Wie die Wortwahl natürliche Prozesse erschwert

Wir sitzen einigermaßen erschöpft auf dem Bett. Gerade waren wir duschen. Die Haare liegen nass auf unseren Schultern. In Gedanken lassen wir die letzten Tage Revue passieren. An unserer Art mit den Folgen unserer Geschichte umzugehen hat sich über die Zeit viel geändert. Besonders deutlich ist uns das im letzten halben Jahr geworden. Unsere Haltung uns selbst gegenüber hat sich radikal gewandelt. Vor allem haben wir Kontrolle losgelassen. Paradox ist, wie viel mehr Steuerungsmöglichkeiten wir dadurch erhalten haben.

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Rituelle Gewalt als Alltagsperson erschließen

In den letzten Tagen haben wir uns aus persönlichen Gründen nochmals sehr intensiv mit dem Bereich der rituellen Gewalt auseinander gesetzt. Anlässlich der Feiertage haben wir Revue passieren lassen, wie unser Heilungsprozess in den letzten Jahren im Bezug auf diese Thematik verlaufen ist. Ohne Zweifel war es der Teil unserer Geschichte, der die größten Widerstände in uns hervorbrachte. Obwohl die Erinnerungen eindeutig in unserem Kopf waren, leugneten wir lange vehement. Die Annäherung bedeutete ein jahrelanges, schmerzhaftes Ringen, um innere Wahrheiten. Neben vielen anderen Stolpersteinen auf dem Weg stellte ein besonderes Problem auch das öffentliche Bild dar, das von ritueller Gewalt existiert und das es mir als Alltagsperson zusätzlich schwer machte meiner Wahrnehmung zu vertrauen. Denn das war nicht „meine“ Welt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur sehr begrenzt überhaupt bewusste Erinnerungen. Es klaffte ein tiefer Graben zwischen meiner Geschichte als Alltagsperson und der Geschichte anderer Innenpersonen. Den galt es zu überwinden. Unterschiedlicher hätten die Lebensrealitäten nicht sein können.

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Fluchtsucht

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Die Folgen sexuellen Missbrauches haben viele Gesichter. Manche kommen von sich aus klar und deutlich daher. Andere tragen Masken. Sie mischen sich in Alltagsaktivitäten unter dem Deckmantel der Normalität. Ein wahrer Maskierungskünstler ist die Fluchtsucht in ihrer Vielgestaltigkeit.
Flucht – das heißt nicht immer, dass die Beine laufen, so schnell sie tragen können. In der traumatischen Situation liegt der Ursprung dieses Impulses. Im Nachgang kommt er manchmal aber auch als Erstarrung daher, etwa dann, wenn wieder ein wichtiger Anruf nicht getätigt werden kann, weil der Kontakt unbewusste Ängste weckt. In anderen Situationen sagt die Flucht vielleicht schlicht: „Ich will nicht.“ oder „Ich hab‘ keine Lust.“ „Ich bin einfach nicht der Typ für lange Abende mit Freunden.“ oder „Ich brauche meine Ruhe und Rückzug.“ Was sie meistens nicht ausspricht ist: „Ich kann gar nicht anders.“
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Erholungskoma 😉

Mein Gehirn ist sei Gestern so müde,  dass ich gar keine Worte mehr hab. Die Buchstaben flitzen auf der Tastatur durcheinander und ich weiß einfach nicht, zu welchen Gebilden ich sie zusammensetzen könnte. Alles ist neblig. Dabei geht es mir gerade gar nicht schlecht, wenn da eben nicht dieses bleierne Gefühl wäre. Ein bisschen habe ich mich vielleicht am Wochenende übernommen. Da war ich nämlich lange unterwegs. Auch wenn es sehr interessant war und ich die Tage nicht missen wollen würde, habe ich zwischendrin durchaus gemerkt, dass ich irgendwie „voll“ bin. Nicht mit Alkohol. Sondern mit Reizen. Irgendwann war vor lauter Spüren das Gefühl weg. Jetzt müssen sich meine Nerven erst einmal erholen. Gestern hieß es dann früh schlafen oder viel mehr Erholungskoma. 😉

