DDNOS und Programmierung

„Bei DDNOS ist der ANP immer präsent, selbst wenn eine andere Innenperson die Kontrolle über das Verhalten und die Gefühle übernommen hat. Menschen mir DDNOS (die einen Hüllen-ANP haben) können innerlich genau so komplex sein, wie Klienten mit DIS […]. Vieles fällt multiplen Persönlichkeiten mit DDNOS leichter, als solchen mit DIS, da sie keine Amnesie haben und so z.B. nicht feststellen müssen, dass sie sechs mal hintereinander gefrühstückt haben. Doch es fällt Ihnen leichter als DIS-Klienten, irrtümlicherweise davon auszugehen, dass ihre negativen Gefühle durch Situationen in der Gegenwart verursacht werden statt durch ein altes Trauma, das durch etwas in der Gegenwart getriggert worden ist. Und es ist schwieriger für Therapeuten, ihre Multiplizität zu erkennen.“

Alison Miller, Jenseits des Vorstellbaren, Asanger Verlag 2014, S. 62

Die Diagnose einer DDNOS umfasst ein relativ weites Spektrum an dissoziativen Symptomen. Ihr Erscheinungsbild ist deshalb sehr variabel. In manchen Fällen findet sich eine DIS-ähnliche Innenstruktur, die deshalb auch einer ähnlichen Behandlung  bedarf.

Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass sogenannte Programmierungen ausschließlich in multiplen Systemen vorhanden sind. Zu der Programmierung bei DDNOS ist in der Fachliteratur wenig bis nichts zu finden. Dennoch möchten wir hier aus eigenen Erfahrungen darauf hinweisen, dass dies bis zu einem gewissen Grad möglich ist. Auch eine DDNOS mit Hüllen-ANP kann Teil einer Abrichtungsstrategie sein, über die letztlich der Programmierer entscheidet. Dieser wird sein Handeln auf die Ziele abstimmen, für die eine Person benutzt werden soll. Die DDNOS kann dementsprechend alleine oder als Element in einem multiplen System auftauchen, wenn etwa ein Hüllen-ANP mit den zugehörigen EPs vor ein tieferliegendes Innensystem geschaltet wird. Dies verhindert beispielsweise den Zugriff auf tieferes Wissen in der Therapie. Der unwissende Behandler ahnt nichts von der Dimension dahinter. Er agiert lediglich in den äußersten Schichten. Darüber hinaus gibt es weitere Vorteile dieses Vorgehens.

Auch eine DDNOS müsste also auf ihre „Sinnhaftigkeit“ von Täterseite beleuchtet werden. Ein System kann komplexer sein, als es auf den ersten Blick scheint. Manchmal kann auch eine DIS darüber gedeckelt werden und dahinter verborgen liegen.

81 Kommentare zu “DDNOS und Programmierung

  1. Hochinteressant!
    „Bei DDNOS ist der ANP immer präsent, selbst wenn eine andere Innenperson die Kontrolle über das Verhalten und die Gefühle übernommen hat.“
    Wisst ihr, ob so ein Hüllen-ANP, wenn es immer präsent ist, auch alle Erinnerungen an die Traumata hätte? Oder sind ihm die Erlebnisse der anderen also der Eps trotzdem fremd? Oder würde ein DDNOS Hüllen-ANP nur gewisse Dinge wissen, und die tiefer liegenden nicht, oder sind die tiefen Dinge von dennen der Hüllen-ANP keine Ahnung hat eher DIS?
    Danke euch für diesen tollen Beitrag. ❤

    • Hallo, 😊
      Also grundsätzlich kann der „Hüllen-ANP“ genau so amnestisch oder Co-Bewusst für bestimmte Traumabestandteile sein, wie bei einer DIS. Das kommt darauf an, wie „nah“ ihm seine EPs sind. Es kann durchaus sein, dass die ANP zwar eine Handlung mitbekommt, sie aber nicht einordnen kann. Als Beispiel: Eine junge Frau (ANP) trifft immer wieder fast zwanghaft die gleichen Sicherheitsvorkehrungen (EP der durch die ANP agiert) und duscht mehr als ausgiebig, wenn sie eine bestimmte Person getroffen hat. Weshalb ist ihr unklar, weil ihr diese Person nach ihrer Erinnerung nie etwas getan hat. Die Erinnerung an einen früheren Übergriff trägt eine EP, die durch die Begegnung getriggert ist. Die ANP hat jedoch zunächst keinen Zugriff auf ihre Erinnerung. In dem Fall hätte die ANP also keine Ahnung, weshalb sie sich so verhält, würde das Verhalten an sich aber wohl mitbekommen.
      Ich hoffe deine Fragen sind klarer geworden. Sonst einfach nochmal nachhaken. 😉
      Liebe Grüße,
      Sofie und die bunten Schmetterlinge 🦋

      • Und wie genau kristallisiert sich die DIS unter der DDNOS aus? Mir ist das irgendwie nicht so klar, weil DIS ja mehrere ANPs hat und DDNOS nur einen, oder? Ist ein ANP kaum vorhanden oder nur selten da, oder vielleicht nur in bestimmten angetriggerten Situationen? Und ist es dann nicht selbst ein EP, wenn es durch Trauma oder Programmierung entstanden ist?
        Danke euch für die Antwort. Wir fühlen uns da nämlich irgendwie mitten drin. Es gibt Co-Bewußtsein mit manchen und mit anderen nicht. Ich weiß nicht von allen, deren Geschichten schon gar nicht, aber mit dennen, die sich gezeigt haben und in der Therapie geredet haben kann ich auch reden und krieg auch oft mit was sie tun oder denken, ja ich weiß manchmal nicht wer ich bin, weil sich das irgendwie überlagert und zwar nicht mein ist, ich das aber erst im Nachhinein kapiere.
        Und dann gibt es auch Blackouts, von denen ich nichts mitbekomme, mir andere Menschen erzählen was ich angeblich gerade gemacht habe. Oder mich und mein Hund kennen Menchen, die ich nicht kenne.
        Ich weiß als nicht genau was wir haben DIS oder DDNOS. Meine Thera hat schon etliche Wechsel gesehen, ihr ist es egal was genau das ist, weil sie so oder so mit den Anteilen persönlich arbeitet. Ich frag mich das aber schon. Und euer Artikel zeigt noch ne Variante, die praktisch dazwischen liegt. Vielleicht ist das ja bei uns der Fall?

      • Per Definition ist es so: Sobald der Umstand gegeben ist, dass der/die/ein(e) ANP nicht mehr präsent ist und eine andere (egal ob EP oder ANP) übernimmt, dann ist DID/DIS gegeben. Dabei ist es egal, ob es ’neben‘ diesem auch noch „Co-Bewußtsein mit manchen“ anderen EP/ANP gibt.

        Das Ausschlusskriterium einer DDNOS/DDNNS ist demnach: Der/die/ein(e) ANP bekommt nicht mit was geschieht – hat also Blackouts.

        Diese Mischung ist im Übrigen nicht selten. Der größte Teil der Betroffenen von DIS, die sich bei Der Bunte Ring melden, haben mit ‚irgend jemandem im Innen ein Co-Bewusstsein‘.

        Des Weiteren schreibe ich extra ‚der/die/ein(e) ANP‘, da es auch (wenige) belegte Fälle von DDNOS/DSNNS gibt, bei denen mehrere ANP mit vollem Co-Bewusstsein existieren.

      • Hm… Verstehe ich dich richtig, dass, wenn es Blackouts gibt, es auf jeden Fall DIS und nicht DDNNS ist? Aber anders herum ist es für DIS nicht zwingend Amnesien in der Gegenwart (für die Anderen) zu haben oder? „An das Handeln der jeweils „anderen“ Personen kann sich der Betroffene entweder nicht oder nur schemenhaft erinnern, oder er erlebt es als das Handeln einer fremden Person.“, hab ich von eurer Homepage, finde es im Original grad nicht woanders. Hatte es aber in Erinnerung. Heißt doch: Entweder nicht erinnern ODER das Handeln der anderen wird wahrgenommen: als das Handeln einer fremden Person (aber evtl. mit Co-Bewusstsein). Das Diagnosekriterium spricht ja „nur“ von Unfähigkeit, sich an wichtige Informationen zu erinnern. Die können ja aber auch in der Vergangenheit liegen?!?

