ob man aus der Haut fahren könnte: Dies liegt an den innerlich vibrierenden Tesla-Wellen.
•Tingling and even shocking (electrically) if the head is touched: because the entrainment literally trains the brain to shock itself, this is one side effect that can occur. Supporters may feel a mild to moderate shock if they place their hand on the survivor’s head, as the electrical activity works its way out of the body.
Kribbeln und sogar elektrische Schläge, wenn der Kopf berührt wird: Da das Training das Gehirn im wahrsten Sinne des Wortes trainiert sich selbst zu schocken, ist dies ein Nebeneffekt, der auftreten kann. Unterstützer fühlen vielleicht einen milden bis moderaten Schlag, wenn sie ihre Hand auf dem Kopf der Überlebenden platzieren, als ob die elektrische Aktivität sich ihren Weg aus dem Körper sucht.
•Extreme soreness on the top of the head, or the back (bottom) of the head
Extreme Schmerzhaftigkeit oben auf dem Kopf oder dem hinteren, unteren Teil des Kopfes
All of the above symptoms will pass with time and healing; and it is important to reassure the survivor that these are normal side effects when breaking the programming.“
Alle der oben genannten Symptome vergehen mit der Zeit und im Laufe der Heilung und es ist wichtig der Überlebenden zu versichern, dass dies normale Nebeneffekte sind, wenn Programme aufgelöst werden.

Die deutsche Übersetzung, wurde von mir für diesen Beitrag  zur besseren Verständlichkeit für deutschsprachige Leser hinzugefügt und hat keinen Anspruch auf vollständige Richtigkeit und Wortwörtllichkeit der Übersetzung. Vielmehr wurden manche Passagen sinngemäß wiedergegeben.

Manche der oben genannten Symptome, haben wir auch selbst in bestimmten Phasen immer wieder erlebt, oft ohne sie zunächst einordnen zu können. Beim Lesen von Svalis Beitrag, war der ein oder andere Aha-Moment dabei und der Zusammenhang zu den eigenen Programmierungserfahrungen wurde nochmal deutlicher. Wir sind der Meinung, dass auch andere Formen der Folter, wie in diesem Artikel beschrieben, ähnliche Symptome auslösen können.
Als wir vor einigen Jahren von Körpersymptomen überschwemmt wurden, die kein Arzt wirklich einordnen konnte und die uns das Leben zur Hölle machten, waren einige der oben genannten dabei und wir hätten uns manchmal schlicht gewünscht, dass uns jemand bei der Einordnung hätte helfen können und wir nicht alles alleine rausfinden müssen, zumal uns das schreckliche Angst machte. In der Therapie wurde durch viel Arbeit deutlich, woran sich unser Körper da erinnerte.
Es hat wohl vor und Nachteile, dass wir das letzlich selbst entdecken mussten ohne Beeinflussung von außen…
Dennoch finden wir es grade einfach schön, nachträglich in unserem Wissen Bestätigung zu finden und vielleicht geht es der/dem ein oder anderen Leserin/Leser ja ähnlich. 🙂

Quelle:
 https://svalispeaksagain.wordpress.com/2017/06/08/tech-torture/

Deprogrammieren

Bin ich ein Roboter der mit einer Festplatte ausgestattet ist und bestimmte Befehle, sprich Programme speichert, und durch einfaches Uninstall alles wieder vergessen und anschließend neu programmiert werden kann?
Nein, bin ich nicht!

Wir sind ein Mensch, der grausames erlebt hat und von den Tätern unter grausamsten Folterbedingungen darauf abgerichtet wurde auf bestimmte Auslösereize hin ein ganz bestimmtes Verhalten zu zeigen. In uns gab/gibt es also bestimmte „Programme“, wie es die Therapeuten nennen, die von den Tätern zu ganz bestimmten Zwecken angelegt wurden, wie etwa „Rückkehrprogramme“, die uns drängen zu den Tätern zurück zu gehen oder Selbstverletzungsprogramme, wenn wir etwas „unerlaubtes“ tun, etc. Vielen Vielen geht es da ähnlich. Sind diese Programme durch einen Auslöser nun erst einmal ins Laufen geraten, ist es für Betroffene oft kaum oder gar nicht möglich diese selbstständig wieder zu beenden. In unserem Fall endeten Versuche der inneren „Verweigerung“ gegen diese Programme oft in einem Blackout und Zeitlücken, in denen wir keine Kontrolle mehr über uns hatten.
Ein wichtiger Schritt ist es dann in der Therapie und während dem Ausstieg aus Täterzusammenhängen diese Mechanismen zu stoppen, zu entschlüsseln und in konstruktives Verhalten zu verändern.
Nur wie!? Sind diese fiesen Dinger doch allzu oft sehr tief irgendwo im System verankert und verschachtelt und man weiß gar nicht, wie das mit dem Lösen gehen soll, ohne, dass einem dabei gleich die nächste Programmbombe um die Ohren fliegt.

