Eisige Gedanken und warmes Herz

In der Kälte setze ich langsam einen Fuß vor den anderen. Nach drei nahezu bewegungsfreien Tagen verlangte mein Körper nach Aktivität. Nun pfeift mir eisiger Wind um die Nase. Meine Wangen frieren. Während ich nach oben in die Baumkronen blicke, ziehe ich mir die Jacke über die Hände, um meine Finger zu wärmen. Mit meinen feiertagssteifen Gliedern fiel es mir schwer die Wohnung zu verlassen. Nun genieße ich die sauerstoffreichen Atemzüge trotz allem. Auf den Gehwegen sind die Pfützen zugefroren. Die verbleibenden Blätter aus dem Herbst tragen ein dünnes Raureifjäckchen. Die Natur um mich herum beginnt mit mir zu verweben. Gedanken fliegen von einem Baum zum anderen, bewundern die Eiskunstwerke, gleiten über Stamm und Rinde und bleiben schließlich an den Wassersplittern hängen, die aus einer kleinen Wegvertiefung ragen. Unter der starren Oberfläche versammeln sich kleine Blasen. Ein Baum vom Wegesrand leiht mir für einen Augenblick seine Wurzeln. Wir kommen an, beginnen uns zu spüren. Die kühle Luft klärt zunehmend den dissoziativen Nebel um meinen Kopf und obwohl die Abenddämmerung immer näher rückt, wird meine Welt zunehmend heller und freundlicher. Weiterlesen

Alle Jahre wieder – Weihnachten mit Dissoziativer Identitätsstörung

Es ist zappenduster in unserer Wohnung. Auf dem Fensterbrett bewegt sich dunkel die Silhouette eines Stubentigers. Nachts sind ja bekanntlich alle Katzen grau. Wir sind bereits wach und denken über die kommenden Tage nach oder vor – wie man’s nimmt. Niemand hat Lust das Licht anzumachen. Der entfernte Schein der Straßenlaterne muss genügen. Sämtliche Helfer packen heute die Koffer für den Urlaub – wie immer. Krisen an Weihnachten sind nicht erlaubt, denn für die Zeit bis Mitte Januar scheinen alle Jahre wieder sämtliche Anlaufstellen dicht zu machen. Weder Beratungsstellen, noch Therapeuten oder Sozialpädagogen sind dann im Notfall zu erreichen. Manchmal würden wir uns wünschen, wenigstens eine Helferin würde die Stellung halten. Weil das so aber nunmal nicht ist, müssen wir alleine durch, aber wie!?

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Ein Weihnachtsmorgen

Es ist noch grau finster, als ich die Augen aufschlage. Die Katze möchte nach draußen. Vermutlich wird sie ihr Näschen nur eher kurz hinausstrecken. Aufstehen lohnt sich kaum. Regentropfen rollen die Fenster hinunter. Meine Tränen warten auf Januar.

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Weihnachtsmarktschmunzler

Gestern Abend waren wir auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs. Es duftete herrlich nach Süßkram. An einer kleinen Bude glitzerten allerlei Anhänger für den Weihnachtsbaum. Von hinten kam ein kleiner Junge angerannt und rief aufgeregt: „Mama, schau mal! Die Aliens…!“ Er zeigt mit seinen kleinen Fingern auf eine Reihe von Anhängern. Wir schmunzelten breit. Er meinte die kleinen Glasengel.

Frohe Weihnachten

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Sofie und die bunten Schmetterlinge wünschen euch allen von Herzen frohe Weihnachten und eine schöne, besinnliche Zeit!

Mögen alle in diesen Tagen in innerer und äußerer Sicherheit sein und die Hilfe erhalten, die sie brauchen, um sich schützen zu können.