      • Danke euch allen. Finde ich sehr hilfreich.
        Dann ist es wohl DIS auch wenn es (glaub ich) nur kurze und seltene Amnesien im Alltag sind. Es reicht um mir das Datum nicht „merken“ bzw. realisieren zu können, wann was war. Und für die Vergangenheit gibt es teilweise Jahre lange Löcher…
        Gibt es eigentlich eine Begrenzung der EPs bei DDNOS?

      • Hallo, 😊
        so wie du es beschreibst wäre es nach Definition eine DIS. Bei einer DDNOS wärst du mit ALLEN Co-Bewusst.
        Bei der DDNOS gibt es nur einen ANP. Die ANP ist im Alltag anzutreffen. Bei der DDNOS ist er immer präsent. Je nach Situation wird er von den anderen EPs „begleitet“, bzw. teilweise übernommen.

        In der Regel bleibt die ANP bei Traumatisierungen auch bei einer programmierten DIS außen vor. Das ist ja der Sinn der ANP‘s – Alltag ungetrübt von der Traumatisierung aufrecht zu erhalten. Was es bei der DIS gibt sind „ANP-EP-Mischformen“, also praktisch emotionale Alltagspersonen. Dann trägt auch die ANP selbst bestimmte Emotionen und Gefühlszustände in sich.
        Programmierte Alltagspersonen sind sehr selten.

        Ich wünsche dir, dass du fern von den Fachbegriffen und Definitionen einfach dich/euch selbst finden kannst und darfst. Vielleicht ist es die Variante aus meinem Beitrag, die für dich am Ende am stimmigsten ist. Vielleicht ist es aber auch eine ganz andere. Dein System ist so individuell, wie es Menschen sind und das ist verdammt gut so.

        Liebe Grüße,
        Sofie

  2. Wow liebe Sophie, sowas haut bei mir echt rein – schon vor dem Frühstück ;-). Wunderbar Deine Artikel Du Liebe. Wieder soviel neuen Stoff zum verarbeiten und neu einordnen. Ich hatte grad blitzeinschlagendes Mehrfacherkennen. Vielen Dank!!!!!

  3. … ich mag gern noch hinzufügen, dass „Programmierung“ (also mind control) grundsätzlich auch bei nicht-multiplen (weder DIS, noch DDNOS) Menschen stattgefunden haben kann …

    • Die Ansicht finde ich interessant. Wie meinst du das genau?
      Nach meinem Wissen halte ich das bei einer Programmierung, wie wir sie verstehen für nicht möglich. Bei einer Programmierung handelt es sich um eine „Wenn-Dann“-Reihenschaltung, die durch einen Trigger ausgelöst wird. Diese ist für die Betroffenen mit ihrem Auftrag nicht ohne weiteres wieder stoppbar, weil sie von unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen umgesetzt wird. Ohne Spaltung kein Programm. Gruppierungen betreiben den Aufwand ja nicht ohne Grund. Ansonsten sprechen wir bei nicht gespalteten Personen von Konditionierung.
      Wir würden gerne verstehen, wie du das meinst.

      Liebe Grüße,
      Sofie

      • Das ist gar keine doofe Frage! Im Grunde ist eine Programmierung eine spezialisierte Form der Konditionierung. Konditionierung ist ganz grob gesagt antrainiertes Verhalten und hat zunächst noch nicht mal zwingend etwas mit Traumatisierung zu tun. Von einer Programmierung spricht man in der Fachsprache, wenn eine „Reihenschaltung“ von antrainierten Reaktionen vorhanden ist, die durch einen Trigger ausgelöst werden können. Zwingende Vorraussetzung dafür sind schwere Traumatisierungen bei der Entstehung und eine DIS. Nur so ist der charakteristische Zustand herzustellen, dass sich die Betroffenen gegen die Umsetzung des Verhaltens ohne weitere Therapiearbeit nicht wehren können, weil unterschiedliche Innenpersonen die Befehle einfach umsetzen.

      • Ich möchte damit sagen, dass man nicht zwingend vom Einen auf das Andere schließen muss: Ein Mensch, der Symptome von mind control aufweist, muss nicht automatisch multipel sein. Ein Mensch, der z.B. posthypnotische Befehle (das können auch recht komplexe Handlungsanweisungen sein) ausführt und dafür eine Amnesie hat, muss nicht zwingend eine DIS oder DDNOS aufweisen, so wie ich die Diagnosen verstehe. Menschen, die erst in einem etwas höheren Lebensalter (also nicht mehr Kleinkind) einer Bewusstseinskontrolle ausgesetzt werden, spalten zwar auch- aber meiner Ansicht nach nicht mehr in eine dissoziative Identitätsstruktur.

      • Danke dir, dass du dir die Mühe gemacht hast es nochmal zu erklären! 😊
        Ich glaube wir definieren anders. 😉 Vor allem den Begriff Mind Control verwende ich sehr begrenzt, weil er mir sonst in meinem Empfinden zu verwaschen wird. Deinen Blickwinkel möchte ich gerne hier stehen lassen.

        Folgendes möchte ich noch aus meiner Sicht hinzufügen:
        Posthypnotische Suggestionen, die ohne zugrundeliegende Traumatisierung entstanden sind, fallen für mich grundsätzlich nicht in den Bereich des Mind Control. Hier sind die Verarbeitungswege und die Ebene auf der agiert wird ganz Andere. Zudem besteht die Möglichkeit mit dem Verstand gegen zu steuern.

        Liebe Grüße,
        Sofie und die bunten Schmetterlinge 🦋

      • Hey Sofie, das ist ganz schön schwierig, sich darüber nur in diesen Kommentarspalten auszutauschen, finde ich. Dazu müsste man sich eigentlich persönlich gegenübersitzen. 😉 Noch zur Korrektur: Ich habe nicht von „posthypnotischen Suggestionen ohne Traumahintergrund“ geschrieben! Mind control ist was anderes als billige Showhypnose, das ist ja klar. Ich meine Möglichkeiten wie z.B. Projekt Monarch oder MKULTRA, bei denen Menschen sehr wohl traumatisiert werden, aber nicht zwingend von frühen Lebensjahren an und auch nicht zwingend mit einem DIS-Ergebnis. Verstehst Du?
        Liebe Grüße, Paulines

      • 😀 Oh, ja! Ich hab mir das gleiche gedacht und echt länger überlegt, wie ich die Antworten schreibe, dass sie richtig ankommen. Reden wäre jetzt deutlich einfacher.

        Ich bin nicht unbedingt davon ausgegangen, dass ihr von Hypnose ohne Traumatisierung schreibt. Wir wollten das nur hinzufügen, weil wir das aus deiner Antwort nicht klar ersichtlich fanden.

        Ich glaube, dass ich verstehe, was du meinst. Zumindest kann ich deine Beispiele einordnen. 😉 Also ich hätte dich jetzt in Kurzfassung so verstanden, dass es auf Traumatisierung basierende Mind Control gibt, die aber nicht zu einer DIS-Struktur führen muss, bzw. darauf beruht. Das kann z.B daran liegen, dass die Betroffenen eine bestimmte Altersklasse bereits überschritten haben, als die Traumatisierung begann. Richtig? 🙂

        Das Thema ist so umfangreich, dass wir wahrscheinlich wirklich lange Gespräche bei vielen Tassen Tee drüber führen könnten. Wir hoffen es ist jetzt etwas klarer, was wir ausdrücken wollten.

