Insekten, Sodomie und rituelle Gewalt

Ich setze mich langsam auf und wische mir den Schweiß von der Stirn. „Was für eine Nacht!“, denke ich und bin darum bemüht die verstreuten Ecken meines Bewusstseins zu einem weniger wattigen Etwas zusammenzusetzen. Aufstehen, Zähneputzen, Kaffee kochen… Die Albträume sitzen mir noch mit ihren spitzen Angstmomenten in den Knochen. Orientieren. Als die ersten warmen Schlucke langsam meine Kehle Hinunterfliesen komme ich etwas im Heute an. Seit Tagen schon nimmt die Falshbackdichte deutlich zu. Erinnerungen an das vergangene beuteln mich. Ein besonderes Cluster bilden die Traumata, in die auf unterschiedliche Art und Weise Tiere eingebunden waren.

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Sonnwendgewitter

Stürmisch prasselt der Gewitterregen zu Boden. Meine Lungen japsen nach dem frischen Sauerstoff, den er in die Luft spült. Blitze zucken über den Nachthimmel. Doch ihre Bedrohung bleibt aus. Eine gewisse Sanftheit lässt sich im Donnergrollen spüren. Pflanzen und Tiere haben durstig auf das Wasser gewartet. Nun lindert es die feurige Energie der letzten Tage und bringt entspanntes Leben zurück. Kühler Wind erscheint als wenig aufgeregter Begleiter. Es ist, als würde er peitschend flüstern und den Wolken bei ihrer Bewässerungsreise unter die Arme greifen. Zerstören, nein, das möchte er nicht. Nur die erfrischende Wirkung erhöhen. In meiner Nase sind alle Elemente vereint. Die feuchte Erde mit ihrem stabilen Geruch. Die Nässe des Regens mit seiner säuerlichen Lebhaftigkeit. Der Wind, der die Informationen zu mir trägt und die feurige Kraft der abklingenden Schwüle. Über die Schönheit der Naturbeobachtungen vergesse ich die Bedeutung der Nacht.

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Was ich an Beltane mag

Ich sitze auf dem Balkon und lausche dem zwitschern der Vögel. Meine Fingerspitzen frösteln leicht. Den Oberkörper eng in eine dicke Jacke gehüllt  blicke ich mich um. Es ist der erste Beitrag in diesem Jahr, den ich unter freiem Himmel verfasse. Ich erinnere mich an die vielen Sommerabende, an denen ich hier ein Stück meines Lebens genoss. Zart sprießen die ersten Pflänzchen. Vieles hat zu meinem Erstaunen den harten Winter in den Töpfen überlebt. Die kleinen Erdbeerpflänzchen schauen bereits eifrig über den Rand ihres Schalenzuhauses und schieben ihre Blätter der Sonne entgegen in die Höhe. Vom Himmel kommt mir ein kleines wattiges Samenetwas entgegengeschwebt. Es spielt mit dem Wind. Die Kleinen kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Sie freuen sich über diese Beobachtungen. „Das ist also Beltane“, denke ich. „So fühlt es sich jenseits von organisierter und ritualisierter Gewalt an.“

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Wintersonnenwende reloaded

21.12.2018
Es ist Nacht.
Genau genommen kurz nach Mitternacht,
als wir aus dem kurzen Schlaf hochschrecken und denken wir müssen sterben. Der Kreislauf kollabiert. Das Herz rast. Erst vor einer halben Stunde hatten wir uns hingelegt. Nun ist die Nacht vorbei. Wir kämpfen schweißgebadet in unseren Sicheren vier Wänden ums nackte Überleben. Immer wieder sacken wir in kurze Ohnmacht. Irgendwann wissen wir nicht mehr was die Panik macht. Lässt die körperliche Ohnmacht die Panik aufkommen und das Herz rasen, rast das Herz aus Angst vor der Ohnmacht oder werden wir vor Angst ohnmächtig!? Wir beten, dass der Zustand keine körperliche Ursache hat. Gegen morgen beruhigen wir uns etwas und schlafen erschöpft ein.
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Was ist rituelle Gewalt?

Die liebe Alenka hat uns in den Kommentaren zum letzten Beitrag folgende Fragen gestellt:

Was ich mich frage, aber eigentlich nie zu fragen traute, war, worum es bei ritualisierter Gewalt wirklich geht. Geht es überhaupt um Rituale, und wenn ja, was sollen diese bewirken? Sind Rituale nicht lediglich ein Vorwand, um Gewalt ausüben zu können? Ihr müsst mir diese Frage natürlich nicht beantworten. Ich wollte sie nur mal aussprechen, weil sie in meinem Kopf herum spukt. LG!

Auf unserem Blog gibt es grundsätzlich keine Triggerwarnungen. An dieser Stelle wollen wir dennoch darauf aufmerksam machen, beim Lesen dieses Artikels gut auf sich zu achten.
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Schmerzwellen

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Ich sitze auf meinem Bett und schreie.
Laut.
So laut ich kann.
Der Schmerz verhallt in Stille.
Meine Beine verharren taub.
Körper und Kopf sind durchflutet vom alten Grauen.
Irgendwann werde ich müde.
Mit Tränen in den Augen schlafe ich ein.