Heute Morgen bin ich aufgewacht und habe mich gefühlt, als hätte mich ein Lastwagen überrollt. Dem „Na, gut ausgeschlafen?“ folgte direkt ein „Ich kann nicht mehr.“ Seitdem hadere ich damit, ob ich eine Veranstaltung am Abend besuche oder ob ich mich abmelde. Manchmal frustet es mich, dass ich mir auch die schönen Aktivitäten wohl dosieren muss. Mein Körper ist ab einem gewissen Punkt einfach platt. Da nützen die besten Pläne nichts. Irgendwann wird das anders sein. Darauf arbeite ich hin. Dann genieße ich das Leben in vollen Zügen. Damit ist dann nicht gemeint, dass ich mit der deutschen Bahn reise. Viel mehr mache ich einfach nur tolle Sachen bei denen meine Seele singt. Jetzt ruhe ich mich erst einmal aus, tanke Energie, heile etwas von dem alten Mist. Und wenn ich wieder fit bin, laufe ich los und schreie laut mit hochgerissenen Armen: „Welt ich komme!“

Auftakt ohne Puste

Das Jahr ist noch so jung und mir geht die Puste aus.
Ich bin reif für die Klinik. Halten können und wollen wir nicht mehr.
Wir lassen los und geben auf. Zum ersten Mal in unserem Leben auf diese Art und Weise. Mir ist egal, wie es weiter geht, ob das gut für meinen Job ist oder in meinem Lebenslauf schlecht kommt. Wir scheißen drauf, was die Nachbarn sagen und was von uns erwartet wird. Denn die Erinnerung zerstört uns, wenn sie weiter verdrängt werden muss. So geht‘s nicht mehr. Die Bilder der Qualen sind klarer denn je. Sie verdichten sich. Sind alt und in dieser Qualität doch neu.

Der Zustand ist an dieser Stelle positiver, als es auf den ersten Blick aussehen mag. Wir stehen zu uns. Sind uns nahe, auch wenn uns der Schmerz zerreißt.
Funktioniermensch ade – Heilung wir kommen.

Wir haben begonnen den Zusammenbruch zu regeln. Klingt irgendwie komisch. Ist aber so. Gut, ein bisschen Kontrollfreak ist wohl übrig geblieben… 😊 Wir schleppen uns vorwärts und lassen unser jetziges Leben Stück für Stück zurück, organisieren die Jobpause, telefonieren mit der Klinik wegen einem Therapieplatz und bekommen immer weniger geregelt. Wir sind längst nicht mehr in der Lage unsere Post zu öffnen. Unsere Leistungen im Job sind. rapide gesunken. Die letzten Termine bei der Arbeit haben wir einfach vergessen. Die Kraft ist weg. In mir brüllt die Verzweiflung und nur noch ein Wunsch: „Ruhe.“
Wir wollen gemeinsam begreifen wer und was wir sind. Nochmal neu. Von vorne. Den Bildern in unsü endlich zuhören. Mit ungeteilter Aufmerksamkeit.
Weil wir es uns wert sind…

Neues Jahr – Neue Kategorie

Schon eine ganze Weile beschäftigen wir uns aus persönlichen Gründen mit dem Thema Flashbacks und Erinnerungen an Traumata. Für uns sind sie nicht immer so überwältigend klar, wie sie von Therapeuten oft beschrieben werden. Viel öfter erleben wir „komische Zustände“ die man auf den ersten Blick gar nicht offensichtlich als Flashbacks oder anbahnende Erinnerungen einordnen würde. Am Anfang hat uns das oft verunsichert und Zweifel aufgeworfen. Die Glaubwürdigkeit der Erinnerungen und Zustände, die mich scheinbar aus dem Nichts überfielen, war vor allem für mich als Außenperson ein sehr großes Thema. Mittlerweile wissen wir viele dieser komischen Erscheinungen an uns gut zuzuordnen und als „Echtheitsmerkmal“ des auftauchenden Erinnerungsfragmentes zu bewerten. Das unbewusste lügt nicht.