        Liebe Grüße,
        Sofie

      • Ja, da haben wir uns jetzt wohl richtig verstanden. 🙂 Puh, jetzt brauche ich tatsächlich eine etwas größere Tasse Tee. Du auch? 😉

      • Wäre das eine Konditionierung oder Programmierung:
        Wenn ein EP in bestimmten Situationen immer Männer anfässt und animiert, dann ein anderes EP aus Angst weg will und sich wieder ein EP einschaltet, der nicht Nein sagen kann/darf und dann Dinge begonnen werden, und dann vielleicht noch ein anderes EP für härtere Dinge einspringt?
        (Bitte löschen falls das Beispiel (ist von uns) hier zu hart für alle oder unerwünscht ist.)
        Oder wenn ein Inni dafür sorgen muss, dass keine Infos über die Dinge in die Außenwelt gerät. Und wenn dieses mal versagen sollte, gleich noch eins zu Stelle ist? Oder ist dieses Verhalten der EPs nur aus reiner Angst vor heftiger Strafe/Tod entstanden?
        Oder wenn man bestimmte Sachen erfährt/erlebt ein Suiziddrang entsteht, für ein Suizid in einer ganz bestimmten Weise?
        Kann man innerhalb des Traumas mit, für das naive EP „positiver“ Zuwendung konditionieren? Aber programmieren nur mit Folter/Brechen/Spaltung?
        Wenn man sich immer für alles entschuldigt, selbst wenn man in einem anderem Zimmer war, als der Becher zu Boden ging, ist das doch eher erlerntes Verhalten um der Strafe zu entgehen, ist das schon ne Konditionierung?
        Ich hab echt viele Fragen, sorry.
        Aber vielen lieben Dank für Eure Zeit, die ihr für mich opfert. ❤

      • So ihr lieben Vergissmeinnicht,
        vielen Dank für euere Geduld! 😊
        Ob es sich bei deinen Schilderung um Konditionierung oder Programmierung handelt, ist aus der Ferne schwer zu bewerten. Grundsätzlich könnte es beides sein. Die Frage wäre, ob diese Reihenfolge an EPs so gewollt war. Also wurde von den Tätern bewusst etwas unternommen, um „spezialisierte EPs“ zu erschaffen, die in einer bestimmten Abfolge eine spezifische Aufgabe übernehmen (z.B. Männer anzufassen, nicht Nein zu sagen…)? Was sagen denn deine Innens dazu?
        Das Verhalten von EPs entsteht um das Überleben zu sichern. Das kann von Täterseite aktiv beeinflusst worden oder „allein“ durch die Traumata entstanden sein. Sofern du weißt welcher EP für welche Handlung zuständig ist, bist du in der Therapie schon ein riesiges Stück weiter. Ein Gespräch mit den Betreffenden Innes kann da oft viel weiter helfen und die Auslöser langfristig aushebeln. Egal ob es letztlich eine Programmierung oder Konditionierung ist, wäre das wichtig.

        Das erlernte Verhalten sich zu entschuldigen, um der Strafe zu entgehen ist bereits Konditionierung.

        „Kann man innerhalb des Traumas mit, für das naive EP „positiver“ Zuwendung konditionieren? Aber programmieren nur mit Folter/Brechen/Spaltung?“
        Die erste Frage verstehe ich leider nicht so ganz. Vielleicht magst du sie einfach nochmal erklären, wenn die folgende Antwort sie nicht trifft. 🙂
        Auch bei der Programmierung wird neben brutaler Folter/Traumatiserung bewusst mit Phasen von scheinbarer Liebe und Zuwendung gespielt. Für die Erschaffung eines EPs an sich ist die Traumatisierung notwendig, um hinter dem Bewusstsein agieren zu können. Bestimmte Bewusstseinsebenen wären ohne das Trauma nicht erreichbar. Dennoch spielt auch das Gegenteil, nämlich Zuwendung und Liebe, bei der Ausformung von Innenpersonen eine wichtige Rolle.

        Ich hoffe ich habe jetzt nichts übersehen und die Fragen soweit beantwortet. 😊

        Liebe Grüße,
        Sofie

      • Danke euch. Doch ja, das beantwortet es schon, ein Spiel aus „liebevoller“ Zuwendung und Brutalität spielt also sowohl bei Programmierung als auch Konditionierung ne große Rolle.
        Ich kenne noch lange nicht alle, kann sie auch oft nicht zuordnen. Ich kenne noch nicht mal die ganze Spitze des Eisbergs. Aber es gibt Bilder, die mich sehr vermuten lassen, dass es Programmierung gab. Vorallem diese Suizidgedanken der besonderen Weise (die ich so nie tun würde, auch wenn wir nicht leben wollen…), die z.B. dem Anruf von Mutter oder Tante folgen.
        Es war organisiert, wir waren bei Einem Täter, der hat Dinge gemacht, die ich hier jetzt nicht schreiben darf. Es fühlt sich wie ne Vorbereitung, oder „Ausbildung“ an, für das was danach folgte, z.B. die Filme…
        Na ja, vielleicht ist es eh egal, was genau es ist. Hauptsache wir können was dran ändern. Noch kennen wir die ganzen Auslöser nicht. Wir reagieren auf so viel…
        Hoffe die Therapie bringt uns weiter.
        Wir wünschen euch ganz viel Liebe und danken euch sehr für eure Antwort. ❤

      • Gerne.😊

        Alle kennen zu lernen kann bei größeren Systemen eine echte Aufgabe sein.
        Wenn du Anhaltspunkte für Programmierung hast, würde ich darauf vertrauen und der Spur folgen. Was du beschreibst klingt auch verdächtig dafür. Ich weiß nicht, ob es dir weiter hilft oder dir neu ist, aber ich kann dir zumindest bestätigen, dass es diese „Vorbereitungen“ auf Filmdrehs gibt.

        Die Auslöser kennen zu lernen braucht Zeit. Ein Stück weit ist die Ursache tatsächlich egal. Langfristig löst man beides mit guter Traumaarbeit.

        Ganz liebe Grüße und einen schönen Mittwoch,
        Sofie 😊🦋

      • Wir danken euch sehr, Sofie.
        Es gab auch körperliche „Vorbereitungen“ um Dinge möglich zu machen, die sonst mit nem Kind nicht gehen würden (glaub ich zumindest), weil es schon für Erwachsene nicht ohne Vorbereitung geht…
        „Vorbereitung“ darauf, Dinge „gerne“ zu tun, die viele von uns zum Erstarren oder Weinen oder Kotzen bringen. Oder um anderen Kindern Schmerzen bereiten zu können, und das ohne Probleme! Etwas was eine von uns in Verzweiflung bringt und sie sich für ein Monster hält, weil die andere sowas tut…
        Ja, irgendwie müssen die das vorher hingekommen haben, für solche Ergebnisse! Meine Vermutung wegen der Programmierung bekräftigt sich immer mehr, durch die Flashbacks von heute auch…
        Wir möchten diesen Beitrag auch gerne verlinken. Schreiben gerade im Blog und erwähnen auch das Thema Programmierung im Bezug auf Schuldfrage der Täter, die selbst DIS haben und Vergebung, Losslassen usw.
        Ihr habt es Array schon erlaubt, also habt ihr sicher nichts dagegen?
        Euer Wissen dazu ist bestimmt für viele hilfreich…
        Uns bewegt es ja auch Voran. Noch mal Danke.

      • Hallo ihr,😊
        Sie ist kein Monster, wenn sie so etwas getan hat. Sie hat euch genau so das Leben gerettet, wie alle anderen innen. Ohne wäre es nicht gegangen. Vielleicht kann sie das in Zukunft konstruktiv für euch nutzen, indem sie ihre Aufgabe etwas umstrukturiert. Da steckt ja z.B auch das Potenzial drin für die eigenen Dinge unerschrocken einstehen zu können und auf sich zu achten. Oder zu sagen an der Stelle bestimme ich über mein Leben und niemand anderes. Zu sagen „Ich übernehme Verantwortung für mein Leben, egal was es kostet“ ist ja erst mal positiv. Vielleicht findet ihr mit ihr zusammen eine schöne neue Aufgabe, mit der sie sich gut fühlt und niemand mehr zu schaden kommt.

        Den Beitrag darfst du natürlich verlinken.

        Liebe Grüße,
        Sofie 🦋

  4. Wieder ein herzliches Danke für diesen Beitrag, der wieder diagnosetechnisch ganz viel in mir anrüttelt, was ich eigentlich dringend mit meiner Therapeutin besprechen müsste…

  5. Pingback: DDNOS und Programmierung — Sofies viele Welten | schmetterlingsfarben

  6. Ja, Vergißmeinnicht hat bei mir auch viele Fragen zu dem Thema ausgelöst. Was ist der Unterschied von Programmierung und Konditionierung bei Dis oder DDNOS ? Wie kann man das herausfinden und kann eine tägliche Konditionierung über Jahre eine Dis oder DDNOS hervorbringen? Eventuell auch im Alter z.Bsp. von 6 oder 7 Jahren?

    • Ihr Lieben,
      ich mag euch beiden gerne antworten. Im Moment hab ich allerdings meinen Laptop nicht zur Hand und da tu ich mich mit längeren Erklärungen schwer. Ich mach mich aber bald möglichst drüber.
      Liebe Grüße, Sofie 🙂

      • Weiß nicht ob das schon gefragt wurde.
        Wie entstehen ANPs? EPs sind ja emotionale Trauma Abspaltungen. ANPs wissen doch aber nichts vom Trauma der anderen, als zumindest bei den meisten anderen bei DIS.

