# Flashback im Tarnumhang


Rituale spuken durch unseren Kopf.
Diesmal mehr wie unfassbare Gedankenblitze, die kaum mehr ausmachen, als das Wort an sich.
Nicht immer kommen Erinnerungen an das was war als vollständige Szenen, bildhaft oder als Körpergefühle daher.
Oft kündigen sie sich bei uns darüber an, dass ich mich wie besessen immer wieder mit dem gleichen Thema beschäftigen muss, auch wenn ich gar nicht weiß, wieso eigentlich dieses Thema nun in diesem Moment solche Wichtigkeit hat. Es ist dann der Anfang meines Wiedererlebens und auch, wie ich mittlerweile vermute, der unbewusste Versuch es durch die Beschäftigung mit dem Thema in der Außenwelt aufhalten, bzw. wenigstens verstehen zu können, noch bevor ich genau weiß, welche, bzw. ob jetzt überhaupt eine Erinnerung hochkommt.

Über die Zeit ist mir immer mehr bewusst geworden, dass ich in diesen Momenten bereits auf einen Auslöser reagiere und in der damit verbundenen Reinszenierung stecke.
Das unbewusste Trauma arbeitet.
Ich verspüre dann den Drang z.B. Sachbücher oder Artikel zu bestimmten Themen, wie etwa Missbrauch oder Vergewaltigung, zu lesen ohne damit aufhören zu können. Es ist nicht nur starkes Interesse. Es ist mehr. Auch wenn ich mir das Lesen darüber strikt verbiete, fühle ich mich in der Phase oft wie ein Junkie auf der Suche nach seiner eigenen Identität, die er hofft irgendwo zwischen den Zeilen eines Betroffenenberichtes oder einer wissenschaftlichen Abhandlung zu finden, völlig angefixt von allem, was damit zu tun hat. Gleichzeitig würde ich mir vermutlich viel schlechter glauben können, wenn meine eigenen Bilder kommen würden, kurz nachdem ich über ähnliches gelesen hätte. Nicht, weil sie dann weniger wahr wären – Was könnte mehr eigene Erfahrungen triggern als Betroffenenberichte!? – sondern weil ich einen perfiden Grund für meinen Verstand hätte sie zu dis-tanzieren und genau das ist es, was er damit wahrscheinlich auch erreichen möchte. Willkommen bei „Es ist anderen passiert, aber doch nicht mir!“.
Deshalb lasse ich es und widerstehe dem Drang, weil ich sonst meiner eigenen Verarbeitung ein Bein stelle und meine Heilung verhindere.

Hier sitz ich nun also in diesem angetriggerten Schwebezustand und frage mich einmal mehr, was meine Seele, bzw. die Innens versuchen mir diesmal mitzuteilen.
Alles was bleibt ist offen zu beobachten, was auftaucht, immer wieder nach innen zu fragen und abzuwarten, bis es an der Oberfläche des Bewusstseins für mich greifbar wird.
Alles was ich habe ist mein Gefühl, dass es darum geht etwas zu realisieren, was ich noch nicht realisiert habe und dass es irgendetwas mit Ritualen zu tun hat.
Was es ist wird sich zeigen…

7 Kommentare zu “# Flashback im Tarnumhang

  1. Ich finde es interessant, wie du beschreibst, dass du zwar angetriggert bist, aber nicht voll in ein Flashbacks hineinrutschst. Ich kenne einen ähnlichen Zustand, wenn ich nach einem Albtraum aufwache, mich aber nicht mehr genau erinnern kann, was ich geträumt habe und nur weiss, dass es etwas Schlimmes war.
    Ich finde es gut, dass du versuchst, in dich hineinzuhorchen, um der Ursache dieses Zustands auf den Grund zu gehen.
    Übrigens lese ich oft auch Lebensgeschichten und Bücher zum Thema Missbrauch, wenn es mir nicht gut geht. Das ist eine Art Sucht und „Selbstverletzung“ zugleich.
    Alles Liebe,
    Ut

    • Ja, das ist ähnlich.
      Beim Thema „Lesen“ denke ich für mich, dass es etwas für das Bewusstsein greifen soll, was eben so lückenhaft ist, dass allein das starke Gefühl davon durchkommt. Mir ist aufgefallen, dass die Selbstverletzung aufhört, wenn ich gewusst begreife, dass es in diesen Momenten um eine Erinnerung geht und eine reale Erfahrung, die ICH/WIR selbst erlebt haben. Dann tut es zwar weh, aber der Druck lässt nach….

  2. Es ist immer wieder faszinierend und gruselig zugleich, einen Text zu lesen, der so sehr mein eigenes Erleben beschreibt, dass ich mich auf irgendeiner Ebene frage, ob nicht in Wirklichkeit einer in mir ihn geschrieben hat. Ich befinde mich quasi immer in diesem Zustand, den du beschreibt, ohne dass jemals wirklich Erinnerungen auftauchen. Aber ich bin auch wirklich gut im „das passiert anderen, aber mir doch nicht“.
    Danke, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst.

    • Es freut uns, dass wir dich mit unserem Text so erreicht haben. 😊
      Dieser Zustand war lange Zeit die Hauptart mich zu erinnern. Immer wenn etwas hochkam, schoss dieser Druck in mir hoch, ohne, dass ich wusste wieso und woher das jetzt kommt. Dann habe ich fleißig alles getan um dieses Gefühl wieder runter zu stopfen.
      Du hast geschrieben: „Ich befinde mich quasi immer in diesem Zustand, den du beschreibt, ohne dass jemals wirklich Erinnerungen auftauchen.“ Ich sehe diesen Zustand als Erinnerung. Es fehlt nur das Bild.

    • Diesen Worten kann ich nur zustimmen. Das gibt mir dann doch ein wenig Vertrauen, dass es passiert sein muss. Gerade in Momenten, in denen ich es weit weg schiebe. Wie eigentlich immer

      • Ich denke, dass man dem immer vertrauen kann. Sonst bliebe es nicht so beständig und man wäre nicht derart in Resonanz. Allerdings wüsste ich selber nicht, wie ich leben sollte, wenn das Thema immer präsent wäre.

        Liebe Grüße und einen guten Start in die neue Woche! 😊

  3. Ich kenne diese Zustände und die wahnsinnige Suche nach Bestätigung und gleichzeitig Nichtbestätigung auch.
    Ich habe das lange nicht verstanden aber doch irgendwann angefangen zu begreifen, dass auch das Flashbacks sind, für irgendwo sozusagen auf halber Strecke stehen bleiben, mich aber nicht minder festhalten…
    Ich habe mir mittlerweile auch verboten, Bücher zum Thema zu lesen, da ich mich damit regelmäßig selbst halb absichtlich ‚abgeschossen‘ habe.
    Diese Kategorie ist hilfreich!
    Alles Liebe, MrsTingley

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