Unter dem Titel „Flashback im Tarnumhang“ wollen wir im neuen Jahr unsere Erlebnisse und Gedanken dazu teilen. Manchmal erhellten die Aussagen von Therapeuten unsere Sicht darauf oder das Wissen um traumaphysiologische Vorgänge. Dann machen wir das kenntlich.
Im Zentrum der Artikel stehen verschieden Fragmente der Erinnerung und die Weise ihres Auftretens an uns selbst. Wir versuchen das „Freez an Fragment“ von seiner abstrakten Beschreibung an unserem Beispiel in greifbare Realität zu überführen. Wir erheben dabei nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder allgemeine Gültigkeit. Da es um hier um persönlich erlebte Zustände geht, ist unsere Sicht darauf ebenso persönlich. Andere Betroffen mögen manches vielleicht anders sehen.

Wir hoffen es hilft vielleicht der ein oder anderen LeserIn weiter etwas von sich selbst zu verstehen, ebenso wie vieles davon für uns sehr elementar war.

Dünnhäutig

Ich falte ein Stück Papier.
Erst in der Mitte. Dann nochmal in die andere Richtung.
Öffnen.
Linke Ecke zur Mittellinie. Rechte Ecke zur Mittellinie.
Einmal. Zweimal. Dreimal.
Meine Finger bewegen sich mit nervöser Genauigkeit.
Mich fröstelt.
Ich bekomme Gänsehaut
und ein heißes Gesicht.
Der Spannungsbogen der Situation läuft darauf zu, dass sich ein Papierflieger in die Lüfte erhebt.
Äußerlich.
Innerlich kämpfen wir damit, dass uns ein hartnäckiges Ekzem im Intimbereich den letzten Nerv raubt.
Es juckt. Es schmerzt. Es brennt.
Kurz: Es kann alles, was ein richtig guter Trigger an dieser Stelle können muss.
Jackpot dabei: Kein Arzt weiß, weshalb es überhaupt da ist.
Keine Therapie schlägt wirklich an.
Die nässend geschwollenen Stellen haben keinen Namen.
Kein Pilz. Kein Bakterium. Kein Nichts.
Dennoch ist die Frau in uns löchrig dünnhäutig.
Wundflüssigkeit läuft wie Tränen über die Schamlippen.
Und nun?
Es ist, als schrien sämtliche meiner Hautzellen: „Ich möchte nie wieder angefasst werden! Schon gar nicht dort!“
Gleichzeitig lösen sich unsere (Haut-)Grenzen auf.
Eine innere Gewissheit tut sich auf, dass dieser Bereich erst dann wieder heilen wird, wenn eine bestimmte Innenperson Beachtung findet. Wenn ein Stück Erfahrung heilt. Aber wie? Der Zugang fehlt.

Hey du,
Kind voller Tränen.
Lass uns wachsen. Gemeinsam. Zur Frau.
Zur Überlebenden.
Mit Grenzen.