        Und manchmal kommt es zu Überlagerung von ANP und EP mit Gefühlen, Gedanken oder Schmerzen, ANP kann es nicht unterscheiden, ob es seine sind, vielleicht erst hinterher, oder wenn es zu extrem ist.
        Gibt es das auch bei EP und anderen EP, so dass ein EP nicht weiß wer er nun ist?
        Können auch zwei ANPs sich überlagern? Oder mehrere Innis?
        Gespräche bzw. Stimmen von mehreren gleichzeitig kennen wir. Heute erlebten wir was komisches: Jemand sprach zu mir, und es war, als wäre das ich, während dessen fühlte ich mich klein, plötzlich wieder Erwachsen, es wechselte auch irgendwie. Weder die Stimme noch „ich“ wusste wer er ist. Kurz drauf kristallisierte sich eine 5 oder 6 jährige heraus, die meinte sie wird mal so, mal so gennant und auch wieder anders. Sie war im Alltag, aber auch im Kindergarten, sie war in Trauma Situationen und machte schlimme Sachen ohne was groß zu empfinden, aber da hatte sie einen bestimmten Namen. Sie sagte mir, sie hat dies und das aus dem und dem Grund machen müssen, in der jetzt Zeit wo für ich Blackouts hatte. Sie blieb über Stunden vorne und redete mit meinem Mann, aber ich bekam es mit. Nun frag ich mich was sie ist ein EP oder ANP und was da überhaupt passiert ist. Vielleicht weiß du Sofie oder Wer anderes es?
        Und wie und woran kann ich das in der Praxis unterscheiden, wer ANP und wer EP ist? Zum Beispiel, so ne, die auf der Arbeit war taff, Entscheidungen kein Problem, Verantwortung, Planung, Organisation super. Zu Hause gab es die aber so gut wie nie. Ein ANP? Von der ich aber weiß und vieles mitbekam. Oder eine die ich nach dem sie in der Therapie sprach eher zu EP zählen würde, die aber die viel den Alltag schmeißt voller Perfektion und Genauigkeit. Gibt es ANP-EP Mischformen?
        Schon mal 1000 Dank. Hab zwar schon einiges an Literatur gelesen, aber diese Fachgesimmpel in der Praxis zu unterscheiden kann ich nicht.

      • ANPs entstehen, wenn auch der Alltag so unerträglich wird, dass eine Person alleine ihn nicht mehr schaffen kann. Es gibt durchaus ANPs, die zumindest teilweise von den Traumatisierungen wissen. Teilweise erhalten sie auch bewusst Zugriff auf einige wenige Traumatisierungen, um ein nachboren in andere Schichten zu vermeiden.
        Auch ANP-EP-Mischformen gibt es. Nicht jede Alltagsperson ist wenig emotional, was sie per Definition aber sein müsste.

        Auch EPs können sich überlagern. Es kommt z.B. vor, dass eine EP sagt, dass sie immer so einen Druck hat etwas bestimmtes zu tun. Wenn man nachfragt woher der Druck kommt, kann sie das manchmal gar nicht sagen. Schaut man dann genauer, steht hinter dem Druck eine andere EP, die sich mit ihren Emotionen auf die erste EP auswirkt.

        ANPs und EPs zu unterscheiden ist gar nicht so leicht. In der Heilung ist das vielleicht auch nicht so wichtig. Da geht es eher darum zu verstehen, was den Personen passiert ist und wie sie denken und fühlen. Das Konzept der strukturellen Dissoziation ist ein Modell, mit dem man in Therapeutenkreisen versucht zu erklären, was in den Betroffenen vor sich geht. EPs tragen dort die traumatischen Inhalte und Gefühle, während die ANPs für den Alltag zuständig, wenig emotional, phobisch für das Trauma und oft ganz oder teilweise amnestisch dafür sind. ABER: grade in größeren Systemen haut diese Unterscheidung oft nicht hundertprozentig hin. Alltag heißt dann nicht nur Socken stricken, waschen, putzen, einkaufen sondern z.B. auch mal einen Empfang für die Täter mitzuorganisieren.

        In deinem Beispiel würde ich das Kind eher als EP einordnen. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser „Jemand“ mit dem Kind geredet hat und es danach für dich spürbar wurde. An dem Kind warst du anscheinend sehr nahe dran und hast das mitbekommen und teilweise sogar aus seiner Sicht gespürt. Ansonsten ist es wirklich schwierig auf die Entfernung zu beurteilen, was da genau passiert ist. Ich will auch ungerne irgendwelche Mutmaßungen aufstellen, weil ich mir da unsicher bin, ob ich damit nicht mehr antriggere, als dass es zum Verständnis nützt, wenn ich so „blind“ in deinem System stochere. Kannst du vielleicht das Kind fragen?

        Das mit der Arbeit klingt nach ANP. Sie könnte auf den Alltagsbereich deinen Job zu schmeißen spezialisiert sein.

        Ich persönlich würde mich gar nicht darauf verstärken genau herauszufinden, ob ANP oder EP, sondern die Personen einfach mit dem ernst nehmen, was sie mitbringen. Für mich sind das Innen einfach alles größere oder kleinere Innenpersonen mit ihrer spezifischen Erfahrung und Expertenwissen für bestimmte Lebensbereiche. Die möchten wir gemeinsam verstehen und uns wieder vernetzen. ANPs von EPs zu unterscheiden können ja teilweise nicht mal die Therapeuten sicher, die sich das Modell erfunden haben. Da hört man auch oft nur ein „Das könnte eher…“.

        Ich hoffe meine Antwort hilft dir trotzdem weiter.

        Liebe Grüße,
        Sofie 🦋

      • Liebe Sofie,
        ich frage mich nach Deinen letzten Beiträgen zu diesem Thema ernsthaft: Was willst Du in der Klinik? Schlechte Erfahrungen machen? Du könntest mit Deinem Wissen wirklich Fachvorträge (und Dich dafür bezahlen lassen) halten oder ein Buch zum Thema dieser Art schreiben.
        Deine Antworten sind so klar und verständlich….Und gleichzeitig finde ich es so traurig, dass Du für Dich durch Dein Wissen, Dich immer noch so „unheil“ fühlst, dass Du glaubst in eine Klinik zu müssen. Und ich fürchte nicht minder ernsthaft, dass Du dort schlechte ERfahrungen machen wirst…die Dich erneut ins Leiden stürzt….wo sind denn in einer solchen Klinik Weißmäntel, die es aushalten, dass Du mehr weißt und Fachfrau bist als sie selbst? Aber vielleicht irre ich mich!

      • Liebe Melinas,
        das ist so lieb von euch und ehrt uns wirklich sehr! ❤️

        Ich glaube wir würden in der Klinik den Ursprung dieses Wissens gerne verarbeiten. Es ist nicht einfach damit umzugehen, weil so viel an schwerer Erfahrung dranhängt und das macht uns selbst das Leben oft unglaublich schwer. Es isoliert auch oft, weil wir es im Alltag so gut wie gar nicht teilen können. Vielleicht wäre dein Vorschlag es in Vorträgen zu nutzen gar nicht so schlecht. Ist nur die Frage, wer die hören wollen würde…

        Bis jetzt hoffe ich noch, dass die Therapeuten offen dafür sind gegenseitig zu lernen. In manchen Sachen haben auch wir einfach Lern- und Verarbeitungsbedarf.
        Vielleicht sehe ich Klinik auch grade als zu rosarot. Auf jeden Fall, werde ich aber berichten, wenn es so weit sein sollte! 😉

        Ganz herzliche Grüße,
        Sofie 🦋

      • Und ich merke einfach, dass Wissen alleine nicht ausreicht… ich sehne mich danach, im Fühlen begleitet zu werden. Vielleicht geht es euch auch so?

    • Hallo Melinas, 😊
      auch euch vielen Dank für die Geduld!

      Eine DIS entsteht nur bei Traumatisierungen vor dem fünften Lebensjahr. Danach kann „nur“ noch eine DDNOS entstehen. Sollte die Traumatisierung also erst mit 6 oder 7 Jahren begonnen haben ist eine DIS als Traumafolge nicht möglich.

