ABC-Etüden: Abendbrot – heimatlos – auszeichnen

Ich lege mein Buch zur Seite. Mein Blick fällt nach unten auf die Handarbeiten. Durch das dünne Nadelör ist immer noch ein Garnrest gefädelt. Aus dem kleinen Köfferchen hängen bunte Fäden und Garne in verschiedenen Stärken. Passend. Er muss passend sein. Anders kann er seinen Zweck nicht erfüllen. Nicht zu dünn. Nicht zu dick. Alles andere ist wertlos und lässt einen nichts anknüpfen.

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Systemleichen – wenn Gesellschaftsstrukturen töten

Die Kaffeemaschine rattert. Mein Blick starrt in den leeren Kühlschrank. „Was wollte ich noch gleich?“ Über die Wangen laufen Tränen. Der Tod nimmt mich mit. Meine Gedanken schweifen zu den gewaltbetroffenen Menschen in meinem Umfeld, die sterben mussten, weil es keine Hilfe gab oder sie zu spät kam. Wut schießt mir zwischen die Trauer in die Kehle. Ich lese immer wieder Beiträge mit dem O-ton: „Betroffene müssen halt etwas tun wollen und für sich kämpfen, dann kann man alles erreichen. Rechte müssen eben eingefordert werden. Von außen kann das niemand für sie machen. Wer es nicht schafft und anpackt, will Veränderung eben nicht genug.“ Das hohe Ross der Gesellschaft macht selbst vor der Überheblichkeit  Gewaltbetroffener nicht halt, die anfangen auf andere Opfer nach unten zu treten, sobald sie etwas an Leistungen für sich erreicht haben. „Die müssten halt… Ich hab es ja auch geschafft.“ Nein „die“ müssten nicht! Die Gesellschaft müsste. Was und weshalb erklärt der folgende Beitrag:

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Trauma und Tagesstruktur

Das Leben folgt aus sich heraus gesunden Rhythmen. Sie geben uns Sicherheit und Verlässlichkeit. Machen Abläufe berechenbar. Herzschlag und Atmung oder Schlafen und Wachen sind Beispiele für Rhythmen, um die sich menschliches Leben ganz automatisch organisiert. Wir brauchen diese Orientierung als eine Art inneren Leitfaden. Die Tagesstruktur passt sich optimaler Weise inneren Rhythmen an und lässt uns so ein erfülltes Leben im Einklang mit unserer Biologie führen.

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Vom Hängen gelassen werden – wenn Gewalt plötzlich die beste Option ist

Es gibt Situationen, da klammern wir uns noch heute an den Aggressor, versuchen sie mit ihm zu klären, statt uns umzudrehen, zu gehen und manche Dinge einfach nicht mit uns machen zu lassen. Ein Konflikt. Wie lösen, wenn der andere erst Grenzen massiv überschreitet, dann blockiert, die Welt verdreht und letztlich schweigt. Ein Schmerz durchfährt uns. Die Wunde sitzt tief und in unserem Kopf wollen alte Bilder neu begriffen werden:

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Dissoziation als Überlebessstrategie

Dr. Brigitte Bosse, Leiterin des Traumainstituts in Mainz erklärt Dissoziation. Ab Minute 34,22 wird strukturelle Dissoziation erklärt. Der neuere Begriff „pDIS“ wird noch nicht verwendet, ist bislang aber unter dem Begriff der DDNOS in den Bereich der sekundären strukturellen Dissoziation eingeordnet. Die DIS und ihre Ursachen sind auf Ebene der tertiären strukturellen Dissoziation auf oberster Ebene separat aufgeschlüsselt und werden später im Video auch zur DIS nach RG-Erfahrungen unterschieden.

Imitierte oder falsch positive DIS

Die DeGPT weist in einem Schriftstück auf das Problem der „imitierten“ oder auch „falsch positiven DIS“ hin. Menschen gingen fälschlicher Weise davon aus an einer DIS zu leiden, weil sie durch frei zugängliche Informationen etwa in sozialen Medien auf das Krankheitsbild aufmerksam gemacht wurden oder von nicht ausreichend qualifizierten Fachpersonen falsch diagnostiziert worden wären.