„Was die an diesen Nutten bloß finden!?“

Höre ich eine junge Frau sagen, die mit einer anderen ins Gespräch vertieft ist. Beide wirken auf den ersten Blick durchaus gut gekleidet. Man hätte Niveau vermuten können.
Von Zeit zu Zeit führt mein Weg durch eine Gegend, in der auch immer wieder Prostituierte auf den Straßen zu sehen sind, weil der Straßenstrich nicht weit entfernt ist. Ausweichmöglichkeiten für mich gibt es nicht, wenn ich das Geschäft meiner Wahl besuchen möchte, weil es nun mal dort lokalisiert ist. Mich stört es allerdings auch nicht sonderlich. Die Frauen tun mir nichts und ich schaue sie eher voller Mitgefühl an. Mit den Leuten des Ladengeschäftes versteh ich mich gut, sie machen gute und bezahlbare Arbeit. Ich mag den Austausch dort. Weshalb sollte ich also ein anderes Geschäft aufsuchen!?
„Schau dir die doch mal an! Wie die aussieht! Da müssten ja eigentlich die Männer noch was dafür bekommen.“
„Die könnten doch auch einfach Kellnern, wenn Sie Geld verdienen wollen.“
Es wird über Prostituierte geschimpft und gelästert und wie schlimm die Männer es wohl haben, mit ihnen ins Bett gehen zu müssen.
Ich höre zu, obwohl ich eigentlich viel lieber gar nichts davon gehört hätte und weil ich schon zu viel gehört habe, mische ich mich schließlich ein.
„Haben Sie eigentlich keine eigenen Probleme?“, frage ich freundlich nach.
Man blickt mich an.
„Naja, es stimmt doch! Die könnten doch auch einfach einen anderen Job machen!“, bekomme ich als verteidigende Antwort.
„Wenn es so einfach wäre und sie tatsächlich wählen könnten, dann stimmt das. Leider können die meisten dieser Frauen nicht einfach frei wählen. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich“, spreche ich in erstaunte Gesichter. „Haben sie jemals mit einer dieser Frauen über ihre Lebensrealität oder ihre Geschichte gesprochen? Hatten sie jemals wirklich Kontakt zu jemandem aus der Szene oder haben zumindest ein paar Worte gewechselt? Haben sie jemals versucht diesen Frauen zu helfen auszusteigen? Haben sie sich überhaupt schonmal in die Materie eingearbeitet, bevor sie derartige Aussagen treffen?“, frage ich freundlich, aber mit spürbarer Wut im Bauch. Was ich ernte ist nicht viel mehr als entsetztes Schweigen. Das ist mir aber allemal lieber, als mir das Gewäsch weiter mit anhören zu müssen. Ich erledige meine Sachen und mache mich dann auf den Heimweg.
Wenn andere Menschen über Prostituierte sprechen fühle ich mich unwillentlich immer persönlich angesprochen. Ich kann nicht einfach weghören. In mir schreit dann etwas „Weißt du Arschgeige eigentlich wie das ist und worüber du da sprichst?“. Oft schweige ich, diesmal war es an der Zeit den Mund aufzumachen.

Kohlensäure und Trauma

Wir beobachten.
Kohlensäure prickelt in der Mineralwasserflasche nach oben.
Die Gasperlen spielen sich vom Grunde an die Oberfläche, wo sie aufplatzen und mit Wasserfeinstaub explodieren.
Wenn man nahe genug rangeht, spürt man ihn auf der Nase.
Wenn man die kohlensäurehaltigen Wunderwasserflaschen schüttelt und dann öffnet, bleibt es nicht beim Feinstaub…
Alles entlädt sich schlagartig.
Das CO3, das vorher in das kühle Nass hinein gezwängt wurde, mag nicht mehr drin bleiben, sobald es frei werden und andere Wege gehen kann, in denen es langfristig stabiler ist, als in der Zwangsverbindung. Die im geschlossenen Ruhezustand fast unsichtbaren, winzigen Gasmoleküle nutzen ihre Chance und treten nun beim Aufschrauben die Flucht an. Dabei reißen sie nicht nur sich selbst, sondern auch den Grundstoff Wasser mit in eine Springbrunnenexplosionsfontäne.

Das Mineralwasser, dass ich bis eben einfach nur getrunken habe, weil ein bisschen Blub es geschmacklich für mich ansprechender macht, als komplett stilles aus der Leitung, ist mir auf einmal erstaunlich nahe.
Wir verstehen uns.
Es wird zum Sinnbild für meinen momentanen Zustand.
Aufgrund unserer Geschichte sind Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebensweisen in uns hineingezwängt worden, die nun irgendwie eine Verbindung zu uns haben. Sehr stabil ist diese Verbindung allerdings nicht. Wir haben uns arrangiert – notgedrungen -, so gut es geht. Versucht aus den eigentlich inkompatiblen Komponenten „Leben“ und „extrem Trauma“ eine nach außen schlüssige Einheit zu bilden. Den Deckel drauf gemacht.
Problem: Wir können das nicht halten, die Erfahrungen nicht dauerhaft in unser Leben integrieren und manchmal wissen wir nicht einmal, dass sie existieren, bis uns jemand „schüttelt“, weil sie in ihrer verborgenen Blase auf den Moment der Freisetzung warten. Das „schütteln“ wird von Triggern übernommen. Was dann kommt ist oft unerwartet.
Es gibt zwei verschiedene Folgen:
1. Wir implodieren:
Wir brechen innerlich zusammen, weil der Deckel zu fest sitzt, als dass der Druck sich entladen könnte und wir versuchen mühsam alles zu halten und uns der Zwangssymbiose wieder anzupassen.
2. Wir explodieren:
Gefühlsfontäne.
Wer sie abbekommt ist meistens mehr, als einfach nur „nass“…
Das Trauma kotzt sich schwallartig in Teilen aus.
Das einzige Folgeproblem:
Es ist nicht vollständig!
Es ist kein CO3.
Es ist nur das „C“ oder nur das „O“ oder nur das „3“ oder nur die Hälfte eines Bestandteiles oder ein Viertel davon…
Es ist keine stabile Verbindung, die einfach gehen kann oder sich klar abgegrenzt in die Gegenwart integrieren lässt.
Es behält sein „Bombenpotenzial“ und muss notgedrungen unvollständig im Menschen bleiben… vorerst… bis es ganz ist und sich in der Seele lösen kann, denn „Trauma-CO3“ löst sich leider nicht im Außen.