      Ob eine Konditionierung eine DIS oder DDNOS hervorbringen kann, ist vor allem davon abhängig, mit welchen Methoden konditioniert wird. Konditionierung führt dann zur Persönlichkeitsspaltung, wenn sie auf schwerwiegender, wiederholter und langanhaltender Traumatisierung beruht.

      „Was ist der Unterschied von Programmierung und Konditionierung bei Dis oder DDNOS?“
      Deine erste Frage ist knifflig und komplex. 🙂 Wir versuchen es kurz:
      – Die Traumatisierung beginnt bei der DIS zwingend vor dem fünften Lebensjahr. ABER: Es ist umgekehrt möglich auch bei frühkindlichen Traumata eine alleinige DDNOS zu entwickeln.
      – Die Grundzüge der Konditionierungs- und Programmierungsmethoden unterscheiden sich nach dem Ziel, das damit erreicht werden soll.
      – Das Ziel legen zum einen der Täterkreis zum anderen die Fähigkeiten des Kindes fest.
      – Die Struktur des (Innen-)Systems wird bestmöglich den zu erreichenden Zielen angepasst. Verschiedenen Persönlichkeitsstrukturen haben unterschiedliche Vor- und Nachteile für einen Täterkreis.
      – Da bei der DDNOS nur eine Alltagsperson vorhanden ist, würde ein Programmierer darauf achten, dass kein weiterer ANP entsteht.
      – Viele Programmierungs- und Konditionierungsmethoden an sich sind bei der DIS und bei der DDNOS identisch. Sie werden lediglich den Zielen angepasst.
      – Die Alltagsperson bei einem DDNOS-System wüsste immer davon, wenn etwas läuft. Dennoch könnte sie nicht unbedingt eingreifen oder die Vorgänge in ihrem Inneren verstehen.

      Ich hoffe ich habe das soweit verständlich erklärt und alle Fragen soweit beantwortet. Sonst einfach, wie immer, nochmal nachhaken. Gerade zu deiner ersten Frage gäbe es unglaublich viel zu schreiben. Wir haben hier deshalb spezifisches Programmiererwissen ausgeklammert. Ich hoffe wir haben dennoch auch in unserer Kurzfassung den Kern deiner Frage getroffen.

      Liebe Grüße,
      Sofie

      • Liebe Sofie
        danke, dass Du Dir trotz Deiner unlängst so unerfreulichen, schockierenden Erfahrung mit den tumben Hausarzt – noch diese Antworten an Vergißmeinnicht und mich geschrieben hast. 1000 Dank dafür. Ich muss Deine Texte erst mal auf mich wirken lassen und sie einordnen. Aber ich hake garantiert noch nach. Man versucht ja immer seine Geschichte klarer zu kriegen….Nochmals Dank!!!

      • Liebe Sofie,

        Als Erstes vielen Dank für Erklärung zum Unterschied von DID/DIS und DSNNS/DDNOS. Dies deckt sich auch absolut mit dem, was wir aus allen uns vorliegenden Forschungsarbeiten und Analysen kennt. Auch die Schwierigkeit in der Unterscheidung von ANP und EP (weswegen im englischen ja auch die EP von verschiedenen Fachleuten nochmals ‚untergruppiert‘ werden) hast du meines Erachtens nach hervorragend dargestellt. Danke dir dafür!

        Aber bei folgendem Punkt möchte ich gerne etwas einhaken. Du schreibst:

        „Eine DIS entsteht nur bei Traumatisierungen vor dem fünften Lebensjahr. Danach kann „nur“ noch eine DDNOS entstehen. Sollte die Traumatisierung also erst mit 6 oder 7 Jahren begonnen haben ist eine DIS als Traumafolge nicht möglich.“

        Laut Huber heißt es:

        „Als auslösenden Faktor findet man bei über 95 Prozent aller DIS-PatientInnen eine Geschichte schwerer, langanhaltender frühkindlicher Traumatisierung in Form von sexuellem, physischem, psychischem und rituellem Missbrauch vor allem im Elternhaus, der _zumeist_ schon _vor dem fünften_ Lebensjahr begonnen hat.“

        Dagmar Eckers erklärte in einem Referat beim Institut für Traumatherapie Oliver Schubbe:

        „Ein kleines Kind verfügt noch nicht über Kampf-Flucht-Reaktionen, somit erhöht sich das Risiko einer Dissoziation. Je kleiner Kinder sind, desto eher reagieren sie bewusstseinsspaltend auf Bedrohungen. Ab dem _achten_ Lebensjahr reagiert das Kind eher überreizt und die Symptome sind deutlicher.“

        (https://www.traumatherapie.de/emdr/workshops/berlin2003/eckers)

        Bereits 1998 hieß es im Journal of Traumatic Stress, Vol. 11, No. 4:

        „…and the trauma scores for the earliest developmental period involved the first _6_ years of life. The reported traumas generally were of long duration.“

        Die isst-d sagte 2011 in ihren Guidelines:

        „Briefly, many experts propose a developmental model and hypothesize that alternate identities result from the inability of many traumatized children to develop a unified sense of self that is maintained across various behavioral states, _particularly_ if the traumatic exposure first occurs _before the age of 5_.“

        sowie:

        „DID develops during the course of childhood, and clinicians have _rarely_ encountered cases of DID that derive _from adult-onset trauma_ (unless it is superimposed on preexisting childhood trauma and preexisting latent or dormant fragmentation).“

        Laut all unseren Informationen, besuchten Fachvorträgen, Workshops, Fachbüchern und Studien ist die Aussage zusammengefasst:

        Im Regelfall tritt eine DID/DIS auf, wenn ein Trauma, dass die nichtdissoziative Bewältigungsfähigkeit des Kindes übersteigt, in der frühen Kindheit (je nach Fachkraft zwischen [0-2 wird allgemein als nicht erinnerbar und auslösend angesehen] dem 2-11 Lebensjahr) begonnen hat, über längere Zeit [meistens 1 oder mehr Jahre] angehalten hat und dem Kind nicht (ausreichend) geholfen wurde.

        Dieser ‚Regelfall‘ bedeutet demnach aber nicht, dass es keine ‚Ausreisser‘ gibt. Uns wurde mehrfach von verschiedenen Fachleuten erklärt, dass es auf die individuelle emotionale Reife und Bewältigungsfähigkeit des Kindes ankommt. Das Gehirn eines Kind ist nicht einfach nur des Alters wegen in der Lage nicht bewusstseinsspaltend zu reagieren. Sonst ließe sich auch nicht erklären, dass zwei Kinder gleichen Alters und mit (tatsächlich) gleicher traumatischer Erfahrung unterschiedlich reagieren. Das eine Kind bildet eine DID/DIS aus, das andere nicht.

        Wenn du anderslautende Fach-Literatur vorliegen hast, die alles über 5 Jahren explizit ausschließt, lasse mir das doch bitte zukommen. Ich bin immer darauf aus, die verschiedenen Punkte zusammen zu tragen und so ein möglich umfassendes Bild abgeben zu können.

        P.S.: Ich hoffe, die Formatierung des Textes wird sauber angezeigt…

      • Hallo, 🙂
        ich bin etwas erstaunt, weil ich spontan gesagt hätte, das steht doch in allen Fachbüchern so. Auch von meinen Therapeuten habe ich bislang nie anderes gehört.

        Bevor ich auf die offiziellen Quellen genauer eingehe, möchten wir persönlich einen Standpunkt dazu beziehen:
        Wir halten das nach unseren Erfahrungen und Wissensstand für ausgeschlossen. Ein 11-jähriges Kind entwickelt keine DIS ohne entsprechende frühkindliche Traumatisierung. Kein Programmierer dieser Welt, würde das bestätigen.
        Die Quelle für dieses „hohe Alter“ geht auch aus den Zitaten leider nicht hervor.

        „Uns wurde mehrfach von verschiedenen Fachleuten erklärt, dass es auf die individuelle emotionale Reife und Bewältigungsfähigkeit des Kindes ankommt. Das Gehirn eines Kind ist nicht einfach nur des Alters wegen in der Lage nicht bewusstseinsspaltend zu reagieren.“
        Doch. Genau das ist der Fall. Ein guter Programmierer überlegt sich nicht umsonst, was er bis zu welcher Altersstufe umgesetzt haben muss, weil er dann keinen Zugriff mehr auf bestimmte Ebenen hat. Da hat er auch keinen „Zeitvorteil“ wenn das Kind emotional weniger reif wäre. Das Kind ist natürlich in der Lage weiterhin zu spalten, jedoch nicht im Sinne einer DIS, sofern die Anlagen nicht gemacht wurden.