❤️

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Adventliche Arbeitstage

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Wir sitzen seit kurz vor acht bei der Arbeit. Aus der anfangs spärlichen Anwesenheit von Kollegen sind gegen neun bereits volle Arbeitsräume geworden. Es wird stickig. Die Heizungsluft trocknet sämtliche Schleimhäute tot. Die Erkältungserreger tanzen vor Freude Samba. Morgens, halb zehn, in Deutschland: Eine erste kleine Pause naht und damit das Wettrennen um die beste Kloschüssel. Die Beste ist dabei die, die frei, hygienisch einigermaßen sauber und möglichst nahe am eigenen Bürostuhl gelegen ist. Weiterlesen

Regengeplätscher und Christrosenzauber

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Es regnet. Nein, es schüttet. Wie aus Eimern. Alles was an Wasser im Himmel eingelagert war, findet genau in diesem Moment seinen Weg zum Erdboden. Trotz der Fluten habe ich es mittlerweile wieder ins Haus geschafft. Unter der Türe schüttle ich mich einmal wie ein Pudel, der versucht die Nässe draußen zu lassen. Es gelingt bedingt. Von drinnen sieht die Welt schon besser aus. „Wenn man nicht raus muss, ist das Wetter eigentlich ganz gemütlich“, denke ich und lausche für einem Moment den prasselnden Tropfen am Fenster. Bald ist das Essen fertig. Im Topf dampft der Reis. Die zugehörige Sauce kocht. In der Regenrinne gluckert das Wasser, wie in einem kleinen fließenden Bächlein, ehe es an der Hausecke rauschend nach unten stürzt. Aus den Einkäufen blickt mich eine kleine Christrose mit zart weißem Gesicht an. „Du solltest auf den Balkon, hmm“, sage ich zu ihr. „Hier drin ist es für dich zu warm.“ Ich hadere im Angesicht der Regenfluten. Schließlich ringe ich mich dazu durch doch schnell loszulaufen und ihr einen schönen Platz im Freien zu geben. Als ich fünf Minuten später tropfend wieder hinter dem Fenster an der Balkontüre stehe, strahlt sie von draußen zurück. Mission erfüllt. In meinem Kopf beginnt ein Weihnachtslied zu klingen, durch das ich die pflanzlichen Schneegeschöpfe erst richtig zu schätzen gelernt habe. Die Melodie macht mir ein wohliges Gefühl im Bauch und ich singe es so gerne. „Es blüht eine Rose zur Weihnachtszeit, draußen in Eis und Schnee und wenns in der Winternacht friert und schneit, das tut der Rose nicht weh. Es grünt eine Hoffnung zur Weihnachtszeit, drinnen im Herzen still, dass immer und ewig, so schön wie heut, Frieden werden will.“
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Reizende Weihnachten

Ich drehe am Rad und am Deckel des kleinen Medizinfläschchens.
Die Plastiksicherung knackt, wie erwartet, beim ersten Öffnen. Sanft, aber hektisch, drücke ich den Gumminupsi zum Befüllen der eingebauten Pipette in der Verschlusskappe zusammen. Meine Zunge zählt: „Ein Tropfen, zwei Tropfen, drei Tr… ach egal! Ich nehm‘ einfach die ganze Füllung!“ Noch ehe die Flüssigkeit meinen Gaumen benetzt hat, erwarte ich ihre Wirkung. Entspannung! Ausgleich! Entlastung! Aber flott!!!
Meine Schleimhäute machen derweil Bekanntschaft mit dem Trägerstoff der Arznei – Alkohol und fühlen sich eher weniger beruhigt. Während meine Gedanken versuchen sich an einer Notfallstrickleiter entlang zu hangeln, frage ich mich, weshalb sich dieses Gebräu eigentlich „Rescue Tropfen“ nennen darf, wenn sich im Ernstfall nicht sofort etwas tut. Ich verwerfe meine Überlegungen diesbezüglich und Schlucke.
Die Tropfen, die Bitterkeit, die Tränen.
Weshalb geht‘s uns grad eigentlich so? 🤔
Das Christkind war da. Es war brav, hatte Geschenke dabei und hat uns vor allen Dingen dieses Jahr nicht vergessen. Erinnerungen habe ich grade keine. Zumindest keine Bilder. Dennoch stehe ich unter Druck, wie ein Dampfkessel auf der Flucht.
„Was ist los?“, frage ich nach innen.
Wenig Antwort. Nur der Wunsch nach Ruhe.
„Ich hab euch lieb“, flüstere ich durch die dicken Nebelwände.
Die Zeit steht still.
Der Körper ist taub.
Ich bin raus…
Körperauszeit ehe ich mich zurück ins Leben brülle:
„Du Arschloch! Du verdammtes Arschloch! Ihr miesen Verräter!“
Aus der Krippe fließt mein Blut. Die Bilder sind hinter der Schutz-Wut—Mauer.

