Lebenssichten

Und irgendwann kommt der Tag, an dem du feststellen musst, dass das Leben, das du glaubst gelebt zu haben, nicht dein Leben ist. Dass es ganz anders ist, als du bislang glaubtest. Dass du dein eigenes Leben überhaupt nicht kennst und dass du Panik bekämst, wenn du es kennen würdest.
Und dann blickst du dich in den Spiegel und siehst die hübsche junge Frau, die aus dir geworden ist und stellst fest, dass du selbst nur die Oberfläche, nur das äußerliche sehen kannst und nicht ins Innen blickst, so sehr du dich auch bemühst.
Und irgendwann wird dir vielleicht auffallen, dass du das Innen gar nicht sehen kannst, wenn du dich durch den äußeren Spiegel betrachtest. Dass es neue, andere Wege braucht, um tief hineinzublicken.
Und dann läufst du los, auf der Suche nach dir und erkennst Stück für Stück die vielen Leben, die sich alle in dem einen, deinem Körper abgespielt haben.
Und du schauderst und du lachst und du weinst und bist verzweifelt. Du bist ganz klar im Kopf und gleichzeitig so verwirrt. Du hast Angst verrückt zu werden und spürst doch die nahe Realität.
Und irgendwann spürst du deinen Herzschlag und du weißt, du bist am Leben. Du hast das alles überlebt.
Und deine Arme schlingen sich liebevoll um deinen Körper und die Augen blicken noch einmal in den Spiegel und du lächelst dir zu. Warmherzig siehst du die wunderhübsche Frau an und durch dein Herz siehst du ins Innen, siehst deine Wahrheit. Du weißt, dass es auf den Spiegel ankommt, den du wählst. Und die Welten verschmelzen. Du darfst wieder du sein. Du hast dich kennen gelernt. Du weist, wer du wirklich bist. Du lebst. In Freiheit. Dein Leben.

Wenn das Herz die Türe öffnet…

Die letzten Tage und Wochen waren anstrengend. Sehr anstrengend.
Ein Leben zwischen Angst, Trauer, Wut, Verzweiflung und Panik.
Dazwischen wertvoll glitzernde Momente der Hoffnung und Heilung.
Mittendrin fange ich an mich zu spüren.
Komme mir selber und den Kindern in mir irgendwie näher.
Zarte kleine Kinderseelen.
Unschuldig.
Verletzlich.
So sehr verletzt.
Wo ich vorher mit Härte meinen Alltag bestreiten konnte, bin ich verwundbar geworden und spüre wie sehr mir tief innen diese Härte widerspricht. Wie hart die Außenwelt ist.
Mit den wiederkehrenden Gefühlen bricht alles zusammen und der Alltag wird so überwältigend.
So vieles das spürbar wird.
Die Alltagsperson kann gerade keine Alltagsperson mehr sein.
Ich wollte nie wieder vertrauen und einfach alles selber machen, weil es mir so gefährlich erschien.
Jetzt bin ich gesundheitlich auf andere Menschen angewiesen und muss irgendwie versuchen zu vertrauen und ich fühle, wie groß der Wunsch ist wieder vertrauen zu können und wie riesig die Angst davor es zu tun.
Ich merke, wie ich mich danach sehne sanft zu sein. Mit mir selbst. Mit anderen.
Und sanft behandelt zu werden.
So zu sein, wie ich bin und mich gut dabei zu fühlen.
Mich selbst zu lieben.

Es ist wie plötzlich Mutter von ganz vielen Kindern zu werden und völlig überfordert damit zu sein sie angemessen zu versorgen, weil ich selber so gar nicht weiß und gelernt habe, wie man mit Gefühlen und Bedürfnissen umgeht.

Es ist schwer,
aber ich mag das Gefühl mir nahe zu sein. 🙂