Mit komischen Zwängen und traurig dumpfen Gedanken wache ich auf.
Wir kämpfen.
Gegen die Selbstzerstörung.
In dichter Watte kreisen unsere Gedanken.
Irgendwie möchte ich schreiben und andererseits bin ich kaum auf dieser Welt.

Noch immer ist es das Ausmaß der Gewalt, das mich förmlich erschlägt.
Und in all dem Nachspüren, weshalb die Situation gerade so ist, wie sie ist und wo der Auslöser liegt, wird mir plötzlich klar, dass ich den ersten Mai ganz vergessen habe.

S-I-L-V-E-S-T-E-R

S – ilvester
am Tag an dem die Jahre sich ändern,
da treffen sich die Herren in schwarzen  Gewändern.

I – nzest
und Folter und grausame Qualen
geschehen den Kindern in ihren Ritualen.

L – ust
zu zerstören, auf Macht und Gewalt,
gehören zu der heiligen Rituale Inhalt.

V – ergewaltigung
nennt man eins ihrer Spiele.
Dergleichen gibt es in dieser Nacht noch so viele.

E – iskalt
und nackt war der Körper im Schnee,
das Kind fast erfroren, die Seele tut weh.

S – atan
ihm opfern sie und sind dabei ganz in Trance
das Kind auf dem Altar bleibt liegen leblos.

T – ränen
sie rinnen die Wange hinunter,
die Sinne, sie schwanden vor Qualen darunter.

E – rschüttert
die Seele des Kindes so sehr,
dass Sie musste sich teilen, ist viele nunmehr.

R – aketen
Sie fliegen in den Himmel hinauf.
Rettung gab’s keine.
Das Jahr nimmt seinen Lauf.

© Copyright by „Sofies viele Welten“

Samhain-Trommeln

Dumpf dröhnen die Trommelschläge in meinem Kopf nach. Vom entspannenden Rhythmus ist eine tranceartige Schwere geblieben. Draußen am grauen Himmel ziehen die Wolken vorbei bis sich die Sonnenstrahlen durchs dichte Grau quetschen. Mein blauer Filzschlegel klopft zart gegen das gespannte Leder. „Mystisch ist die Zeit und die Schleier dünn“, denke ich bei mir. Längst habe ich einen eigenen Glauben mit eigenen Ritualen. Ich freue mich darauf, mir in den nächsten Tagen bewusst Zeit zu nehmen liebe Seelen aus einer ganz anderen Welt zu treffen. In meinem Herz zu sein.

Und was ist mit damals? Was ist mit dem Leid? Ist alles einfach vorbei und wieder gut?
Nein, das ist es nicht. Unsere Seele trauert. Unsere Seele weiß wie sehr die Zeit besetzt ist. In unseren Gliedern steckt Schreck und Müdigkeit. Aber sie hat Platz in unserem Tun. Sie darf weinen, wenn wir trommeln und schweigen und lachen und schreien, weil es das Herz zerreißt. Bei all dem Schmerz erleben wir Momente des Glücks, weil wir heute einfach sein dürfen.

Langsam und sanft beginnen wir wieder zu trommeln. Lassen aus den dumpfen Tönen der Rituale von einst den Herzschlag von Mutter Erde werden und fühlen uns von ihr gehalten, wenn wir die Verletzungen betrauern.
Bom…
Bom…… Bom.

Katzenträume

Die Katze ist gerade dabei es sich auf unseren Oberschenkeln gemütlich zu machen. Wir sind müde und doch wach. Es ist mitten in der Nacht. Im Kopf bewegen sich Gedanken. Sie suchen einen Schlafplatz.
Eigentlich ist Sommer. Diese Sommernacht ist kalt. Wir ziehen uns die Decke bis zum Kopf. Zu warm. Füße wieder raus. Unser traumageschädigter Darm macht einen Gluckser – wohl eher nicht vor Freude. Eine zweite Fellnase schaut uns auf einmal tief in die Augen. So tief, dass die Schnurrhaare unsere Wangen kitzeln. Schnurren, Treteln und ein lautloses: „Du liegst falsch. Könntest du bitte endlich die Seite wechseln und mich streicheln!?“ Wir kommen der Bitte nach. Die andere Seite war eigentlich bequemer. Mit der Hand im weich-warmen Katzenfell kommen die Kinder zur Ruhe. Ein Lächeln huscht über die traurigen Lippen. Bald wollen die Augen schlafen. Mit beiden Katzen im Arm schlummern wir ins Land der Träume.
Danke, kleine Katzentherapeuten!

Karfreitag mit Holundersekt

Es ist Karfreitag.
Mal wieder.
Diesmal haben wir vorgesorgt.
Die kollektive Tristesse und Selbstkasteiung, die sich bei vielen gläubigen Christen aus unserer Umgebung über den Tag legt, machen wir nicht mit. Dennoch triggert sie.
Traurigkeiten gibt es in unserem Leben schon genug. Im Jahr 2017 lassen wir uns nicht mehr vorschreiben, wann wir etwas zu tun und zu lassen haben, schon gar nicht von einer Religion.
Die Emotionen sind aufgewühlt.
Lange genug haben wir um diese Feiertage gehungert, weil wir damit auf die bevorstehenden Rituale vorbereitet wurden.
Heute Morgen gab es Kakao für die Kleinen.
Später ein Glas Holundersekt für uns alle.
Wir haben überlebt.
Wie leben.
Und das tun wir so, wie wir es wollen! 🙂