Weihnacht, Tee und frohe Wünsche

„Die Kunst des Tees,
muss man wissen,
ist nichts anderes als Wasser kochen,
Tee zubereiten
und trinken.“
Sen No Rikyu (1522-1591), japanischer Teemeister

Wir wünschen euch allen eine schöne Weihnachtszeit, in der euere Wünsche für das neue Jahr Flügel bekommen! Macht es euch gemütlich, egal ob mit einer Tasse Tee oder etwas Anderem, das die Seele wärmt. Der Zauber liegt in der Einfachheit der Dinge.
So bekommt auch heißes Wasser ganz von selbst einen herrlichen Geschmack…

Euere bunten Schmetterlinge 💫🦋💫

Zitat entnommen aus „Ur-Medizin“ von Wolf Dieter Storl, 2017, S. 28

Alltagshelden feiern Weihnachten

Ich sitze in einer Vorlesung. Mein Herz denkt sich das Thema spannend bis zum wohlverdienten Feierabend. In dem sonst übervollem Hörsaal sitzt nur eine Hand voll Menschen, die trotz Weihnachten dem Dozentenwissen lauschen. Die meisten Anderen sind bereits unterwegs zu ihrer Familie. Zwischen den praktischen Beispielen im Unterricht findet sich etwas von Augenärzten mit Taschenlampen auf einem Schiff in Afrika. Dort arbeiten sie auf einer Art modernen Schiff-Arche für die notleidende Bevölkerung. Ihr vorgehen ist hoch professionell trotz spärlichen Mitteln. Mein Gefühl sagt mir, dass diese Arbeit Sinn macht. Verdammt viel Sinn…
Daran bleibe ich hängen.
Es ist eine der Geschichten, die an Weihnachten so häufig kommt. Gutes tun für Menschen in weit entfernten Ländern wie Afrika. Gewissen beruhigen. Wer direkt vor unserer Haustüre solche Missstände aufdecken würde, läge wahrscheinlich gesteinigt unterm Christbaum. In diesem Fall kommen die Ärzte als barmherzige Helden zurück.
Aber müssen Helden immer diejenigen sein, die irgendjemandem besonders toll helfen oder mit den Kenntnissen aus einem super Studium versuchen die Welt zu retten!?
Mich bewegt derzeit die Kassiererin an der Supermarktkasse, die sich auf ein ruhiges Weihnachten gefreut hat und jetzt doch arbeiten muss, weil einige Menschen in dieser Stadt es nicht auf die Reihe bekommen schon am Samstag einkaufen zu gehen. Ich bin dankbar für das Schmunzeln, das mir eine Kommilitonin auf die Lippen zauberte, als sie mir ihre schief-dicken Megakekse hinschob und voll stolz sagte: „Die habe ich selbst gebacken.“
Beim Blick aus dem Fenster sehe ich ein paar Müllmänner, die Abfalltonnen abtransportieren. Das erinnert mich daran, wie ich heute Morgen noch meinen Müll in die Tonne geworfen habe und froh war, dass ich ihn endlich aus der Wohnung hatte. Auf dem Weg zum Parkplatz treffe ich eine junge Frau. Sie lächelt. „Kalt, nicht“, ruft sie mir zu. In meinen Schal gemummelt antworte ich: „Ja, sehr!“ Die Begegnung ist kurz. Dennoch hat sie Wirkung. Sie zeigt mir, dass ich zu sozialer Interaktion fähig bin und dass Kontakt auch problemlos sein kann.
Meine Gedanken setzen sich fort. Ich bemerke unzählige Situationen die mein Leben verändern. Oft sind sie nach Außen klein und unscheinbar, aber sie machen verdammt viel Sinn!

Wer feiert diese Alltagshelden?
Jeder gibt sein Bestes.
Im Job, in der Familie, im Ehrenamt, in der Freizeit…
Die Liste ist lang.
Sie alle hinterlassen Spuren.
Egal ob im Staub oder im Schnee – sie sind nicht weniger tief, als die eines Arztes in Afrika.

Merry Christmas für kleine Wunder! 💕