Ich schraube meine Wasserflasche fast andächtig zu.
Die Bilder die ich gerade dazu entwickelt habe schwirren durch meinen Kopf…
Wenn man die Flasche nicht schüttelt, sondern vorsichtig aufschraubt, kann die Kohlensäure mit dem Wasser sanfte Wege in die Freiheit gehen…

Phasen – Ich

In der Regel komme ich in meinem Alltag gut zurecht, sobald ich morgens das Haus für Arbeit und Beruf verlassen habe. Der innere Schalter steht auf „Open for Business“ – Funktionalität, Professionalität und Hochleistung, wenn nötig.
Die Arbeitszeit über höre ich kaum etwas von meiner Innenwelt, Bilder oder Erinnerungen werden weggestellt, ohne dass ich sie bewusst wegstelle. Der Tag passiert einfach. An manchen Stellen fühle ich mich mal mehr, mal weniger, gestresst, was ich gekonnt überlächle und ansonsten bin ich erstaunlich gut drauf. Alles easy.
So lief das auch die letzten Wochen.
Man erwartete Leistung bei extremen Arbeitspensum, ich brachte sie.
Ich benehme mich, als wäre nie irgendetwas schlimmes oder belastendes passiert.
Soweit das Leben in der Arbeitswelt.

Und nun gibt es da noch diese anderen Momente…
Dann wenn die Arbeit vorbei ist.
Privat.
Wenn Urlaub oder Wochenenden Ruhe versprechen.
Bei großem Stress in Job oder Ausbildung, was in der letzten Zeit fast immer der Fall war, rette ich mich ganz gut über einzelne Abende, weil ich dann entweder so k.o. bin, dass ich vom Lernen ins Bett falle oder die Zeitspanne bis zum nächsten Morgen schlicht zu kurz ist, dass der Stress- und Adrenalinpegel ausreichend abfällt, dass ich anfangen würde mich wieder zu fühlen…
So nach eineinhalb bis zwei Tagen sieht’s dann schon ganz anders aus…
Dann fängt das Grauen an über mich hereinzubrechen.
Die Innens und die Erinnerungen nehmen sich Raum.
Die strahlende „Businessfrau“ verschwindet und weicht einem fahlen, schmerzverzerrten Wesen, angefüllt mit Folter, das weder mit dieser Welt, noch mit sich selbst zurecht kommt und am liebsten nicht mehr aufstehen möchte.
Angst vor allem.
An Alltag ist nicht mehr zu denken.
Nicht für die nächste Zeit.
Alles was irgendwie geht ist mühsame, kleine Schrittchen zu machen und sich mit vereinten Kräften zur Therapeutin zu schleppen, voll Verzweiflung und in der Hoffnung, dass etwas von dem was auftaucht, gelöst, bzw. verarbeitet, werden kann.

Wieso geht eigentlich immer nur eines von beiden?
Wieso kann es uns nicht gut gehen, wir arbeiten und wir verarbeiten?
Oder wenigstens ein bisschen Funktionalität übrig bleiben?
Phasengrenzen hart und unkalkulierbar.
Entweder – Oder.
Entweder fühlen wir uns – Oder wir Funktionieren.
Heilung in Schüben.
Wann es vom einen ins andere kippt, ist schlecht voraussehbar.
Steuern kann ich das kaum.