        „Sonst ließe sich auch nicht erklären, dass zwei Kinder gleichen Alters und mit (tatsächlich) gleicher traumatischer Erfahrung unterschiedlich reagieren. Das eine Kind bildet eine DID/DIS aus, das andere nicht.“
        Auch das lässt sich dennoch erklären. Das nämlich hat mit individuellen Persönlichkeitsmerkmalen zu tun.

        Ich möchte deine Fachkreise nicht Grundsätzlich in Frage stellen. Ausnahmen bestätigen wie man weiß die Regel.
        Dennoch frage ich mich, wie viele von denen selbst einmal versucht haben nach ihren Thesen eine DIS in einer höheren Altersstufe mit einem bis Dato gänzlich untraumatisierten Kind umzusetzen? Vermutlich und hoffentlich niemand. Ich möchte prophezeien, er wäre gescheitert.
        Einen fließenden Übergang von fünf Jahren bis zum sechsten Jahr, würde ich mir unter bestimmten Umständen ja noch eingehen lassen. Bei acht oder sogar elf Jahren bin ich aber definitiv raus. Das hat zudem mit den „frühkindlichen Traumatisierungen“, wie sie als Ursachen in der Literatur beschrieben werden auch nichts mehr zu tun.

        Das Zeitmanagement bei der Schädigung ist wichtig. Die zunehmende Myelinisierung des Gehirns spielt bei der Entstehung einer DIS eine große Rolle. Diese erreicht mit ca. fünf Jahren einen Zustand, der die Ausbildung einer DIS massiv erschwert. Zudem konnten sich dann bereits andere Verbindungen von neuronalen Netzwerken bilden. Der Neocortex und die Großhirnrinde wird zunehmend erschlossen. Synapsen bilden sich und erstellen andere gesunden Verbindungen. Je mehr davon zu beginn der Traumatisierung umgesetzt ist, desto unwahrscheinlicher bis unmöglich wird die DIS.
        Dann nämlich bleiben die Teile nicht mehr dauerhaft vom Bewusstsein getrennt, wie es bei der DIS der Fall ist. Es greifen andere Bewältigungsstrategien.

        So, nun zur Literatur:
        Auf die schnelle habe ich das Untenstehende gefunden. Bei Gelegenheit werde ich Zitate aus den Büchern nachreichen. Die habe ich leider nicht dauerhaft greifbar.

        Michaela Huber schreibt in „Multiple Persönlichkeiten – Überlebende extremer Gewalt“, dass bei der Ausbildung einer DIS Gewalt vor dem fünfen Lebensjahr vorliegt.

        In rituelle Gewalt ein Handbuch wird das auch so beschrieben.

        Außerdem finde ich folgende Texte diesbezüglich interessant:
        Michaela Huber – extreme Gewalt, extreme Dissoziation
        – Zur Gehirnentwicklung findet man ebenfalls etwas bei Huber – Frühes Trauma – späte Folgen
        http://flexikon.doccheck.com/de/Dissoziative_Identitätsstörung
        – Die Internationale Gesellschaft für die Erforschung von Dissoziation beschriebt die Altersspanne bis zum sechsten Lebensjahr als Diagnosehinweis.
        – Das Ärzteblatt

        Liebe Grüße,
        Sofie

      • Was ich noch gerne hinzufügen möchte:
        Wir sind auch nur ein Mensch. 😉
        Es kann sein, dass wir uns irgendwann eines besseren belehren lassen müssen, auch wenn wir nicht davon ausgehen. Die Erfahrungen die wir haben sind für uns an dieser Stelle klar. Andere Menschen können aber durchaus andere Erfahrungen gemacht haben, als wir.
        Ich glaube, da ist es wirklich wichtig, dass jeder für sich auch nochmal prüft, was für ihn stimmig ist.
        Danke dir, dass du dir so viel Aufwand gemacht hast diese Sicht dazu zu stellen. 🙂

      • Ich finde es total cool, auch wenn es unterschiedliche Sichtweisen zwischen dir und dem Bunten Ring, dass diese hier dargestellt werden… Programmierung ist nicht so mein Schwerpunkt, aber mal zu einem anderen Thema alles an Zitaten zusammen zu werfen, was wer so gelesen hat, das fände ich schon cool… so würden wir gemeinsam lauter „Handzettel“-Artikel erstellen… mit Zitaten und Erfahrungen… spontan zum Thema: Imaginationstechniken… damit auch die Erfahrungswelt ankommt in der Theoriewelt 🙂

      • Ja, die Idee ist cool! 😍
        Das würden wir dann aber in einem separaten Beitrag machen wollen. Sonst werden hier die Themen so vermischt. Einen Versuch wäre das aber auf jeden Fall wert.

      • Hallo Sofie,

        Ja, all deine wissenschaftlichen Aussagen bezüglich des Kindlichen Gehirns sind absolut korrekt und stimmig. Wie du korrekterweise schreibst: „Diese erreicht mit ca. fünf Jahren einen Zustand, der die Ausbildung einer DIS massiv erschwert.“

        Ja, die Ausbildung einer DIS ist danach wesentlich erschwert – aber halt nicht pauschalisiert unmöglich.

        Auch die ISSD-D, die du anführst schreibt auf der von dir angegebenen Seite: „Als auslösenden Faktor findet man bei über 95 Prozent aller PatientInnen mit DIS eine Geschichte schwerer, langanhaltender frühkindlicher Traumatisierung in Form von […] Mißbrauch vor allem im Elternhaus, der zumeist schon vor dem fünften Lebensjahr begonnen hat“ und belegt dies mit den Studien von Coons et al. 1988; Fagan & Mc-Mahon 1984; Kluft 1985a; Putnam et al. 1986 und Ross et al. 1989, 1991a

        In der Erklärung am Ende heißt es tatsächlich:

        „Zusätzliche (unspezifische) Hinweise für das Vorliegen einer dissoziativen Identitätsstörung können nach Kluft (1991) und Ross (1989) folgende Faktoren sein:
        […]
        in der Anamneseerhebung eine Vorgeschichte einer (sexuellen) Traumatisierung vor dem sechsten Lebensjahr.“

        Was das Thema Programmierung angeht und den dafür nötigen „Zeitrahmen“ bin ich Übrigens voll bei dir. Und ja, auch ich hoffe, dass niemand versucht eine DIS/DIS „in einer höheren Altersstufe mit einem bis Dato gänzlich untraumatisierten Kind umzusetzen“.

        Ich habe zwei Betroffene bei Der Bunte Ring in der Begleitung gehabt, die im Alter von 8 und 9 Jahren waren, als sie die ersten Traumata erlebten und diese beiden sind mit der Diagnose DID/DIS von sämtlichen Kliniken und Fachleuten eingestuft worden. Ob tatsächlich keinerlei frühere Traumatisierung vorlag konnte bei beiden Damen aber nicht geklärt bzw. endgültig ausgeschlossen werden. (Ja, ich habe die Erlaubnis eingeholt, dies schreiben zu dürfen, die Personendaten sind bekannt werden aber aus Datenschutzgründen nicht heraus gegeben).

        Eine Sache noch: Ich möchte nicht, dass es wirkt, als ob ich dir „Unrecht“ oder „Fehlinformationen“ unterstelle. Es geht auch nicht um Recht haben. Sondern eben um einen Austausch von Meinungen, Wissen und Erfahrung. Es ist wirklich ein hochqualitativer, bereichernder und fachlicher Austausch unter Betroffenen, den ich hier mit dir und den anderen erlebe. Danke!

        Und bevor ich es vergesse: Ich weiß, dass du und ihr „auch nur ein Mensch“ seid – so wie auch ich. Und ich schätze dich und euch für diese Menschlichkeit. Stolze Theoretiker ohne Herz haben wir genug in der Gesellschaft, da sind Menschen wie ihr ein echter Lichtblick.

