Wir öffnen die Balkontür und schauen zusammen mit der Katzendame hinaus in die Nacht. Die Luft zieht kühl an unseren Schultern vorbei. Schnell wirft die Haut kleine Frostbeulen. Wir reiben uns den Gänsepullover an den Unterarmen und treten einen Schritt zurück ins Zimmer. Nur noch einmal durchatmen. Das reicht für’s Erste. Während wir die Türe langsam wieder schließen, fühlen wir unseren vibrierenden Körper. Es ist, als würde die Seele ein paar Zentimeter abgelöst von unserer physischen Existenz über der Hautoberfläche schweben und zittern. Sex ist eine komplizierte Sache. Manchmal muss sie sein, nur um hinterher festzustellen, dass sie uns irgendwann umbringen wird, wenn wir so weiter machen. Nichts ist wirklich freiwillig. Nichts ist schön. Viele hier innen wünschen sich das anders. Wer sich durchsetzt ist eine ganz andere Frage.
Sex
Tinderwahnsinn
Vor ein paar Tagen fiel er mich an – der Tinderwahnsinn. Ursprünglich wollte ich nur mal sehen, von was andere Menschen so reden, wenn sie von der Plattform „Tinder“ sprechen. Also habe ich mich kurzentschlossen angemeldet und losgestartet. Es dauerte nicht lange und schon waren die ersten Übereinstimmungen gefunden. Die überwiegende Mehrzahl der Männer wollte tatsächlich einfach nur Sex und am besten sofort. Darunter waren einige, die mehr nach einem Stück kostenlosem Fleisch, als nach einer Frau suchten, um ihre teils ziemlich perversen Phantasien auszuleben. Man Fragt sich, wo die das Hirn gelassen haben, wenn schon das Herz fehlt. Anzubieten es sofort ohne Gummi zu machen und ein Foto des besten Stücks zu schicken, geht dann doch deutlich zu weit. Ich will gar nicht weiter darüber nachdenken, was man sich bei denen zudem alles an Krankheiten einfangen könnte. Zwei der Herren haben sich bislang allerdings sehr anständig verhalten und nett geschrieben.
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