Weiter heißt es: „So zeigen sich in sozialen Medien manchmal Menschen, die vermutlich nicht an einer DIS leiden und ihre angeblichen Anteile offen darstellen. Ein Kernelement der DIS ist jedoch, dass sich Persönlichkeitszustände aufgrund ausgeprägter Scham und Angst möglichst nicht zeigen und erst im Laufe störungsspezifische Therapie zugänglicher werden. In einer qualifizierten professionellen Diagnostik kann eine imitierte DIS identifiziert werden, weil sich deren Symptom-Präsentation von einer echten DIS deutlich unterscheidet.“

Der letzte Satz dürfte auch schon eines der größten Probleme für alle ratsuchenden Patienten sein, die das Gefühl haben, etwas von der Diagnose an sich wiederzuerkennen. Es gibt so gut wie keine ausreichend qualifizierten Therapeuten und Facheinrichtungen, die in der Lage sind saubere Diagnostik zu komplexen Traumafolgestörungen zu betreiben. Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass egal ob am Ende „fake“ oder „echte“ DIS ein enormes psychisches Problem bei den Menschen vorliegt, das spezifische therapeutische Hilfe erfordert. Es ist kaum zumutbar mit dem Verdacht, man könnte unter einer so schwerwiegenden Diagnose leiden, alleine gelassen zu werden und über Monate oder gar Jahre im Versorgungssystem auf sich gestellt zu sein. So sehr Patienten mit DIS mit den Teils kuriosen Fakedarstellungen ihrer Erkrankung zu kämpfen haben, so wenig wird man dem her werden, wenn man nicht ausreichend Anlaufstellen schafft und leidende Menschen nur auf den Austausch in dafür unqualifizierten Plattformen zurückgreifen können.

Um weitere Trittbrettfahrer zu vermeiden, ist es aus meiner Sicht wünschenswert, mit der Weitergabe von Informationen zur Ausgestaltung und Innenwelt der Diagnose sparsam und verantwortungsbewusst umzugehen. Mit Vorsicht sind alle allzu schillernden, bunten und farbenfrohen Schilderungen von Innenwelten zu genießen. Die sehr erfahrene Traumapsychologin Gabi Breitenbach sagte dazu, dass sie noch nie einen inneren Anteil oder eine Innenperson getroffen hätte, die mehr beinhaltet habe, als das was in ihrer Funktion zum direkten Überleben in der Vergangenheit notwendig war. Das gilt nicht zuletzt auch für Fabel-, Fantasie- und Tierwesen. Es ist wichtig sich immer wieder daran zu erinnern, dass die dissoziative Abspaltung von Innenpersonen letztlich eine Überlebensleistung ist, bei der unser Körper nicht mehr Ressourcen für die Ausgestaltung verschwendet, als unbedingt notwendig. Die Umweltanforderungen lassen die Innenwelt oft kompliziert genug werden. Für alles weitere ist kein Raum.

Egal, ob Menschen nun selbst über die DIS Diagnose schreiben oder auf der Suche nach der eigenen inneren Wahrheit darauf stoßen: Geht achtsam, verantwortungsbewusst und respektvoll mit den Informationen um! Die beste Recherche im Internet und in Fachbüchern ersetzt keine Diagnose bei einem erfahrenen Spezialisten, auch wenn man danach oft lange und schmerzhaft suchen muss! Wenn du dir selbst noch so sicher bist, die Ursache deines Erlebens zwischen den Zeilen von Betroffenen gefunden zu haben, bitte Betreibe keine öffentliche Aufklärung zur Diagnose, bevor du sie nicht wirklich eindeutig von Fachtherapeuten erhalten hast! Bitte sei so fair und sage das im öffentlichen Austausch einfach dazu. Das macht dich nicht unglaubwürdiger, hilft aber allen einzuordnen wo du stehst und sich selbst ein Bild zu machen, wie sie für sich die Informationen werten wollen. Wir können uns als Betroffene gerade jetzt, in der die Diagnose öffentlich trotz Validität oft so an den Pranger gestellt wird, nicht leisten, dass damit Schindluder betrieben wird!