      • Eine Traumatisierung vorher ist nicht ausgeschlossen, nur weil die Damen es nicht erinnern.
        Wir haben uns an die ersten Traumata ewig nicht „erinnert“! Und „wenn eine Programmierung perfekt ist, erfährt man nichts von ihr im Außen oder von den ANPs“ – sinngemäß aus meiner Erinnerung nach Alice Miller…

      • Ja Vergißmeinnicht…der Gedanke ist mir auch schon gekommen, dass vor der 1. Erinnerung an den sex. Mißbrauch mit 7 Jahren – den ich erst 30 Jahre später erinnert habe – ja auch noch andere Mißbräuche hätten stattgefunden haben können, von denen ich halt bislang nix weiß und vielleicht auch nie was wissen werde (wegen mangelnden Erinnerungsvermögen eines Kleinkindes z.Bsp.) aber ich habe ja eine DDNOS wahrscheinlich – bin immer wieder irritierbar und verwirrt, wenn ich wie jetzt hier lese, eine DDNOS hat höchsten einen ANP und ich aber im letzten gescheiterten Therapieversuch doch ganz klar eine Zweite da war, die wir sogar sehr genau untersucht haben.
        Ja, für mich ist das Wissenwollen „was war denn nu“ auch immer so wichtig – man will ja verstehen und einordnen können, wie man geworden ist und warum.

      • Bei uns gibt es auch mindestens 2 ANP, was mir nicht bewußt war. Also bei uns gab es schon lange Erinnerungen aus dem Alter mit 2 Jahren, jedoch keine traumatischen. Es ist also durchaus möglich sich an dieses Alter zu erinnern. Aber wir haben ein 2 jährigen Jungen vor paar Wochen entdeckt, der meinen Mann streicheln „wollte“. Wir kennen seine Geschichte nicht. Alles kommt von alleine, wenn man einigermaßen verkraften kann was man da sieht. So ist zumindest unsere Erfahrung.
        Lange war alles verschlossen, wir wussten im Grunde fast nichts, aber nach der Beerdigung unseres Vaters geht es den Innens nicht schnell genug sich mitzuteilen!
        Gibt es bei euch denn Blackouts (haben euch Menschen im Außen Hinweise drauf gegeben?
        Ich bin amnetisch dafür, sehe nur Auswirkungen oder andere erzählen es mir.), Melinas?

      • Hallo Vergissmeinnicht und das Leben danach…
        Ob ich black outs habe? fragst Du. Nun ich denke eigentlich immer – höchstens Sekunden. Aber ich habe eine Freundin, die mich seit fast 30 Jahren kennt und die sagt immer “ Du hast ein gnädiges Gedächtnis“ – ich denke sie meint damit, dass ich vieles nicht mehr weiß – nicht mehr erinnere (und das sagt sie schon seit Jahrzehnten und ich glaube das ist kein Alzheimer 🙂 Und ich treffe auch ständig Leute die ich nicht kenne, sie mich aber schon – ich erinnere mich dann auch nicht, wenn sie mir erzählen wo und wann (ich sag dann immer „ach, ich weiß grad nicht wo ich sie hintun muss“ und wenn sie mir dann erzählen woher sie mich kennen – keine Ahnung.)

      • Hallo Melinas,
        ich bin ja keine Fachfrau, aber ich würd dann sagen, wenn du Blackouts und mehrere ANPs hast, dann hast du DIS. Vielleicht kommen die Erinnerungen an früher noch.
        Im Grunde ist es eh egal wie die Diagnose genau heißt, Hauptsache es wird mit den Innis persönlich gearbeitet in der Therapie.
        Meine Erfahrung ist, dass es nicht viel bringt mit ANP über die Erlebnisse und Verhalten der EPs zu sprechen, es löst sich nur wenn die EPs es selber erzählen, gehört und „gerettet“ werden.
        Leider halten viele Therapeuten das nicht so…
        Liebe Grüße

      • Von unserer Seite noch ein kleiner Nachschub zum Thema Altersgrenzen:
        Wir haben bezüglich der Entwicklung einer DIS nach dem 5. Lebensjahr heute unsere Therapeutin befragt. Sie meinte, sie hätte bislang von einer strikten Altersbegrenzung weder gehört, noch gelesen und meinte sie sei da einfach offen für alles. Das Gehirn sei bis ca. zum 10. Lebensjahr sehr formbar. Ob es nach dem 5. Lebensjahr noch im Sinne einer DIS reagiert sei für sie zumindest eine mögliche Option. Unsere Aussage diesbezüglich könne sie aber fachlich weder bestätigen noch widerlegen, weil sie selbst darüber noch nie so intensiv darüber nachgedacht hat und das auch in den Ausbildungen so explizit nie Thema gewesen sei.

        Ich denke es macht tatsächlich Sinn einfach offen für seine eigene Geschichte zu sein. Wir haben aus unserer Erfahrung eine ganz feste Vorstellung zu der Thematik in unserem Kopf. Die Realität eines anderen Menschen kann sich aber auch davon unterscheiden. Da dürfen Wahrheiten nebeneinander stehen und keine ist besser oder schlechter. Für das System in dem wir aufgewachsen sind, funktioniert das nicht. Für andere Umstände lassen sich eventuell andere Regeln finden.
        Es macht keinen Sinn nach Erfahrungen vor dem 5. Lebensjahr zu suchen, wenn sie nunmal derzeit nicht da sind. Dann ist das so. Deswegen sind die Menschen dann auch nicht weniger Viele oder ihre Erfahrungen weniger wert.

        Beim reflektieren heute in der Therastunde ist uns außerdem nochmal bewusst geworden, dass wir auch in unserem Kopf klar eine „programmierte DIS“ und eine „normale“ DIS unterscheiden müssen. Das kommt als ein Faktor für unsere dargelegte Sicht mit Sicherheit dazu.

        Ganz liebe Grüße,
        Sofie und Co 😀

      • Danke Vergissmeinnicht….ja ich war auch schon mal weiter davon entfernt – von dieser „Nachdenke über ANPs und EPs“ – aber durch diese Diskussion zu diesem Thema war ich ganz verunsichert geworden. Und ich bin mittlerweile auch wieder da, dass ich es als nicht so wichtig finde – jedenfalls nicht in meinem jetzigen Stadium. Aber Danke fürs nachfragen und antworten. 😉

      • Da bleibt uns jetzt nichts übrig als beide Meinungen so stehen zu lassen und sie den Lesern einfach als Info anzubieten.
        In dem Fall bin ich persönlich „kompromisslos“. Für mich ist Fakt, dass eine DIS später nicht entsteht. Ein Alter von acht oder neun ist für mich nicht mehr ca. fünf und frühkindlich schon gar nicht.

        Bezüglich der Klienten, auf die du dich beziehst, enthalte ich mich hier eines Kommentares, da ich sie nicht kenne. Das wäre nicht fair.

        Ich hatte nicht das Gefühl, dass du mir etwas unterstellst. Das wollte ich umgekehrt übrigens ebenso wenig. 😉
        An der Stelle bin ich nur sehr festgelegt und halte unabhängig von irgendwelchen Fachtheorien auch einfach an meiner Sicht fest. Da greife ich einfach auf den guten alten Erfahrungswert zurück.

        Weißt du, manchmal finde ich diese ganzen Fachbücher, neben dem Informationswert, auch schrecklich. Jeder muss irgendwie eingruppiert werden oder sich in irgendwelchen Theorien wiederfinden. An manchen Stellen hatten Menschen wie „Sybil“ oder Trudi Chase in Aufschrei auch einen entscheidenden Vorteil: Sie durften einfach sich selbst finden und damit „Geschichte schreiben“. An der Stelle wünsch ich mir deshalb einfach, dass sich jeder hier die Info aus der Diskussion zieht, die er gerade braucht und für sich am stimmigsten findet.

        Danke dir für die Anreicherung mit einem anderen Blickwinkel. 🙂

      • @vergissmeinnichtdaslebendanach – Da hast du absolut recht. Genau deswegen schrieb ich es auch so in meinen Kommentar. Auch ich kann nicht ausschließen, dass da vorher bei den beiden Damen ein Trauma vorgelegen hat, das bisher nicht bewusst gemacht werden konnte.

        @Sofie – Ja, ich gebe dir recht: Es ist teilweise sehr schrecklich wie eng gefasst die (sogenannten) Fach-Bücher und -Leute so sind.