Das Wort „Programm“ für diese Art der Konditionierung hat in unseren Augen Vor- und Nachteile. Zum einen macht es deutlich, dass da etwas nach einem vorgegebenen, festgeschriebenen Muster einfach ablaufen muss und grenzt zu anderen Verhaltensweisen, in die auch „Normalmenschen“ immer wieder (zurück) fallen können, wie etwa starke Gewohnheitsmuster, ab. Zum anderen entsteht aber auch ein sehr „technisierter“ Eindruck, der einen denken lassen könnte, dass man ja nur den „Ausschaltknopf“ finden muss, um das Problem wieder zu beheben. Daran orientieren sich auch so manche therapeutische Ansätze. Da werden „Cues“ und „Codes“ gesucht, Zahlenreihen, Verse, Bilder, etc. die als Gegenspieler zum „Auslöser“ dienen und die Programme aushebeln, bzw. im besten Falle sogar löschen sollen. Wenn man bei einem Klienten einen dieser Schlüssel gefunden hat und natürlich überprüft hat, ob diese wirklich richtig sind und nicht nur neue Programme auslösen, dann werden sie in Fachkreisen ausgetauscht, als hätte man gerade das allgemeingültige Allerheiligste gefunden. Ganze Bücher gibt es darüber mittlerweile.
Für uns ist das nicht mehr als ein verzweifelter Versuch Leid schnell zu beenden ohne mit der Klientin und den Innenpersonen weiter in die Thematik einsteigen zu müssen. Allgemeingültige Codes gibt es nicht und wir würden die Finger davon lassen, weil man unter Umständen mehr auslöst und kaputt macht, wenn man nicht hundertprozentig darüber bescheid weiß, was z.B. Zahlenreihen in unerfahrenen Händen bei dieser Klientel auslösen könnten. „Löschen“ geht nicht, weil man dann Erfahrung und damit Identität auslöschen müsste. Unser Gehirn ist kein Computer. Gesetz den Falles man findet tatsächlich etwas, was das Programm für eine gewisse Zeit stoppt, worüber man ja oft schon total froh ist, wenn es plötzlich brennt, so ist das Problem noch immer nicht gelöst, sondern nur verschoben.
Was also dann tun? Es ist ja alles so unglaublich kompliziert! Deprogrammierungsfortbildungen wurden besucht… Bücher gewälzt… Supervision und noch eine Fortbildung… und noch eine… und noch eine…
Also was jetzt!?
Die Lösung ist viel einfacher, liebe Therapeuten!
Sie müssen reden.
Einfach nur reden.
Mit ihrer Klientin und den Innenpersonen.
Die Hintergründe beleuchten. Ehrlich nach innen fragen, warum jemand etwas tut und welchen Sinn das macht. Fragen, was diese Person dafür aushalten musste oder auch dafür bekommen hat, wenn ein bestimmtes Verhalten gezeigt wird. Wer das ist, der da etwas bestimmtes tun muss. Sich kennen lernen. Empathisch sein. Zuhören. Die Ohnmacht und all die Emotionen mit aushalten und wenn sie gemeinsam verstanden haben, was hinter bestimmten Verhaltensweisen steckt und das Hintergrundwissen aus den Kursen und Fortbildungen unterstützt Sie da sicher, dann können Sie gemeinsam eine Lösung finden, wie sich bei der Klientin wirklich etwas verändern kann. Das wirkliche Verstehen der eigenen „Selbstschutzaktionen“ – denn das sind Programme aus seelischer Sicht der Betroffenen eigentlich – führt dazu, dass diese Schutzreaktionen zusammen mit den Innenpersonen aktiv überdacht werden können.
Und das gilt für jeden einzelnen Klienten wieder neu, weil jeder Mensch nunmal individuell ist. Auch wenn ihre Klienten aus ähnlichen oder sogar den gleichen Täterkreisen stammen, hat doch jeder seine eigene Geschichte mit seiner eigenen Sicht darauf.
Wir wissen das ist nicht immer leicht und oftmals für beide Seiten schwer auszuhalten, ist manchmal mit Rückschlägen verbunden und dauert auch schonmal länger, aber es lohnt sich! Es lohnt sich, weil die so erarbeiteten Etappen wesentlich stabiler und sicherer sind, als ein Deprogrammiercode es je sein kann.
Nicht löschen wollen von Erfahrung, sondern schrittweise Integration in den Gesamtkontext der Lebensrealität der Betroffenen.
Effektive Traumaarbeit.
Zudem macht uns das als Opfer das gute Gefühl Mensch zu sein und das Leben in kleinen Schritten immer mehr selbst gestalten zu können.

Wir erheben mit unserer Meinung keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit! Für uns selbst und andere Betroffene, die wir kennen lernen durften war es allerdings sehr hilfreich das in dieser Art und Weise zu tun und oft auch das einzige, was geholfen hat. Wäre nicht eine Therapeutin, die wir früher hatten, genau dazu bereit gewesen und hätte nicht den Mut und die Geduld gehabt mit uns an die Ursprünge zu schauen, selbst wenn wir grade durch die Programme instabil waren, wären wir mit Sicherheit lange nicht mehr am Leben. Denn das Verstehen war es, was uns letztendlich oft wieder stabilisiert hat, weil die Mechanismen, die uns immer tiefer in den Sumpf zogen, dadurch unterbrochen und über das Verständnis veränderbar wurden. Durch die einfühlsame Offenheit der Therapeutin entstand der notwendige Raum für innere wie äußere Zusammenarbeit.