Quellen: https://www.degpt.de/archiv/upload/DeGPT-Dateien/QA%20Psychotraumatologie_annex2.pdf

Good News – Programmbeschwerden gegen Jan Böhmermann wegen Sendung zu ritueller Gewalt erfolgreich

Bildquelle: Screenshot YouTube mit Update Sticker bearbeitet

Der Fernsehrat hat gestern den Beschwerden zur Sendung des ZDF „Magazin Royal“ mit Jan Böhmermann über rituelle Gewalt stattgegeben. Stellvertretend für die zahlreichen Einsendungen wurden diesbezüglichen unter anderem die Darlegungen des UBSKM diskutiert. Das Ausmaß des erlittenen Unrechts für die Betroffenen sexualisierter, organisierter und ritueller Gewalt dürfte mit der Entscheidung nochmal deutlich sichtbar und objektiviert werden, zumal der Fernsehrat in den letzten Jahren praktisch nie eine Beschwerde angenommen hat. Die verhetzende Wirkung, mangelnde Differenzierung und gezielte Stimmungsmache gegen Opfer wurde bei der Abstimmung von der Mehrheit der Fernsehratsmitglieder anerkannt.

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Mind Control und Programmierung – Warum die Begriffe im therapeutischen Kontext in der Arbeit mit Opfern organisierter, ritueller Gewalt völlig legitim sind

In der Berichterstattung über organisierte und rituelle Gewalt ist seitens der Leugnerbewegung eine hitzige Diskussion über den angeblich verschwörerischen und unseriösen Gebrauch von Begriffen wie „Mind Control“ und „Programmierung“ in der Therapie von Gewaltopfern entstanden. Helfern, die diese Worte für die Umschreibung des Zustandes ihrer Klienten wählen, wird neuerdings gerne in einem Atemzug direkt der Glaube an eine Weltverschwörung und unwissenschaftliches, patientenschädigendes Gedankengut unterstellt. Das ist jedoch keinesfalls pauschal so als Aussage vertretbar! Erklärung folgt:

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Gegen manche „Piltze“ ist kein Kraut gewachsen – Die Kruden Thesen des Traumagurus im Spiegel

Gegen manche Piltze ist kein Kraut gewachsen. Der Journalist Christopher Piltz, der sich nun wiederholt einen Namen dafür gemacht hat, die Opfer und Helfer organisierter sexueller und ritueller Gewalt zu diffamieren, hat im aktuellen Spiegelmagazin erneut zugeschlagen. Da er offenbar immer noch nicht in der Lage ist Definition sauber und journalistisch unbewertet wiederzugeben, obwohl es ihm viele Fachverbände und das UBSKM schon bei den letzten Artikeln zu erklären versuchten, hier erneut eine Stellungnahme und Analyse seiner Aussagen:

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Rituelle Gewalt in der katholischen Kirche

Das Bistum Münster hat im März seine Beratungstelle für organisierte sexuelle und rituelle Gewalt geschlossen. Der bischöfliche Beauftragte Dr. Antonius Hamer gibt als Grund an, dass weder Theorien über rituelle Netzwerke belegt, noch ritueller Missbrauch durch angeblich im Verborgenen organisierte Täterorganisationen nachgewiesen sind. Vor dem Hintergrund könne man die Fortführung der Beratungsstelle nicht vertreten.

Was man auch nicht vertreten kann, ist der erwiesene Missbrauch durch katholische Geistliche, der in vielen Fällen per Definition des UBSKM ebenfalls zu rituellem Missbrauch zählt. Die geschlossene Beratungsstelle befasste sich nicht zuletzt auch mit dem rituellen Missbrauch und den Netzwerkstrukturen von katholischen Geistlichen. Man hat sich mit der Schließung nicht etwa gegen eine vermeintliche Verschwörung zum Schutz der Bevölkerung gewandt, sondern auch gegen die Aufklärung der Straftaten in den eigenen Reihen!

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