        Und es wäre gut, wenn man da eher so wäre wie die klassischen Mediziner. Die sagen bei einem verdrehten Bein auch nicht nach einfachem drauf schauen: „Ja, Bein gebrochen, Gips drum, fertig.“, sondern: „Das ist wahrscheinlich gebrochen. Wir schauen mal im Röntgen genauer hin und entscheiden dann, was gemacht werden muss.“ Und dann kann es halt sein, dass ein Gips reicht, oder aber operiert werden muss und bei der OP dann ganz anders verfahren werden muss als eventuell gedacht.

        Ich denke aber auch, dass diese ‚Offenheit‘ bei Betroffenen selbst und untereinander notwendig ist. Denn wenn wir als Betroffene dazu neigen, andere pauschalisiert nicht ‚ernst‘ zu nehmen, weil sie dem Schema möglicherweise nicht komplett oder in den ‚Kernpunkten‘ entsprechen, sind wir genauso wie die Fach-Bücher und -Leute, die diese Schemata fixieren.

        Ja, diese Informationen stehen lassen ist gut. So geben du und ich eben anderen Betroffenen die Möglichkeit, zu schauen, was bei ihnen selbst zutrifft. So geben wir eventuell anderen Betroffenen die Möglichkeit, „einfach sich selbst finden und damit [ihre]„Geschichte“ [zu] „schreiben““.

        Im Übrigen hast du bei mir durch diesen Austausch auch ein genaueres Hinschauen bewirkt in Bezug auf die Betroffenen, die zur Zeit ‚Klienten‘ bei Der Bunte Ring sind. Und dies wird sicher den Betroffenen auch wieder zugute kommen. Danke dir dafür!

      • Ich werde auch bei Gelegenheit nochmal genauer bei meiner Therapeutin nachhaken. Die hat doch schon einige Multis betreut. Vielleicht weiß sie da auch was interessantes. Man soll ja nie ausschließen, dass sich der Horizont erweitert… Genauer hinschauen will ich da jetzt auch. Das interessiert mich. 😉

        Ja, auch unter den Betroffenen, wäre zumindest „Toleranz“ ein gutes Stichwort. Wobei ich dazu sagen muss, dass wir persönlich das phasenweise für unsere Heilung auch brauchten, uns von anderen Strömungen erst mal zu Distanzieren. Sonst wären wir ständig in einer viel zu Verwirrenden Informationssuppe geschwommen. So wären wir unfähig gewesen uns uns selbst anzunähern und zunächst nur für uns selbst einen Standpunkt zu beziehen. Ich glaube offen kann letztlich nur sein, wer die eigenen Grenzen leben durfte.

        Ganz liebe Grüße und ebenfalls Danke!
        Sofie 🦋

  7. das zitat von alice miller hat auch bei mir voll angedockt, ohne beachtung der programmierung.
    ich habe zu dis bisher nichts gelesen. scheue mich davor. mag auch nicht so viel drüber nachdenken. durch eure und andere beiträg, bin ich nun zu der einschätzung gekommen, dass ich definitiv nicht in eine dis-kategorie falle, wenn dann schon eher ddnos und auch die borderline-struktur liegt da sehr nah dran.

  8. Muss doch noch was kurz fragen:
    Versteh ich das richtig, dass für die Programmierung auch Intelligenz und das Wissen dazu notwendig ist? Oder kann eine Programmierung auch durch „Zufall“ beim wiederholtem Trauma mit Abspaltungen entstehen, zB. wenn ein Vater immer wieder bestimmte grausamen Dinge tut und verlangt und über Zwang, Qualen und vorgegaugelte „Liebe“, vielleicht Drohungen „arbeitet“, ohne zu wissen was Programme sind. Oder ist das dann wieder ne Konditionierung?

    • Ja, das verstehst du richtig. 🙂
      Eine Programmierung ist nie Zufall. Der entsprechende Programmierer sollte wissen was er tut. Das ist bei manchen mehr, bei anderen weniger der Fall, aber sie alle wollen etwas bewusst herbeiführen.
      Die Intelligenz ist übrigens nicht nur beim Programmierer entscheidend, sondern auch beim Opfer.

      Dein Beispiel wäre dann eine Konditionierung.

      • Liebe Sofie und die Schmetterlinge,
        Wir danken euch so sehr für eure Antworten. Es lässt uns so viel verstehen… Das hat bisher noch kein Thera oder Buch geschafft!
        Am liebsten würden wir euch als Therapeutin wählen, oder ein Coaching buchen. ❤
        Bei uns ist verstehen so wichtig, sonst komm ich gegen diese Zweifel, dass alles bloß eingebildet ist nicht an. Täglich geht es hin und her zwischen Wissen und Zweifel, das kostet so viel Kraft und lässt viele in uns immer wieder verzweifelen…
        Also vielen lieben Dank für diesen euren kostbaren Blog.
        Und viel Kraft auf eurem Weg.

      • Wow! Danke für dieses dicke Lob! 😊
        Wir „coachen“ gerne mit, wenn mal wieder Fragen auftauchen und wir helfen können. Wer weiß, was sich in Zukunft noch so ergibt… Wir haben früher mal eine Therapeutin und ihre Patienten gecoacht. Ist schon einige Jahre her, aber das würden wir gerne irgendwann wieder tun.

        Wir leben auch vom verstehen und können das so gut nachvollziehen. 🙂

        Euch auch viel Kraft!
        Sofie und die bunten Schmetterlings

  9. Pingback: Gemeinsam denken… – … Leben mit dissoziativer Identitätsstruktur

  10. Vielen Lieben Dank Sofie & Co, dass ihr euch da nochmal so sehr mit beschäftigt habt und einen Teil eurer wertvollen Therapiezeit dafür aufgebracht habt. Außerdem: Hut ab, dass ihr bereits seit das so offen darzulegen. Es hätte sicher keiner „gemeckert“, wenn du das ohne einen weiteren Kommentar von euch hättest stehen lassen.

    Danke nochmals!
    Weiterhin alles Gute für dich und die deinen.

    P.S.: Ich hatte dir im Übrigen noch eine E-Mail mit einer Rückfrage geschickt. Es wäre echt nett, wenn du mir eure Meinung dazu noch mitteilst. Ansonsten habe ich aber auch keinerlei Problem, es so stehen zu lassen.

    • Ne, das war mir wichtig. Ich vertrete auf dem Blog zwar meine/unsere Meinung, aber Platz für Reflexion muss schon sein. Wir sind ja nicht unfehlbar und lernen gerne dazu.
      Danke für deine Rückmeldung! 😊

      P.s.: Gut, dass du das mit der Mail hier erwähnst. Da schau ich sonst nämlich selten mal rein. Mach ich gleich mal…😉

      • Danke dir für die Rückmeldung per E-Mail. Ich fände es wie ich dir in der E-Mail schrieb, sehr gut, wenn aus den ganzen Kommentaren noch ein eigener Beitrag erwachsen würde 🙂

        Wie besprochen dann noch die „Recherche-Ergebnisse“ von mir:

        Ich habe das Thema beim Therapeuten angesprochen, der ja auch nun schon lange genug mit dissoziativen Patienten arbeitet sowie verschiedene Fortbildungen und Kurse unter anderem bei Nijenhuis und den anderen ‚Spezialisten‘ hatte.

        Der Thera bestätigte, dass deine Aussage in wohl weit über 99 Prozent der Fälle genau so stimmt und wies mich aber nochmal darauf hin, den Facharzt zu fragen, der mich betreut, da dieser im Bereich Gehirnforschung bereits das ein oder andere gemacht hat.

        Also habe ich gerade dort angerufen. Der Facharzt meinte, dass es einige wenige belegte Fälle in der Gehirnforschung gibt, wo eine Entwicklungsverzögerung der Patienten so ausgeprägt ist, dass bei solchen Personen die Entstehung einer DIS/DSNNS theoretisch auch im Alter von 8 oder 9 Jahren möglich gewesen wäre. Diese Betroffenen würden dann auch im Erwachsenenalter ‚hinterher hinken‘, was die Erschließung des Neocortex und der Großhirnrinde angeht und die Synapsen würden bei diesen Personen bis ins Erwachsenenalter hinein nicht so verbunden, wie es normal wäre. Die Fälle der Entwicklungsverzögerung, die er hatte, waren aber nicht von DID/DIS betroffen. Er hält es aus medizinischer Sicht zwar für möglich aber für extrem unwahrscheinlich. Auch er geht eher davon aus, dass eine solche Person dann vorher bereits Traumata erlebt hat, die nicht unbedingt erschlossen werden können.

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